0220a - Das Grauen schleicht durch die Stadt
unterwegs?«
Es war Kameck, der Sendeleiter.
»Pst, nicht so laut! Es muss sich doch nicht rumsprechen, wer wir sind.«
»Stimmt, kommen Sie, wir trinken ein Glas zusammen.« Er schleppte uns zur Bar, die im Hintergrund aufgebaut worden war. »Drei Whisky, ich wette, die Herren sagen nicht nein!«
»Das können Sie nicht von uns erwarten, wenn Sie uns schon unser Lieblingsgetränk anbieten.«
»Harte Männer trinken harte Sachen, nicht wahr?«
»Wenn Sie es schon so genau wissen, dann wollen wir es nicht abstreiten. Cheers.«
Der Whisky war gut.
»Sie entschuldigen uns, Mister Karneck, wir müssen noch die Dame des Hauses begrüßen.«
»Natürlich. Wir sehen uns ja noch häufiger im Laufe der Nacht.«
Karneck blieb an der Theke sitzen.
Senator McDuff winkte uns zu sich. Neben ihm stand eine ungewöhnlich schöne Frau.
»Evelyn, hier möchte ich dir zwei besonders gute Freunde vorstellen, Mister Cotton und Mister Decker, Meine Herren, das ist meine Tochter. Ich erzählte Ihnen ja von ihr. Ich hoffe, Sie werden sich gut vertragen.«
Evelyns Haar war nussbraun, die Augen tiefblau, ein seltener Kontrast. Sie lächelte uns an und zeigte zwei schöne Zahnreihen.
»Kommen Sie, meine Herren, ziehen wir uns etwas zurück. Ich möchte die guten Freunde meines Vaters etwas näher kennenlernen.«
Sie führte uns zu einer Sitzecke, die hinter Kübelpalmen verborgen war.
»Wir sind G-men, Miss, ich hoffe, dass Sie das nicht stört«, begann Phil das Gespräch.
Sie stockte einen Augenblick.
»Ach, Sie kommen gar nicht zum Vergnügen hierher?«
»Mit Ihnen wird die Arbeit ein Vergnügen.« Phil hatte seinen Komplimentetag.
»Trifft es zu, dass Sie mit Luck Lacy, dem Reporter, verlobt waren?«
»Verlobt ist zu viel gesagt, Mister Cotton. Er.bemühte sich um mich, und er war mir auch nicht unsympathisch. Wir gingen zusammen aus, trafen uns gelegentlich zu einem Theaterbesuch oder zu einer Party. Er verkehrte auch in unserem Haus, aber verlobt waren wir nicht. Er dachte wohl, wir könnten ein Paar werden.«
»Sie unterstützten seine Hoffnungen nicht?«
»Zumindest nicht bewusst. Ich habe es nicht so eilig, ich möchte mein Leben noch eine Weile in Freiheit genießen.«
»So weit uns bekannt ist, hat sich Mister Ott auch große Hoffnungen gemacht.«
»Meine Herren, das geht wohl zu weit. Ob und wann und mit wem ich mich treffe, dürfte ganz allein meine Sache sein.«
»Sie irren sich, Miss Evelyn. In diesem Fall müssen Sie uns eine Antwort geben. Also, wie steht es mit dem Regisseur?«
»Natürlich merkte ich, dass Mister Ott mir den Hof machte. Aber er ist verheiratet und hat Kinder. Ich machte ihm keine Hoffnungen, das können Sie mir glauben. Daraufhin ließ er sich zu Drohungen hinreißen.«
»Er drohte?«
»Ja, er sagte, er würde sich umbringen, würde etwas unternehmen, um zu Geld zu kommen, und er würde auch nicht davor zurückschrecken, ein Verbrechen zu begehen.«
»Das ist interessant. Bestimmte Hinweise vermied er?«
»Ja. Darf ich Sie was fragen, Mister Cotton?«
»Natürlich.«
»Wie ist Ihre Meinung über Mister Ott? Glauben Sie, er wäre zu einer solchen Tat fähig? Er ist ein Trinker, der mit seinen Nerven am Ende ist. Ständig steht er unter Alkohol.«
»Ich glaube nicht, dass er gefährlich werden könnte.«
»Genau! Er will sich nur bestätigt sehen. Vielleicht braucht er sogar das Gefühl, gefürchtet zu werden, ohne zu merken, dass er sich nur lächerlich macht.«
»Sie scheinen sich viel mit seinem Wesen beschäftigt zu haben, Miss.Trotzdem müssen wir jede Spur verfolgen.«
»Wenn ich das nicht wüsste, wäre ich nicht zu offen zu Ihnen, das können Sie mir glauben.«
»Noch ein Herr fiel uns auf, Mister Kameck. Es wäre nett, wenn Sie auch hierzu etwas sagen würden.«
Zum ersten Mal verlor die Tochter des Senators etwas von ihrer Sicherheit, die uns bisher beeindruckt hatte.
»Das ist ein schwieriger Fall. Zuvor möchte ich Sie in ein Geheimnis 40 einweihen, das nur mein Vater und ich kennen. In Kürze werde ich heiraten. Seit zwei Jahren bin ich mit einem Großindustriellen verlobt. Er lebt nur für seine Geschäfte und hält wenig von dem ›Kunstkram‹, wie er es nennt. Darum fehlt er heute bei der Party. Er kennt nur seine Arbeit und mich. Ich erkläre Ihnen das, damit Sie meine Situation kennen.«
»Dafür sind wir Ihnen dankbar, Miss Evelyn.«
»Um nun auf Karneck zu kommen, er verfolgt mich, wo er nur kann. Ich sprach schon mit Vater darüber. Aber Vater
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