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zu, die sie beide soeben in dem Weiher und im Gras verbracht hatten, und vor Beschämung rötete sich ihr Gesicht. Die Art, wie Roger sie sich hatte fühlen lassen . . . Die Stellen, die er berührt hatte . . .
„Ach, Lea", unterbrach er sie in den Gedanken und schlang beruhigend den Arm um sie, „es ist in Ordnung. Du wirst sehen, alles wird gut."
„Roger, was wird jetzt aus uns?" brachte sie mühsam heraus, unfähig, den Verlust zu ertragen.
„Nichts hat sich geändert. Wir müssen Belesme immer noch entkommen."
„Aber die Condes . . . deine anderen Ländereien . . .ich habe nicht das Recht..."
„ Ohne dich bedeuten sie mir nichts, Lea ", unterbrach Roger sie gelassen. „Es geht auch nicht nur um Robert. Früher habe ich einmal versucht, mich davon zu überzeugen, ich könne es ertragen, wenn du Henrys Gemahlin würdest, aber das konnte ich nicht. Als ich dich in Nantes in seinen Armen sah, wollte ich ihn töten. Für mich gibt es nur dich und sonst nichts und niemanden auf der Welt, aber ich bin willens zu warten."
„Und Marie ..."
„Du allein warst diejenige, die über sie geredet hat", erinnerte er Eleanor. „Ich habe nur von dir geredet." Er ließ den Arm sinken, suchte in den Bündeln und zog ein sauberes Hemd und ein verblasstes grünes Kleid heraus. „Hier. Du kannst hinter die Mauer gehen und das anziehen. Wenn du damit fertig bist, werde ich dir helfen, dein Haar zu richten."
Eleanor nahm die Sachen und ging zu der Stelle, auf die er zeigte. Außerhalb seines Blickfeldes zog sie langsam das feuchte Linnenhemd aus und schaute sich an, als sähe sie ihren Körper zum ersten Mal. Ihre Fingerspitzen strichen um die Brustwarzen, während sie sich entsann, wie Rogers Lippen sich darauf angefühlt hatten. Ihr ganzer Körper verspannte und versteifte sich bei der Erinnerung an Rogers Küsse, seine Berührungen, seinen sich an sie drückenden Leib. Er hatte Recht. Sie hatte ihn gewollt, wie sie nie zuvor etwas gewollt hatte. Sie schloss die Augen und versuchte, sich vorzustellen, wie es gewesen wäre, wenn er nicht zur Vernunft gekommen wäre und aufgehört hätte. Sie meinte, ihn noch immer vor sich stehen zu sehen, voll erregt und bereit, sie in Besitz zu nehmen, und das gab ihr zu denken. Sie fragte sich, ob er ihr wehgetan hätte. Sie hatte die Dienstmägde darüber reden gehört, als sie noch ein Kind in Nantes gewesen war, und einige von ihnen hatten behauptet, es zu verabscheuen, wenn sie von den Männern der Burg ins Bett geschleppt wurden. Aber sie hatte gewollt, dass Roger mit ihr schlief.
„Lea, bist du angezogen?"
Roger kam um die Ecke, blieb stehen und starrte Eleanor einen Moment lang an, ehe er den Blick senkte. „Um Vergebung, Lea, aber du bist hier lange genug gewesen, so dass ich dachte ..." Er ließ den Satz unvollendet.
„Ich habe mich betrachtet, Roger." Ihr Gesicht rötete sich im gleichen Augenblick, da sie das eingestand. „Ich wollte sehen, was es ist, das dich und Belesme dazu bringt, mich so anzuschauen."
Er hielt den Blick zu Boden gesenkt und sog scharf den Atem ein. „Du lieber Himmel, Lea!"
„Was ist es?"
„Ich weiß es nicht, Lea. Ich habe die Leiber vieler anderer Frauen gesehen, und alles, was ich dir sagen kann, ist, dass es anders ist, wenn ich dich anschaue, ob du nun nackt oder bekleidet bist." Er wandte ihr den Rücken zu und holte erneut tief Luft, um sich zu beherrschen. „Warum tust du mir das an? Willst du mich bestrafen, weil ich dich begehre?"
„Nein." Sie schüttelte den Kopf. „Aber ich möchte es wissen." Hastig hob sie das saubere Hemd hoch und zog es an. Sie stellte sich hinter Roger und legte ihm zaghaft die Hand
auf die Schulter. Die Berührung war brennend. „Ich wollte dich nicht verärgern."
Er zuckte unter Eleanors Berührung zurück. „Ich bin nicht verärgert, Lea, aber ich bin schließlich auch nur ein Mann und kein Heiliger."
„Roger. . ." Ihr raste das Herz, und sie war sich Rogers Nähe sehr bewusst.
„Wenn . . . wenn es das ist, was du wirklich willst. . . wenn es dir so viel bedeutet..."
Sie holte tief Luft und näherte sich Roger noch weiter. „Ich meine ..." Sie berührte ihn wieder und sagte fast flüsternd: „Wenn du willst, liege ich dir bei."
Trotz des leisen Tons ihrer Stimme hatte jedes Wort sich ihm eingebrannt. Er wirbelte herum und sah sie an. Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe, wartete und beobachtete ihn aus enorm großen dunklen Augen. „Ja ..." Angesichts seines fragenden Blicks
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