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0220 - Die Stunde der Ghouls

0220 - Die Stunde der Ghouls

Titel: 0220 - Die Stunde der Ghouls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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»Winter-Palace« zu und verriegelte sie von innen.
    Keine Sekunde zu früh. Schon kratzten die ersten Krallenhände über das Holz. Knisternde und reißende Geräusche ließen Zamorra Böses ahnen.
    Das Hotelpersonal hatte längst nicht die Geistesgegenwart und die Courage wie der Direktor. Auch sie hatten das Grauen aus der Nacht gesehen.
    Allah mochte ihnen beistehen. Die Schehenna hatte ihre Pforten geöffnet und die Scheitanii kamen, sie alle zu holen.
    Der Direktor mußte seine Befehle zum Schließen der Türen und Fenster mehrfach wiederholen. Scharf wie Revolverschüsse klang seine Stimme durch die Empfangshalle des im klassizistischen Empire-Stil erbauten Hotels, während Zamorra und Carsten Möbius die entsetzt herbeieilenden Hotelgäste in den verschiedenen Sprachen, derer sie mächtig waren, über das Kommende aufklärten.
    Geschrei, Verwirrung und allgemeine Panik war die Folge. Zumal ihnen keiner sagen konnte, wie man sich verhalten mußte.
    Welche Waffen gab es gegen die Ghouls?
    »… hoffen wir, Ladies and Gentlemen«, rief Zamorra in englischer Sprache, die allgemein verstanden wurde, »daß die Ungeheuer durch geschlossene Türen und Fenster abgehalten werden und unverrichteter Sache wieder abziehen müssen… !«
    Zamorra konnte nicht ahnen, daß es dazu bereits zu spät war. Der Schock hatte das Hotelpersonal zu lange gefangen gehalten. Und spritzten sie auch jetzt auseinander, rannten sie auch jetzt los, die überschnappende, brüllende Stimme des Hoteldirektors im Nacken, der Feind war nicht müßig gewesen.
    Der Belagerungsring um das »Winter-Palace« hatte sich bereits geschlossen. Und die bestialischen Sinne der Ghouls waren nur darauf ausgerichtet, ohne Schwierigkeiten in das Hotel einzudringen.
    Gedämpfter Lichtschein drang aus einem weit geöffneten Fenster…
    ***
    Pamela Button schreckte aus dem Schlaf hoch.
    War das nicht eben ein Geräusch am Fenster gewesen? Oder hatte ihr ein Traum, ein wahrer Alptraum, der sie gepeinigt hatte, das alles nur vorgespielt?
    Pamela Button schalt sich eine dumme, einfältige Gans. Sicher, das reichlich genossene Abendessen und der schwere Nilwein mochten schuld àn dem Alpdruck sein.
    Sie hatte von Zamorra geträumt, jenem seltsamen Mann, der ebenfalls hier im Hotel wohnte und ihr hin und wieder freundlich zugelächelt hatte. Und dieser Zamorra, ein Franzose, wie ihre geheimen Nachforschungen ergeben hatten, unverheiratet dazu, wurde zu ihrer heimlichen Liebe.
    Denn die Frau, deren Wohnhaus in einem vornehmen Vorort im Westen von London lag, hatte bereits die Vierzig überschritten. Beruf und Karriere hatten es bisher jedoch verhindert, daß sie, außer diverse, halb geschäftliche Flirts oder kurze Zufallsbekanntschaften, keine festen Verhältnisse zur Gattung »Mann« aufbauen konnte.
    Das Problem einer festen Bindung hatte Pamela immer vor sich hergeschoben. Tausend andere Dinge waren wichtiger gewesen. Nun war sie in dem Alter, wo die Männer nicht mehr über die Schulter sahen, wenn sie vorbeiging. Die Engländerin sah zwar gepflegt und nicht eben häßlich aus, aber das Alter hatte schon ihre Spuren im Gesicht hinterlassen.
    Und nun begegnete sie auf ihrer Traumreise nach Ägypten hier dem Mann, den sie sich immer vorgestellt hatte. Noch dazu ein Professor Unsterblich hatte sie sich in Professor Zamorra verliebt. Kein Wunder also, daß sie von ihm geträumt hatte.
    Anfangs war es ein sehr schöner Traum gewesen. Hand in Hand war sie mit dem Franzosen irgendwo an einem Palmenstrand gewandelt. Er hatte ihre Hand genommen und ihr Worte ins Ohr geflüstert, die sie seit einigen Jahren nicht mehr gehört hatte.
    Und dann hatte er sich herabgebeugt, um sie zu küssen. Bebend vor Erwartung hatte Pamela gezittert, daß sich ihre Lippen vereinigen sollten.
    Da aber geschah das Entsetzliche…
    Das Gesicht Zamorras schien zu zerfließen Wurde zu einer Maske des Grauens… zu einer Larve des Aberwitzes…
    Ein Ungeheuer starrte Pamela Button an.
    Es gab ein knirschendes Geräusch, als die spitzen, weißen Zähne gefletscht wurden. Schweißgebadet fuhr die Engländerin aus dem Schlafe empor.
    Das Geräusch… war es da nicht wieder?
    Was mochte das sein?
    Ein Einbrecher, der hier stehlen wollte?
    Oder vielleicht einer der tückischen Skorpione, vor denen man sich im Nilland höllisch in acht nehmen mußte?
    Wieder ein kratzendes Schaben. Nein, Einbrecher gingen hier leiser zu Werke. Und für einen Skorpion war das Geräusch zu laut.
    Wie ein Blitz

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