0222 - Im Schloß der Riesen
verlassen? Und wenn - würde er sie doch sehen!
Sie mußte sich also in Türnähe verborgen halten. Aber war sie dann im entscheidenden Augenblick schnell und geschickt genug, ungesehen mit hinauszuschlüpfen?
Sie wußte es nicht. Aber sie wußte, daß es ein noch viel größeres Problem als alle bisher erkannten gab. Ein Problem, das sich mehr und mehr bemerkbar machte.
Draußen an der Loire war es heiß gewesen, und auch hier drinnen war es alles andere als kalt.
Der Durst machte sich bemerkbar und begann, sie zu quälen.
Verzweifelt lehnte sie sich an die riesige Tür.
Und zuckte erschrocken zusammen. Was war das da in ihrem Rücken?
***
Professor Zamorra fühlte plötzlich, daß da etwas war. Vertraute Gedanken, bekannte Formen und Empfindungen.
Ein Helleber…
Einer? Sie suchten doch zwei: Thor vom Hügenstein und Thali, die Löwin!
Aber in diesem Moment entdeckte er nur einen einzigen. Und er fühlte die Gedanken von Wilhelm und Erlik in sich, die die gleiche Entdeckung mit ihm machten. Das Dreier-Wesen peilte den einzelnen an.
Gregor? kam ein überraschter Impuls des Herrschers von Helleb. Das muß Baron Gregor sein!
»Doch wie kommt er hierher? Er sollte in Helleb diese Sphäre überwachen und bei Veränderungen warnen!«
Vielleicht ist eine solche Veränderung eingetreten, und er kam, um zu warnen! Aber wo befindet er sich jetzt?
Sein Denken erlischt. Doch wir können ihn spüren. Wohin bringt man ihn?
Wir verlieren ihn nicht aus den Augen. Wir verfolgen, wohin man ihn bringt.
Die drei Bewußtseinsströme, die sich vereinigten, um gemeinsam stark genug zum Suchen zu sein, hatten ihr anderes Ziel vorübergehend aus den Augen gelassen. Konzentriert verfolgten sie den Weg, den Baron Gregor gebracht wurde.
Und dann veränderte der Standort sich nicht mehr.
Dort ist er. Wir müssen zu ihm und ihm helfen. Dann kümmern wir uns gemeinsam um Thor und Thali.
Kaum merklich lösten sich die drei Geister voneinander und kehrten in ihre eigenen Körper zurück.
Aber nicht schnell genug…
***
»Da ist noch jemand«, sagte Zongor plötzlich. »Ich spüre fremde Gedanken. Sie suchen… Und sie finden.«
»Was finden sie?« zischte Yhor beunruhigt.
»Diesen hier«, sagte Zongor und deutete auf den Kleinen Riesen Gregor. »Sie gehören zu ihm, er ist nicht allein gekommen. Xothor, benachrichtige sofort Asmodis! Yhor und ich kümmern uns um die Sucher. Sie sind bereits im Schloß, und ich finde sie.«
Xothor nickte. Er warf noch einen Blick auf den Baron, dann verschwand er durch einen Seitenausgang des Raumes, in den sie den Gefangenen gebracht hatten, und verriegelte die Tür. Yhor und Zongor taten auf der anderen Seite dasselbe und eilten davon, um sich um die anderen Eindringlinge zu kümmern.
Als Wächter war es ihre Aufgabe, und sie wollten sie bestens erfüllen, um nicht Asmodis’ Zorn anheimzufallen.
***
Angelique griff mit beiden Händen zu ihrem Rücken und begann, ihn zu betasten. Sie wünschte sich einen Spiegel herbei, aber in der erreichbaren Umgebung gab es nichts, das einem Spiegel glich und als solcher verwendbar war. Sie drehte den Kopf und versuchte, über die Schultern zu blicken, konnte aber nichts erkennen.
Doch sie konnte etwas fühlen.
Am unteren Ansatz der Schulterblätter befand es sich. Dort waren zwei knorpelartige Auswüchse entstanden, Verdickungen, die vielleicht zwei Zentimeter vorsprangen und länglich waren.
Was ist das? dachte sie, von Panik erfaßt. Was geschieht mit mir?
Immer wieder tastete sie danach, versuchte zu erkennen, was es war. Es war von Haut überzogen, schmerzte nicht und ließ sich hin und her drehen.
Ich verändere mich, dachte sie entsetzt. Wie kommt das zustande?
Hing es mit der Umgebung zusammen, in der sie sich befand? Gab es hier eine Art Strahlung, die diese Veränderung bewirkte?
Und war diese Veränderung beabsichtigt?
Sie war sich dessen sicher. Und das mußte auch der Grund dafür sein, daß man ihr die Kleidung genommen hatte. Jene, die das Experiment verursachten, wollten die Veränderung an ihrem nackten Körper studieren.
Sie sah an sich hinunter, betastete sich. Aber außer den beiden Verdickungen in ihrem Rücken gab es keine sicht- oder fühlbare Veränderung.
Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie mußte hier heraus, je schneller, desto besser. Vielleicht wurde die Veränderung gestoppt, wenn sie dem Einfluß dieses Riesenhauses nicht mehr unterlag. Und vielleicht konnte man dann diese Auswüchse operativ wieder
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