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0221 - Satans Tagebuch

0221 - Satans Tagebuch

Titel: 0221 - Satans Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Andreas Decker
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einrichten…
    Asmodis trat zum Fenster und blickte hinaus. Das Haus erhob sich auf einem Hügel. Unter ihm breitete sich das ganze Panorama der Stadt London aus. Der Dämon vermeinte förmlich den schlagenden Puls der Stadt mit ihren Millionen Einwohnern zu spüren.
    Hier liefen unzählige Straßen nebeneinander, da existierten Gut und Böse nebeneinander. Beide ewigen Ströme des Universums vereinigten sich zu einem prächtigen Bild. Doch Asmodis sah nur die vielen dunklen Winkel, die Ströme des Bösen, die dort lauerten.
    Unbemerkt verließ der Vampir das Zimmer. Er passierte den kleinen Korridor, dann schritt er die schmale Treppe hinunter, die in die kleine Vorhalle der Pension führte.
    Soeben war die Sonne hinter den Wäldern versunken.
    Baron Bakshy spürte es deutlich mit seinen vampirischen Sinnen. Jetzt galt es, sich zu beeilen.
    Aus dem Speisezimmer kam das Klirren von Besteck und Porzellan. Bakshy und sein Herrscher hatten sich schon vorher »abgemeldet«. Sie wollten nach der Reise erst ruhen, hatte Bakshy der alten Vermieterin nahegelegt. Die Dame war voller Verständnis gewesen und hatte noch einen schönen Abend gewünscht.
    Der Baron bleckte die nadelspitzen Augenzähne.
    Es würde in der Tat ein angenehmer Abend werden.
    Sogar ein äußerst angenehmer…
    ***
    Wie im Traum bewegte sich Fred Steddler durch die belebten Straßen. Er hatte keinen Blick für die unzähligen Menschen, die in Kneipen und Diskotheken ihr Vergnügen suchten, um für kurze Zeit den grauen Alltag zu vergessen. Mechanisch setzte Steddler Schritt vor Schritt.
    Seine rechte Hand verkrampfte sich um das kleine schwarze Buch. Ohne hinzusehen, wußte er, daß es wieder von diesem eigentümlichen Schimmern umhüllt war. Wie am Abend zuvor. Wie auf diesem Kreuzweg bei Carmarthen. Eine erfrischende Kühle umschmeichelte seine Finger und suchte sich einen Weg in seinen Körper.
    Fred Steddler fühlte sich entspannt. Jede Zelle seines Körpers wollte vor neugefundener Kraft schier bersten.
    Das Flüstern in seinem Kopf war jetzt verstummt. Er hatte sich doch so leicht überzeugen lassen…
    Vorhin, als er im Foyer des Kongreßhotels stand, zweifelte er noch. Da spürte er sogar Angst und Panik.
    Doch darüber konnte er jetzt nur noch lachen.
    Beinahe hätte er seinen neuen Talisman aus der Hand gegeben. Sein Glück einfach verschenkt!
    Doch endlich war die Erleuchtung über ihn gekommen. Die Nacht hatte es an den Tag gebracht.
    Das Buch stammte nicht von dieser Welt. Doch es brachte ihm Glück.
    Die Stimme hatte diesmal nicht lange reden müssen. Sie hatte offene Türen eingerannt.
    Er würde nicht länger Fred Steddler, der Namenlose, sein, der Tag für Tag unterbezahlt schuftete. Der immer nur die Dreckarbeit tat. Auf den alle spuckten, offen oder heimlich.
    Er würde es allen zeigen. Es würde ihnen noch leid tun, daß sie ihn so verächtlich und herablassend behandelten und ausbeuteten.
    Steddler war so in Gedanken und Träume versunken, daß er nicht auf seine Umgebung achtete. Unvermittelt stieß er mit einem Mann zusammen.
    »He, Vorsicht, Mann!« fauchte der andere. »Paß auf, wo du hinstolperst!«
    Der jäh aus seinen Träumen gerissene Steddler starrte den anderen an. Den kannte er doch…?
    »He, Steddler!« sagte der andere da. »Das ist ja eine Ewigkeit her, daß wir uns gesehen haben! London muß doch verdammt klein sein, daß wir uns heute über den Weg laufen!«
    Jetzt dämmerte es Steddler. Er kannte den Mann von früher, aber sie waren keine wirklichen Freunde geworden. Steddler mochte ihn nicht. Auch jetzt nicht, nach all den Jahren. Er wußte nicht einmal mehr seinen Namen. Der Mann sah heruntergekommen aus, schlechter noch als Steddler selbst. Aber er hatte immer noch die gewaltigen Muskelpakete wie früher, und er trug die Kleidung der Schauerleute am Hafen.
    »Hallo«, sagte Steddler lahm.
    »Ist das alles, was du zu sagen hast?« fragte der Hafenarbeiter verdutzt. »Mann, sag mal, wie lange ist’s her? Drei, vier Jahre? Komm, laß uns unser Wiedersehen gebührend begießen. Ich lade dich ein.«
    Er faßte nach Steddlers Arm. Der befreite sich mit einem Ruck.
    »Später«, sagte er unfreundlich. »Ich habe keine Zeit.«
    Das freundliche Lächeln im Gesicht des anderen gefror jäh zur Grimasse des Ärgers.
    »So eilig kann man es gar nicht haben«, sagte er. »Komm, da drüben ist ein uriger Pub, da können wir alle Erinnerungen auffrischen…«
    »Laß mich los!« zischte Steddler und wischte den erneut

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