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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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als sie ihn zwischen ihren Beinen fühlte. Tief aufstöhnend, rollte er sich von ihr herunter und bemühte sich heftig, sein tobendes Verlangen zu dämpfen. „Gott im Himmel, Lea, ich will dich, doch jetzt ist nicht der richtige Augenblick."
    Verwirrt zwinkerte sie und wurde sogleich von dem Gefühl der Beschämung und Erniedrigung überkommen. Derweil sie Roger in die vor Leidenschaft verschleierten Augen starrte, verursachte die Erkenntnis, dass sie sich fast wie eine Hure benommen hätte, ihr Gewissenskonflikte, Zorn und Ekel vor sich selbst. Roger streckte die Hand nach ihr aus, bis ins Innerste durch seine quälenden Gefühle aufgewühlt. Heftig stieß sie seine Hand fort, die Augen vor Entsetzen aufgerissen, und rannte wie gehetzt von ihm fort. Gepeinigt sprang er auf die Füße und stolperte hinter ihr her.
    „Heilige Mutter Maria!" sagte sie keuchend, während sie das Gleichgewicht wiederfand und sich abwandte, um das Hemd herunterzuziehen. „Du lieber Himmel, Bruder!" Ihr Gesicht brannte vor Scham, und sie zitterte am ganzen Körper.
    „Lea ..." Roger streckte die Hand aus und ergriff sie bei der Schulter, doch sie riss sich los und wirbelte herum.
    Einen Moment lang starrte sie ihn hart an, erinnerte sich ihrer Reaktion auf ihn und brach dann in Tränen aus. „Nein, komm nicht näher!" schrie sie. „Heilige Mutter Maria, aber du hättest mich genommen! Und . . . und ich hätte dich gelassen . . .
    nein, dich sogar gewollt!"
    „Lea ..." Er versuchte wieder, sie zu ergreifen, doch heftig zuckte sie vor ihm zurück.
    „Lea, es ist nicht so, wie du denkst!"
    „Bleib mir vom Leibe!" Unaufhaltsam rannen die Tränen ihr über das Gesicht.
    „Bruder, wir hätten gesündigt!" Herzzerreißend aufschluchzend, drehte sie sich um und wollte zu der verlassenen Kapelle zurückrennen.
    „Nein, Lea!" Er ergriff sie und hielt sie fest, während sie um sich trat, um von ihm wegzukommen. „Es ist nicht so, wie du denkst. Ich bin nicht mit dir blutsverwandt!"
    Als sie sich losreißen wollte, hielt er sie noch fester. „Dreh dich um und sieh mich an, Lea! Das ist die Wahrheit. Gilbert ist nicht mein Vater!" An den Schultern drehte er Eleanor zu sich herum und zwang sie, ihn anzusehen. Einige Augenblicke lang war sie still, und seine Worte schienen zwischen ihnen in der Luft zu hängen. Die Farbe wich aus ihrem Gesicht. Eleanor hob den Blick und starrte dumpf den Mann an, den sie ihr Leben lang als Bruder geliebt hatte. Er hatte das Gefühl, sein Herz habe zu schlagen aufgehört. „Ja", sagte er schlicht, „du bist nicht meine Schwester, Lea."
    „Dann war alles eine Lüge", murmelte sie tonlos.
    „Nein." Ernüchtert schaute er ihr ins Gesicht und seufzte. „An dem Tag, an dem William nach Nantes kam, Lea . . . das war der Tag, an dem meine Mutter mir die Wahrheit gesagt hat. Ich schämte mich, der Sohn eines Feiglings zu sein, und sie versicherte mir, dass ich mich des Blutes in meinen Adern nicht schämen müsse, und dass Gilbert nicht mein Vater ist." Roger ließ die Hände sinken und trat einen Schritt zurück, um seine Beinkleider festzubinden. „Ich wollte dir das schon damals sagen, Lea, aber meine Mutter war dagegen. Sie liebte dich und wollte nicht, dass du sie für eine Hure hältst. Als dann Gräfin Mary starb und ich wusste, dass du in den Konvent übersiedeln würdest, konnte ich es dir nicht mehr sagen."
    „Und alles, was wir seither erlebt haben, war eine Lüge", murmelte Eleanor dumpf.
    „Ich habe dich, was meine Liebe zu dir betrifft, nie angelogen, Lea."
    „Aber in all den Jahren hast du mich denken lassen ..."
    „Ja, doch das war der einzige Weg. Denk nach, Lea . . . Glaubst du, dass ich dich je hätte wiedersehen können, wäre bekannt gewesen, dass ich nicht dein Bruder bin?"
    Er streckte
    die Hand aus und hob sacht ihren Kopf an. „Sieh mich an, Lea. Ich schwöre, dass ich dich immer geliebt habe. Ich habe dir an jenem Morgen, als ich dir in der Kapelle zu Nantes meinen Eid geleistet habe, mein Herz geschenkt. Erinnerst du dich? Ja, ich wusste damals, dass wir nicht verwandt sind, und ich war froh darüber, froh bei dem Gedanken, dass der Mann, der eines Tages um deine Hand anhalten würde, ich sein könne. Es war immer meine Absicht, mit meinem Schwert meinen Weg zu gehen, hoch genug aufzusteigen, damit ich um deine Hand bitten kann."
    „Aber Belesme ..."
    „Aber Belesme kam mir zuvor, und dann musste ich handeln, um dich aus seinen Händen zu befreien, Lea, denn wenn du an ihn

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