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0221 - Satans Tagebuch

0221 - Satans Tagebuch

Titel: 0221 - Satans Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Andreas Decker
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machen«, begann sie und rieb dabei unabläßlich ihre dünnen, mit Ringen übersäten Finger. Sie deutete auf die einzelnen Personen, die noch am Tisch saßen.
    »Dies ist Mister Person, ein fleißiger Student, der nur seine Arbeit kennt.«
    Der junge, gar nicht wie ein Student aussehende Mann wollte abwehren. Offensichtlich war ihm diese Art von Vorstellung unangenehm. Doch Miss Closon erstickte jeden Protest im Keim. »Nein, nein, Mister Person. Was ich sage, stimmt schon. Sie sind einfach zu bescheiden. Glauben Sie einer alten, erfahrenen Frau.«
    In diesem Ton ging es weiter. Außer Mister Person saßen noch drei Leute am Abendtisch der Pension. Ein etwas ärmlich aussehender Geschäftsmann, der mürrisch in seine Suppe starrte und hin und wieder böse Worte übel Konkurrenz und Besteuerung fallenließ, ein junges Mädchen, das bei der Nennung ihres Namens schüchtern die Lider niederschlug, und ein beleibter Herr mittleren Alters mit rosiger Gesichtsfarbe, der den Baron mit »old Boy« begrüßte.
    »So, nun kennen Sie die anderen Gäste, mein lieber Baron Bakshy«, schloß Mis Closon. »Alles ehrliche, einfache Menschen, die hart arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Aber ich rede wieder zuviel. Sie müssen ja vor Hunger sterben! Ich werde schnell ein neues Gedeck auflegen.«
    Baron Bakshy stand immer noch reglos in der Tür.
    »Bemühen Sie sich nicht, Miss Closon. Ich denke, daß ich mich auf andere Weise nähren werde.«
    Die alte Dame starrte den Vampir irritiert an. Sie behielt aber ihr einstudiertes Lächeln bei.
    »Ich verstehe Sie nicht recht, Baron. Wollten Sie nicht mit uns zu Abend speisen?«
    Bakshy grinste wölfisch. Seine Eckzähne schoben sich über die Lippen.
    »Sie sind meine Speise!«
    Ohne sich weiter um die händeringende Miss Closon zu kümmern, fixierte er das blasse Mädchen.
    »Komm her zu mir!« befahl er mit beschwörender Stimme. In der gleichen Sekunde löste sich die magische Maske auf, die bisher sein verunstaltetes Äußeres verborgen hatte.
    Der empörte Protest von Miss Closon erstickte im Ansatz, als sie die Narbenfratze sah. Der Anblick ließ die alte Dame taumeln.
    Die Männer am Tisch saßen wie erstarrt. Nur Miss Pearl störte sich anscheinend nicht an dem entsetzlichen Anblick.
    Fasziniert hing ihr Blick an dem funkelnden Auge des Vampirs. Langsam erhob sie sich von ihrem. Platz, rückte den Stuhl ab und ging langsam auf den Baron zu. Ein verklärtes Lächeln umspielte ihren Mund. Wie in Trance näherte sie sich dem lauernden Blutsauger.
    Endlich erholten die Männer sich von ihrem Schock.
    »Lassen Sie Miss Pearl in Ruhe, Sie Scheusal!« empörte sich der Dicke. »Wer sind Sie eigentlich?« Mit einem Satz sprang er in die Höhe, griff bebend nach seinem Stock, der am Tisch lehnte.
    Baron Bakshy beachtete ihn nicht weiter. Er hatte nur noch Augen für das blonde Mädchen, das einen Schritt vor ihm erwartungsvoll stehenblieb.
    Langsam und mit einem funkelnden Auge nickte der Vampir seinem auserwählten Opfer zu. Immer noch selig lächelnd legte das Mädchen seine Arme um den Nacken des Barons. Dann neigte es den Kopf zur Seite und präsentierte dem Blutsauger den schneeweißen Hals.
    Baron Bakshy beugte sich gierig über das einen Kopf kleinere Mädchen und schlug dann mit einer schnellen Bewegung seine Zähne in die Schlagader.
    Mit einem unartikulierten Schrei stürmte der dicke Mann vor, mit aller Kraft seinen Stock schwingend. Mit zwei großen Schritten überbrückte er die Distanz zwischen sich und dem Vampir und schlug zu.
    Der Stock traf den Schädel des Vampirs. Die Wucht, die hinter dem Schlag steckte, ließ den Baron taumeln.
    Eine Woge unvorstellbarer Wut durchflutete ihn. Das hatte noch kein Sterblicher gewagt!
    Wie eine Puppe ließ Baron Bakshy sein Opfer fallen.
    Der Dicke hob triumphierend den Stock zum zweitenmal, als ihn der Blick des Blutsaugers traf. Das ohnehin schon entstellte Gesicht des Barons hatte sich in eine Fratze rasender Wut verwandelt. Sein intaktes Auge sprühte Feuer.
    Fassungslos hielt der beleibte Mann in der Bewegung inne. Der Stock entfiel seinen kraftlos werdenden Händen. Er verspürte eine noch nie gekannte Angst.
    Ein hilfloses Schluchzen entrang sich seiner Kehle, als der Vampir ihm näher kam. Seine dicken Lippen murmelten lautlos Gebete. Doch der Bann des Unheimlichen war stärker…
    Unbeeindruckt packte Bakshy den zitternden Mann und stemmte ihn mit einer fließenden Bewegung hoch.
    »Stirb, Mensch! Keiner schlägt

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