0221 - Satans Tagebuch
zugreifenden Arm des anderen zur Seite.
Der konnte seine Herkunft nicht verhehlen und ballte sofort die Fäuste, um zuzuschlagen wie stets, wenn ihm etwas quer ging. Aber da sah er Steddlers Augen und erschrak.
Die Augen… der Blick fraß sich tief in sein Innerstes und ließ sogar das Knochenmark vibrieren.
»Laß mich in Ruhe«, sagte Steddler kalt. »Oder du bereust es. Aus dem Weg!«
Der andere wurde unter seinem Blick unruhig. Ohne ein Wort zu verlieren, wandte er sich um und verschwand in der Menge.
Steddler kicherte boshaft.
Früher hätte der Kerl ihn zu Kleinholz verarbeitet. Deshalb mochte er ihn nicht. Aber jetzt war das alles anders. Der andere hatte gekniffen und war geflohen.
Dies war nur eine kleine Kostprobe von Steddlers neuer Macht.
Er atmete tief durch. Das hatte gutgetan. Mit einem bösen Lächeln setzte er sich wieder in Bewegung. Es war Zeit, daß er sich seinen Fund einmal genauer ansah.
Er blickte sich um.
Direkt gegenüber befand sich ein kleines Café. Durch die hellerleuchteten Fenster konnte man erkennen, daß einige Tische unbesetzt waren.
Steddler zögerte nicht. Er überquerte die Straße und trat ein. An einem kleinen Tisch in der äußersten Ecke setzte er sich.
Sofort kam eine Serviererin auf ihn zu und erkundigte sich nach seinen Wünschen.
»Einen Kaffee. Aber heiß, verstanden?«
»Sir, unser Kaffee wird immer heiß serviert«, erwiderte die Kellnerin indigniert. Sie wollte noch mehr hinzufügen, als Steddler ihr tief in die Augen sah.
Die Frau erblaßte, verschluckte ihre beabsichtigte Bemerkung und beeilte sich, die Bestellung auszuführen.
Sie fröstelte. So blickte kein Mensch. Krampfhaft versuchte sie, diese Augen zu vergessen, doch es gelang ihr nicht. Etwas Ekliges hatte sich in ihr eingenistet. Sie fühlte sich beschmutzt, ohne zu wissen wieso.
Steddler rieb sich die Hände. So war es gut. Seine Umwelt sollte vor ihm zittern. Alle und jeder.
Sorgfältig nahm er dann endlich das Buch aus der Tasche und legte es vor sich auf den Tisch. Das seltsame Leuchten war erloschen. Das Buch sah jetzt völlig normal aus.
Ohne zu zögern, schlug Steddler es auf. Sofort vertiefte er sich in den Inhalt, ohne sagen zu können, in welcher Sprache oder Schrift der Text abgefaßt war.
Er verstand ihn einfach. Und er wunderte sich auch nicht über sein jeder Lesegewohnheit widersprechendes Verhalten, sofort im Stoff zu sein. Sein Bewußtsein versank förmlich in dem Inhalt, in dem, was der Fürst der Finsternis in alter Zeit niedergeschrieben hatte.
Er las von der Sternenkrone…
***
Fred Steddler verschlang den langen Absatz förmlich, den der Herr der Schwarzen Familie der Krone der Sternendämonen gewidmet hatte. Der Text schlug ihn in seinen Bann.
Und er hatte den Eindruck, daß das Tagebuch ihn genau auf diesen Abschnitt aufmerksam gemacht hatte.
Darin wurde von einem mächtigen Artefakt der Schwarzen Magie berichtet, dessen Bestandteile nur zur Hälfte von der Erde stammten.
So mächtig war diese Krone, daß Asmodis sie eigenhändig an einem sicheren Ort verbarg. Gut abgeschirmt von allen anderen Dämonen lag sie seit langer Zeit dort und schlummerte vor sich hin.
Wie elektrisiert sprang Steddler auf, als er aus den gelb angelaufenen Seiten die Lage des Verstecks erfuhr.
Die verlassene Abtei von Wallton!
Fred Steddler kannte diesen Ort!
Die längst aufgegebenen Gebäude lagen außerhalb Londons, nahe der Küste. Dort lagen die durch Brand teilzerstörten Ruinen auf einer Felsenklippe, die steil zum Meer abfiel.
Steddler konnte seine Erregung nur mit Mühe unterdrücken. Dort lag die Krone der Sternendämonen und wartete auf ihn.
Er war dazu bestimmt, sich mit dem Artefakt zu krönen und zu herrschen!
Mit einem Ruck klappte Steddler das Buch zu, steckte es wieder in die Jackentasche und verließ das Café, ohne zu zahlen. Dennoch atmete die Kellnerin auf, als der ihr unheimliche Gast endlich das Lokal verließ. Daß er nicht bezahlt hatte, war ihr egal. Den kleinen Betrag konnte sie noch verschmerzen.
Steddler stürmte die Straße entlang, bis er ein fahrendes Taxi entdeckte. Keuchend hielt er den Wagen an.
»Fahren Sie mich nach Wallton. Sie wissen, der kleine Ort an der Küste…«
»Kenne ich, den Ort. Aber verdammt weit weg, und dann um diese Zeit?«
Ohne ein Wort zu verlieren, drückte Steddler dem Mann einige Geldscheine in die Hand.
Mit einem Schulterzucken befand der Cabby-Driver den Betrag als einer Anzahlung für würdig, wandte sich wieder
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