022
ganze Normandie nach euch durchkämmt?" Jede Unsicherheit, die Roger und Eleanor im Hinblick auf Walters Willkommen gehabt hatten, wurde vertrieben, als Walter Eleanor fest umarmte, sich dann abwandte und Roger Friedensküsse auf die Wangen gab. „Bei allen Heiligen, aber ich habe mich um euch gesorgt, seit ich Bescheid wusste!" Er
trat einen Schritt zurück und klopfte Eleanor lachend auf den ausgestopften Bauch.
„Ha! Und was ist das, liebreizende Cousine?"
„Roger dachte, niemand würde nach einem einfachen Ritter und einer schwangeren Frau suchen", antwortete sie lachend. „Und er hatte Recht. Wir sind Belesmes Männern vor der Nase entfleucht und ihm persönlich nicht weit von hier bis zu deinem Tor entronnen."
„Wo wart ihr in den vergangenen Wochen?"
„Drei Tage auf der Straße nach Saint Valéry, zwei Tage in der Nähe des Ortes in den Wäldern, und drei Tage hier in der Nähe."
„Saint Valéry! Du lieber Himmel! Ihr könnt von Glück reden, denn Belesme hat dort auf seinem Weg gehalten und Quartier für die Nacht verlangt. Er kam her und sagte mir, meine Schiffe dürften nicht auslaufen, bis ihr gefunden seid."
„Ja, er hat den Hafen geschlossen."
„Und alle Häfen in der Normandie, Roger." Walter rieb sich das Kinn und furchte nachdenklich die Stirn. „Hier bist du natürlich sicher genug, wenngleich du weiterhin dieser Richard of Clemence sein musst. Ich werde dir indes unter dem Vorwand, dass deine Frau bald niederkommen wird, ein Bett beschaffen."
Bestürzt schaute Eleanor Roger an, und er errötete im gleichen Moment, da er zustimmend nickte. „Ja, es würde auffallen, wenn wir hier getrennt schliefen."
„Und sie kann nicht bei den anderen Frauen schlafen, ohne preiszugeben, dass sie verkleidet ist", grübelte Walter laut nach. „Nehmt eine Kammer in der alten Burg.
Dort fallt ihr niemandem auf. Da könnt ihr eure Schlafdecke ausbreiten."
„Helene?" Eleanor konnte nicht anders, als diese Frage nach Walters Frau vorzubringen, einer hoch geborenen Dame, die zu Courteheuse persönlich Verbindung hatte.
„Ich werde ihr nichts sagen, solange ihr hier seid. Du bist Lady Joan, die Gattin eines einfachen Ritters. Was kann Helene tun, falls sie die Wahrheit herausfindet, nachdem ihr fort seid? Die Sache Courteheuse erzählen und seinen Zorn auf das Haupt ihres Mannes heruntergehen lassen?" Auf Walters Gesicht erschien ein breites Grinsen. „Nein, sie mag das Leben, das ich ihr hier ermögliche. Es wäre unbequem für sie, würde
man mich fortbringen." Walter wandte sich wieder Roger zu und fragte: „Und welche Pläne hast du jetzt? Du kannst bleiben, das weißt du ganz genau, aber es wird nicht angehen, zu lange hier zu verweilen Ich bin Eleanors Verwandter und rechne damit, dass Belesme zurückkommt, um sich nach ihr zu erkundigen."
„Wir reisen nach England."
„Wie denn, wenn die Häfen geschlossen sind? Du lieber Himmel, Belesme ruiniert mich, und das habe ich ihm gesagt, als er hier war."
„Dir untersteht der Hafen von Dieppe, Walter. Kannst du nicht von dort aus ein Schiff nach England schicken?"
„Nicht, ohne zulassen zu müssen, dass Belesme meine Ladung inspiziert, Roger. Als ich ihm sagte, ich würde weiterhin meine Waren verschiffen, so oder so, hat er mich mit seinem eigenartigen Lächeln bedacht und erwidert: "Ja, aber meine Agenten werden deine Frachtlisten mit deiner Ladung vergleichen.'"
„Dann werden wir zu verschiffende Güter sein müssen."
„Ich handele überwiegend mit Tuchen, Roger."
„Wie geschieht das?" fragte Eleanor. „Ich meine, werden die Sachen in Kisten gepackt, in Truhen oder in Ballen verschifft?"
„Sowohl als auch, aber zum größten Teil in Ballen." Argwöhnisch beäugte Walter Eleanor und wartete.
„Nun, warum können Roger und ich uns nicht in einer Truhe verstecken?"
„Und Belesme wird alle Truhen aufmachen lassen, wenn er hört, dass eins meiner Schiffe lossegelt, Cousine. Nein, dass ist für dich und mich zu riskant."
„Walter, wie viel liegt in deinem Lager, das nach England verschifft werden muss?
Genug, um ein Schiff zu füllen?"
Wieder rieb Walter sich das Kinn, derweil er nachdachte. „Mehr als das. Es gibt genug, um sechs oder acht Kauffahrer zu beladen. Warum fragst du?"
„Lea hat Recht. Wir verstecken uns in Kleidertruhen. Du schickst so viele Truhen ab, dass man es leid sein wird, sie alle zu öffnen. Und tue das beherzt. Wende dich ganz offen sowohl an Courteheuse als auch an Belesme, um die
Weitere Kostenlose Bücher