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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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gefallen wärst, hätte ich alles verloren, was mir auf dieser Welt etwas bedeutet. Ich liebe dich. Ich möchte dich heiraten und dich bis an das Ende meiner Tage in Sicherheit bewahren. Lea, du hast bereits gesagt, dass du mich liebst."
    „Ja", flüsterte sie schließlich tief erschüttert, „aber doch nicht so, Roger. Ich habe dich immer als Bruder geliebt."
    „Wirklich?" Als sie den Blick senkte und still war, zwang Roger sie wieder, ihn anzusehen. „Nein, Liebste, ich denke, dass auch du mich willst. Ich weiß es. Hätte ich eben nicht aufgehört, hätten wir miteinander geschlafen." Er sah sie erröten und hörte sie flüstern: „Wir hätten gesündigt." Er schüttelte den Kopf. „Nein, nicht, wenn wir uns lieben und heiraten. Ich weiß, es ist keine einfache Sache, sich gegen Belesme und Courteheuse und Gilbert aufzulehnen, aber wir können es tun."
    „Nein, ich . . . das kann ich nicht. . . Oh, Roger . . . ich bin so verwirrt! Das ist nicht richtig!"
    Er schlang die Arme um Eleanor, zog sie an sich und drückte sie sich an die nackte Schulter. „Es ist richtig, Lea, wenn du mich liebst." Er strich ihr das nasse Haar glatt.
    „Roger, ich kann dich nicht heiraten . . . nein, das kann ich nicht!" brachte sie heraus.
    Aufschluchzend schmiegte sie das Gesicht an ihn und klammerte sich elend an ihn.
    Er drückte sie fester an sich und ließ sie weinen, bis er ihr Schluchzen nicht mehr ertragen konnte. Entschlossen schob er sie von sich und sah sie an. „Ich kann warten, Lea, sofern ich weiß, dass du mich liebst."
    „Roger. . ."
    „Liebst du mich?"
    „Ja, aber nicht..."
    Ehe sie ahnte, was er beabsichtigte, hatte er sie wieder in die Arme genommen und neigte sich vor, um sie zu küssen. Die eine Hand schob er in ihr Haar, und die andere glitt leicht über ihren Rücken und die Rundung ihrer Hüfte. Sie wusste, er konnte das Zittern spüren, das sie erfasst hatte. Sein Atem war warm und einladend. Als er sie schließlich losließ, hatte sie den Eindruck, die Knie würden unter ihr nachgeben, und sie musste sich an ihn klammern, um sich aufrecht zu halten.
    „Du könntest mich nie belügen, Lea", sagte er frei heraus.
    „Du begreifst nicht!"
    „Nein, ich begreife nicht. Kann es sein, dass meine illegitime Geburt zwischen uns steht? Vielleicht ist es nichts Arges, einen Bastard zum Bruder zu haben, aber nicht als Mann." Er schüttelte Lea ab und fing an, zur Kapelle zurückzugehen.
    „Nein!" Einen Moment lang stand sie wie angewurzelt da und rannte dann hinter ihm her. Sie ergriff ihn am Arm und hielt ihn fest. „Das ist ungerecht, Roger! Ich war diejenige, die dich in all den Jahren in Schutz genommen hat! Du hast keinen Anlass, dich deiner illegitimen Geburt wegen zu schämen. Männer sehen zu dir auf und nennen dich einen Bastard, so wie sie das beim Eroberer getan haben. Sie fragen ganz so, als sei es ein Titel: ,Wie befindet sich der Bastard?'" Sie schaute Roger mit um Verständnis heischender Miene an und drückte seinen Arm an sich.
    „Na schön", sagte er schließlich seufzend. „Ich habe sieben Jahre gewartet, Lea.
    Noch ein paar Monate mehr können keinen großen Unterschied machen."
    Schweigend gingen sie über die Straße zurück, jeder damit befasst, Herr seines Gefühlsaufruhrs zu werden. Roger war es eine bittersüße Erleichterung, seine Gefühle für Eleanor endlich zum Ausdruck gebracht zu haben. Er hatte nicht vorgehabt, sie das Geheimnis seiner Herkunft auf diese Weise herausfinden zu lassen, und er hatte auch nicht vorgehabt, sich von seinem Verlangen so weit treiben zu lassen. Nein, er konnte sie sich nicht einfach nehmen und mit den Konsequenzen leben, nicht, solange er nicht wusste, wie die Sache mit Belesme ausgehen würde. Vor Jahren, als er noch ein Junge in Nantes gewesen war, hatte er sich versprochen, niemand dürfe so leiden, wie er und seine Mutter unter seiner illegitimen Geburt gelitten hatten. Nein, wenn er Lea besaß, dann unter ehrenhaften Umständen. Zuerst musste die Heirat bekundet worden sein.
    Die Verwirrung war für Eleanor beinahe unerträglich. In all den Jahren hatte ihr Retter, ihr Ritter, ihre einzige Verbindung mit dem Rest der Welt, sie getäuscht. Ja, bei all den Malen, da seine Großtaten auf dem Schlachtfeld ihr unter den Nonnen zu einem höheren Status verholfen hatten, hatte sie in Wirklichkeit nicht an seinem Ruhm teilgehabt, denn sie beide waren nicht vom selben Blut. Sie hatte ihn so geliebt . . . Ihre Gedanken wandten sich den Augenblicken

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