0221 - Ein Gangster schreit im Banktresor
herbeigeführt hatte, verriet das. Webster hatte den ganzen Abend mit einer immer wiederkehrenden Übelkeit zu kämpfen gehabt, wenn er nur an den Mann dachte, der in seinem Tresor erstickt war. Bis ans Ende seiner Tage würde ihn dieses grauenhafte Bild verfolgen, dessen war er sicher.
Und diese Leute hier gingen mit einem Achselzucken und einer unglaublichen zynischen Bemerkung über einen von ihnen verübten Mord hinweg. Webster wurde auf einmal klar, wie dumm er gewesen war. Was war er doch für ein Narr gewesen!
»Hat«, sagte er heiser und unsicher, »hat er gesagt, wo sie mein Kind versteckt haben?«
Rolane schüttelte den Kopf.
»Bis jetzt noch nicht. Der Kerl ist zäher, als ich dachte. Aber ich kriege ihn schon noch so weit. Verlassen Sie sich drauf! Los, haut ab und bringt mir seine Frau! Wenn wir die Puppe erst einmal hierhaben, wird er schon das Maul aufmachen.«
Die beiden Männer die Webster hereingeführt hatten, verschwanden. Webster schauderte, als ihm die Bedeutung von Rolanes letztem Satz klar wurde. Nicht einmal eine Frau ließen sie aus dem Spiel. Was waren das für Menschen? Waren es überhaupt Menschen?
Rolane tätschelte dem Gefolterten ein paar Mal das Gesicht.
»Komm, Jungchen, nicht ohnmächtig werden! Wir wollen uns noch ein bisschen mit dir beschäftigen! Komm, komm, bleib auf der Erde! Los, noch eine Ladung Wasser!«
Einer von zwei anderen Männern, die sich außer Rolane und dem Gefesselten noch in dem Keller befanden, kippte dem Misshandelten den Inhalt eines Blecheimers über den Kopf aus.
Der Junge prustete schwach. Aber er hatte nicht mehr die Kraft, den Kopf zu heben. Kraftlos hing das Kinn auf die Brust hinab.
»Haben Sie eine Zigarre hier?«, fragte Rolane plötzlich.
Webster nickte.
»Ja, natürlich. Hier, bedienen Sie sich!«
Er hielt dem Gangster das Etui hin. Rolane griff zu, ohne hinzusehen. Er biss die Spitze ab und riss ein Streichholz an. Als er Rauchwolken über Rauchwolken vor sich hinpaffte, dachte Webster: Ist der Kerl denn verrückt? Das hat doch mit Rauchen nichts zu tun! Der qualmt ja wie eine Lokomotive.
Aber dann war es ihm plötzlich, als stocke das Blut in seinen Adern. Rolane hatte die nackte, breite Glut der Zigarre dem Jungen dicht vors Gesicht gehalten.
»Letztes Angebot«, sagte er dabei. »Wo ist das Kind?«
Mit letzter Kraft hob der Junge den Kopf, um aus der Nähe der sengenden Glut wegzukommen.
»Wo habt ihr das Kind versteckt?«, wiederholte Rolane.
Der Junge keuchte.
Millimeterweise bewegte sich Rolanes Hand vorwärts.
»NEIN!!!«, schrie der Junge plötzlich. »Nein! Ich will ja alles sagen! Ich will alles sagen!«
»Na, los doch!«, brummte Rolane, ohne seine Hand wegzuziehen. »Wo habt ihr das Kind versteckt?«
Keuchend berichtete es der Junge. Websters Augen wurden groß und größer. Das war das Unglaublichste, was er je in seinem Leben gehört hatte.
***
Wie gesagt, die beiden Figuren machten mir nicht den Eindruck, als ob sie harmlose Gauner wären. Aber was sie auch immer Vorhaben mochten, wenn man nachts gegen drei mit Pistolen in der Hand in der Wohnung einer jungen Frau auf kreuzt, und sich den Zutritt dazu gleich mit einem eingetretenen Türschloss verschafft, dann steht tausend gegen eins zu wetten, dass es sich nicht um eine Geburtstagsüberraschung handelt.
Ein kurzer Blick verständigte Phil. Wenn man so aufeinander eingespielt ist, wie wir beide es in jahrelanger Zusammenarbeit geworden sind, dann genügt für die wichtigsten Dinge ein Blick zur Verständigung.
Wir streckten also friedlich die Arme zur Decke und machten möglichst erschrockene Gesichter, um die beiden Gangster in Sicherheit zu wiegen. Sie gönnten uns denn auch nicht viel mehr als einen verächtlichen Blick.
»Zittert bloß nicht zu stark, dass die Knöpfe vom Anzug abspringen, sonst steht ihr auf einmal im Hemd da«, lachte der eine.
Der andere fand das ungeheuer witzig und gluckste wie ein Truthahn in sich hinein.
Das Mädchen war entsetzt bis an die hinterste Wand zurückgewichen. Der Größere der beiden ging ihr nach. Der andere versuchte, seine Aufmerksamkeit zwischen uns und dem niedlichen blonden Wuschelkopf zu teilen. Von blond schien er mehr zu halten als von uns.
Inzwischen war der erste bei dem Mädchen angekommen.
»Sieh mal an, was dieser Dondridge für einen Dusel hat! Ist nichts weiter als ein kleiner, windiger Ganove und kriegt so eine Puppe!«
Das Mädchen zitterte am ganzen Körper. Wir mussten unsere ursprüngliche
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