0221 - Ein Gangster schreit im Banktresor
dauerte es noch einmal eine Ewigkeit, bis tatsächlich die Tür einen winzigen Spalt aufgezogen wurde. Wir sahen im Spalt nicht mehr als einen brandroten Morgenrock oder etwas dergleichen, darüber ein verschlafenes Gesichtchen und einen blonden, verwuschelten Haarschopf.
Das Mädchen riskierte nur einen Blick, dann wollte es die Tür wieder zudrücken. Aber Phil hatte die Hand dazwischen.
»He, he!«, rief er. »Lassen Sie mir meine zehn Finger, ja? Ich brauche sie noch. Wir sind FBI-Beamte. Sind Sie Mrs. Dondridge?«
Die Tür ging weiter um zwei Zentimeter mehr auf, sodass Phil seine Hand ächzend zurückziehen konnte.
»Ja«, erwiderte der Wuschelkopf. »Ich bin Mrs. Dondridge. Was wollen Sie?«
»Machen Sie die Tür auf und lassen Sie uns hinein«, sagte ich. »Wir sind G-men, Sie brauchen also keine Angst zu haben!«
»Das sagt jeder!«, piepste der Wuschelkopf.
Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
»Hören Sie mal, Kindchen«, brummte Phil, »-frenn sich G-men nachts um drei noch nicht ins Bett begeben, dann sind sie im Dienst, kapiert? Und wenn G-men im Dienst sind, lassen sie sich nicht einmal von der Monroe ablenken. Okay?«
»Das möchte ich direkt ausprobieren«, gurrte der blonde Haarschopf kokett.
Aber die Tür ging endlich auf, wobei die herausgezogene Sicherheitskette hin und her baumelte und mit dem Sperrhaken immer wieder gegen die Klinke klirrte. Ich stoppte den Lärm mit meinem Zeigefinger.
Die Wohnung die vor uns lag, sah aus wie fünf Minuten nach einem Hurrikan. Überall lag etwas herum. Vorwiegend handelte es sich um weibliche Kleidungsstücke. Phil stemmte die Fäuste in die Hüften und raunzte das Mädchen an: »Wo ist Ihr Mann?«
»Nicht da!«
Phil machte ein paar Schritte auf die nächste Tür zu, hinter der man ein Schlafzimmer erkennen konnte. Das Mädchen, das sicher noch nicht älter als zwanzig war, wollte ihm den Weg versperren.
»Was haben Sie in unserem Schlafzimmer zu suchen?«, fauchte sie ihn an.
Phil legte ihr sacht die Hände auf die Hüften und hob sie beiseite wie eine Topfpflanze, die im Weg steht. Als er gleich darauf aus dem Schlafzimmer zurückkam, hatte er sich den Hut ins Genick geschoben und seufzte: »Man müsste ein Weltrekordler im Weitsprung sein, wenn man sich durch diese Zimmer bewegen will, ohne auf irgendetwas zu treten. Kann man sich auf diesen Stuhl auch setzen?«
Er zeigte auf einen Stuhl, auf dem ein Berg Wäsche lag. Das Mädchen packte den Stapel ärgerlich und legte ihn auf den Stuhl, den ich mir gerade hatte angeln wollen. Grinsend nahm Phil Platz, während ich das Nachsehen hatte, denn mehr als zwei Stühle gab es in diesem Etablissement nicht.
»Jetzt passen Sie mal genau auf, verehrte Dame«, fing Phil an.
»Ich bin nicht Ihre-Verehrte!«, zischte das Mädchen.
»Nein, der Himmel bewahre mich davor«, sagte Phil. »Meine Frau müsste wenigstens erst aus dem Kindergarten entlassen sein, bevor ich sie heiraten würde. Aber vielleicht sind Sie jetzt mal so freundlich, mich ausreden zu lassen. Wenn das nicht geht, müssen wir Sie eben zum FBI mitnehmen. Wir haben da mehrere solide Einzelzimmer, die wir kostenlos abgeben.«
Ich sah, wie es verräterisch um die Mundwinkel der Kleinen zuckte. Es würde nicht mehr lange dauern, und sie würde es mit der Tränenmasche probieren.
»Fangen Sie bloß nicht an zu flennen«, sagte Phil gelassen. »Erstens zieht auch diese Masche bei uns nicht, und zweitens würden wir Sie dann gleich mitnehmen. Wer Polizisten etwas vorheult, hat ein schlechtes Gewissen. Haben Sie eins?«
Ich drehte mich um damit die Kleine nicht sehen konnte, wie ich grinsen musste. Phil hätte Kindergärtner werden sollen.
»Wieso soll ich ein schlechtes Gewissen haben?«, fragte der Wuschelkopf unsicher.
»Was macht Ihr Mann?«
»Keine Ahnung.«
»Wollen Sie mir einreden, Sie wüssten nicht, was für einen Beruf Ihr Mann hat? Was für einen Job er ausübt?«
»Er ist Buchhalter.«
»Was für ein Ding? Sagten Sie Buchhalter, Gnädigste? Das müssen aber eigenartige Bücher sein, die er hält. Vielleicht Bücher mit einem Griff unten dran und einem Lauf oben? Wo steckt Ihr Mann jetzt?«
»Das weiß ich nicht«, seufzte die Kleine. Es klang ehrlich.
»Schöner Ehemann, der zwei Monate verheiratet ist und nachts nicht zu Hause bei seiner Frau bleibt!«, schnaufte Phil. »Wo können wir ihn antreffen?«
»Das weiß ich nicht.«
Das klang so trotzig, dass man sofort merkte, es war gelogen. Phil stand auf
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