0221 - Satans Tagebuch
den Untergang ihres Universums zu entgehen, dieses Gefängnis zu ihrer eigenen Rettung schufen. Es könnten aber auch Wesen sein, die in den unergründlichen Tiefen des Alls entstanden. Ein Dämon fand diesen Stein und erkannte das Potential, das die Diamanten in sich bargen. Ihm kam eine geniale Idee.«
Asmodis kicherte böse.
»Er wollte zweifellos mit den Diamanten seine eigenen Kräfte verstärken und mich von meinem Thron stürzen. So verband er die Steine zu einer Krone miteinander. Doch er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Sternendämonen verbanden sich sofort zu einer einzigen Wesenheit. Die Krone schuf ihnen die Basis dazu. Sie wollten nun wieder dominieren. Sie sind uns total fremd. Und doch besitzen sie Ähnlichkeit mit uns.«
»Was geschah mit der Krone?« fragte der Vampir interessiert. Er versuchte, sich ihr magisches Potential vorzustellen. Aber ihm fehlten die grundlegenden Werte.
»Sie brannten dem Dämon das schwarze Hirn aus. Die Krone wollte herrschen, er wollte herrschen. Die Sternendämonen erwiesen sich als stärker. Doch mit dem Geist zerstörten sie auch den Körper. Ich nahm die Sternenkrone in Verwahrung. Doch ich konnte sie weder besitzen noch benutzen. Vernichten wollte ich sie auch nicht. Denn dabei, fürchte ich, wären die Wesenheiten freigekommen. Also entschied ich mich dafür, sie für alle Zeiten zu verbergen. Mehrmals wechselte ich das Versteck, wenn die Veränderungen, die die Jahrhunderte mit sich bringen, auch die Sicherheit gefährdeten. Aber alle Plätze verzeichnete ich in meinem Tagebuch.«
» Der Mensch hat die Krone gefunden?« stieß der -Vampir ungläubig hervor.
»Ja! Und ihn können die Sternendämonen beherrschen, ohne ihn zu zerstören wie jenen ursprünglichen Finder! Sie haben bereits damit angefangen! Sie wollen sich die Welt unterwerfen. Sie werden es auch schaffen, wenn ihnen nicht Einhalt geboten wird. Doch wir haben noch eine Chance. Noch haben sich die beiden, Mensch und Krone, nicht zu einer Entität vereinigt. Aber es wird nicht lange währen. Wir müssen also sofort zuschlagen…«
»Warum habt Ihr mir das alles erzählt«? fragte der Baron ahnungsvoll.
»Damit du dir der Lage bewußt wirst, in der wir Dämonen uns plötzlich alle befinden. Es geht um alles oder nichts.«
Wieder lachte der Fürst spöttisch auf. »Welche Ironie des Schicksals. Die Mächte der Finsternis retten die Menschen vor einer dämonischen Gefahr!«
»Daran ist nichts zu ändern.«
»Richtig, Bakshy. Aber gerade deshalb gefällt es mir nicht. Und diesmal muß ich mir überlegen, wohin die Krone beim nächsten Mal kommt. Am besten schicke ich sie wieder dahin zurück, von wo sie einst kam. In die Unendlichkeit…«
»Dazu müssen wir sie erst haben«, sagte der Baron.
Asmodis sah ihn amüsiert an. »Dein Eifer ist erstaunlich. Du wirst doch wohl auf deine alten Tage nicht noch machthungrig werden? Glaube mir, es würde dir nicht bekommen…«
Mit dieser Drohung erhob sich der Herr der Schwarzen Familie und verließ das Zimmer, in seinem Schlepptau der Vampir. Sie schritten die enge Treppe hinunter und verließen die Pension.
Draußen war es kalt geworden. Die Nachttemperaturen hatten sich schon beträchtlich gesenkt. Der Herbst stand vor der Tür, und von der Themse zogen sich die dichten, weißen Nebelschwaden herüber.
Asmodis warf den Kopf in den Nacken und sog die Luft tief ein.
»Diese Nacht gehört uns! Wir brauchen sie wie die Luft zum atmen! Oder das Elixier des Lebens!«
Wortlos nickte Baron Bakshy. Das waren Worte, die er in seiner schwarzen Seele nachvollziehen konnte.
»Wir fliegen durch die Nacht nach Wallton«, befahl der Fürst der Finsternis. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, streckte er beide Arme aus.
Seine Gestalt flog förmlich auseinander. Das menschliche Fleisch schälte sich in Sekundenschnelle vom Körper und veränderte sich dabei. Die Umrisse einer Nachtkreatur bildeten sich. Die Gestalt begann zu wachsen. Große, schwere Schwingen wuchsen an der Stelle, an der sich eben noch die Arme befunden hatten.
Der Körper schrumpfte erst, wuchs dann wieder und wurde gleichzeitig kompakter. Die Beine wichen messerscharfen Krallenfüßen.
Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob sich der Höllenvogel in die Luft. Rot glosten seine Augen.
Asmodis mußte an Steddler denken, und unwillkürlich öffnete und schloß sich der harte, scharf gekrümmte Schnabel des Monsters. Er würde diesen Menschen zerreißen.
Ein Stück hinter dem
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