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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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Nachdem ich deinetwegen verhandelt habe, fing ich an, eine Halle zu erbauen und größere Wohnquartiere, aber die werden nicht vor dem Spätherbst fertig sein. Bis dahin wirst du mit dem Wohnturm vorlieb nehmen müssen."
    Flüchtig schloss Eleanor die Augen, um ihr Entsetzen zu verbergen. „Aber ich kenne dort niemanden."
    „Gilbert schickt eine alte Frau und einige Mägde. Er hat deine Schwester als Gesellschafterin angeboten, aber ich hatte von ihrem Geflenne genug, als Fuld sie zu mir schickte. Falls es eine andere Frau gibt, die du mitbringen möchtest, dann tu das." Roberts Blick schweifte zu den Edeldamen am anderen Ende des Frauengemachs. „Wenngleich ich bezweifele, dass du jemanden findest wirst, der gern mitkommt."
    Eleanor dachte an Herleva. Sie wäre gewiss gern mit ihr gekommen. Laut brachte sie heraus: „Nein, es gibt niemanden, den ich mitnehmen möchte."
    Belesme schien erleichtert zu sein. „In Ordnung. Meine Männer sind nicht an Frauen gewöhnt." Er griff nach Eleanors Händen und hielt sie fest. „Lass uns hoffen, dass dein Leib wärmer ist, als deine Finger das sind, Demoiselle." Sie glaubte, er werde ihre Hand an seine Lippen heben, doch stattdessen neigte er sich vor, küsste sie leicht auf die Wange und raunte ihr ins Ohr: „Aber ich erinnere mich an Feuer, Eleanor, und möchte es wieder erleben." Er straffte sich, ehe sie etwas erwidern konnte. „Bis morgen, Demoiselle."
    Abrupt verschwand er, ohne auch nur der Herzogin oder einer der anderen Damen zugenickt zu haben. Marie eilte zu Eleanor und ergriff deren Hand.
    „Heilige Jungfrau Maria! Was wollte er?"
    „Ich soll morgen verlobt werden und am Montag heiraten."
    „Heilige Mutter Gottes! Weiß dein Bruder das?"
    Eleanor holte tief Luft und schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich werde es ihm sagen."
    Dank Hughs Hinweis fand Eleanor Roger in der Palastkapelle. Diesmal betete er leise, falls überhaupt. Sie kniete sich neben ihn hin und hielt diesen Ort für geeignet, um Roger von dem ihr gegebenen Gelöbnis zu entbinden. Zaghaft streckte sie die Hand aus und berührte ihn an der Schulter. Als er sich ihr zuwandte, starrte sie ihn einen Moment lang schweigend an, um sich sein Bild einzuprägen.
    „Roger, ich liebe dich", flüsterte sie. Als er nach ihr greifen wollte, schüttelte sie den Kopf. „Nein, genau deswegen will ich mit dir reden, Bruder." Sie holte tief Luft und wandte den Blick ab. „Wie ein Lehnsherr seinen Vasallen, so entbinde ich dich von deinem Kindheitsgelübde, das du mir gegeben hast, Roger."
    „In Gottes Namen, Lea, wovon redest du?"
    „Ich habe beschlossen, Belesme zu heiraten."
    „Nein!"
    „Ja. Roger, sieh mich nicht so an! Ich habe nachgedacht und nachgedacht und bin zu einer Entscheidung gelangt. Es war Dummheit zu denken, dass es einen Ausweg geben könne."
    „Lea, hör mir zu. Du weißt nicht, was du sagst! Du weißt nicht, welche Art Mann du heiraten würdest!"
    „Ich weiß", wisperte sie, „aber vielleicht wird er anders zu mir sein, wenn ich ihm gehöre."
    „Lea, hör gut zu! Ich bin keine Maid. Ich bin ein Soldat, der das Schlachtfeld gewohnt ist. Ich habe Männer aufgeschlitzt gesehen, ihre Eingeweide auf die Erde quellend, und ich habe ihren Todesschreien zugehört. Aber ich weiß, was Belesme mit Fuld Nevers getan hat, und das hat mir solche Übelkeit erzeugt, dass ich mich übergeben habe. Lea, ehe er ihn tötete, hat er ihn geblendet und kastriert, ihm die Zunge herausgeschnitten und ihn wie ein Kaninchen gehäutet. Ja, mach ruhig ein solches Gesicht! Und das, was mich am meisten abgestoßen hat, Lea, war, dass er diese Dinge nicht aus Rache getan hat. Er hat es genossen."
    Sie schloss die Augen und schluckte schwer. „Ich weiß um diese Dinge, Roger, aber sie machen keinen Unterschied."
    Roger streckte die Hände aus und schüttelte Eleanor heftig. „Willst du Belesme heiraten?" fragte er harsch.
    „Ne . . . in."
    „Jesus! Warum willst du dann ..."
    „Denkst du, ich will dein Leben so wie Fulds beendet sehen?", rief sie aus. „Nein, ich werde dich nicht für mich sterben lassen, Bruder." Sie schaute ihm ins Gesicht und suchte nach einem Anzeichen von Verständnis. „Roger, heirate deine Dame und greif nach dem Glück, so gut du kannst. In diesem Leben gibt es davon wenig genug."
    „Du bist mein Glück!"
    „Nein, das ist nicht dasselbe. Was wir haben, wird trotz Belesme, trotz deiner Dame, immer da sein, nur werden wir uns leider nicht mehr sehen."
    „Lea, das wäre ein

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