0222 - Im Schloß der Riesen
war verdreht. Zamorra ahnte, daß der andere Riese ihn getötet hatte, wenn ihm auch nicht recht klar war, aus welchem Grund. Es mußte sich ein sehr eigenartiger Kampf abgespielt haben, während die drei suchenden Geister in ihre Körper zurückkehrten und erwachten.
Und das Amulett spielte auch wieder einmal ein sehr eigenartiges Spiel. Wohl hatte es durch das Energiefeld die drei Gefährten vor dem zustampfenden Riesenfuß geschützt, aber als Zamorra versuchte, einen Gegenangriff zu starten, versagte es. Wieder einmal! Seit jener wahnsinnige schwarze Druide bei den Standing Stones versucht hatte, das Amulett umzupolen, versagte es immer häufiger. So, als besitze es ein eigenes Bewußtsein, das zuweilen als Trotzreaktion nur tat, was es selbst wollte. Oder - als ob die gewaltigen Kräfte, die in der Silberscheibe wohnten, sich allmählich aufbrauchten…
Die beiden Kleinen Riesen verfolgten den Giganten. Zamorra ahnte, daß sie mit ihren dämonenbannenden Kräften gegen ihn kämpften. Sollten sie es tun, er mußte sich zunächst um Nicole kümmern. Man würde sich schon wiederfinden, trotz den gigantischen Abmessungen dieses Bauwerks.
Da sah er seine Lebensgefährtin. Sie lag reglos auf dem Boden, den Blaster ein paar Meter entfernt. Mit ein paar Sprüngen war Zamorra bei ihr und untersuchte sie.
Nicole lebte noch, wie er zu seiner grenzenlosen Erleichterung feststellte, aber sie war bewußtlos. Er begann damit, sie wieder zu sich zu bringen. Nach ein paar Minuten stellte sich der Erfolg ein. Nicole öffnete zögernd die Augen. Augen, in die sich Zamorra verliebte, als er sie zum ersten Mal sah. Braun mit unzähligen goldenen Tüpfelchen, die sich im Erregungszustand vergrößerten…
Aber jetzt waren sie klein.
»Du… Was ist geschehen?« fragte sie leise.
»Alles klar, Angriff abgewehrt. Die Helleber verfolgen den Feind«, sagte er beruhigend. »Was ist mit dir?«
Sie stützte sich auf die Ellenbogen.
»Mir brummt der Schädel«, sagte sie völlig undamenhaft. »Da muß etwas dagegengeflogen sein, was eine Spur zu groß war. Weiß der Teufel…«
»Bist du wieder fit? Versuch aufzustehen. Wird dir schwarz vor den Augen oder übel?«
Sie kam ohne Zamorras Hilfe auf die schlanken Beine. Langsam, dann heftiger schüttelte sie den Kopf, machte einen Hüpfversuch und lief ein paar Schritte.
»Alles Klar«, sagte sie und blieb stehen. »Nur…«
»Nur was?« fragte Zamorra besorgt.
Sie rollte die Schultern.
»Da spannt etwas«, sagte sie. »Verflixt, es ist so, als ob mir die Jacke zu eng würde. Was ist denn das, zum Teufel? Hat mir einer etwas untergeschoben, oder läuft der Trainingsanzug beim Tragen ein?«
»Laß mal sehen«, murmelte Zamorra unsicher und ließ seine Hand über ihren Rücken gleiten. Da war etwas.
»Zieh die Jacke aus«, verlangte er.
Nicole tat ihm den Gefallen und streifte die Jacke des engen schwarzen Trainingsanzugs ab. Ausnahmsweise hatte Zamorra diesmal keinen Blick für ihre jetzt entblößten, hübschen Brüste. Ihr Rücken interessierte ihn.
Da war tatsächlich etwas.
Es war nur ansatzweise vorhanden, noch winzig klein, aber es reichte schon aus, die Jacke eng werden zu lassen. Und es war auch schon deutlich zu erkennen, was sich daraus entwickeln würde.
»Was ist?« fragte Nicole ungeduldig.
»Tja, mein Engel«, sagte Zamorra betroffen. »Dir wächst ein hübsches Paar Flügel.«
***
»Wo ist er hin? Rechts oder links?« fragte Erlik und sprang die letzte Stufe hinunter.
»Links!« behauptete Wilhelm von Helleb und wandte sich in die angegebene Richtung. »Da steht auch eine Tür offen!«
Erlik von Twerne folgte ihm.
Als Kleine Riesen hatten sie mit ihrer Para-Kraft den Giganten angegriffen, der sich dadurch als dämonisches Wesen entlarvte, indem er Wirkung zeigte und floh. Er war schneller als seine beiden Verfolger, und langsam kamen sie außer Atem. Aber sie setzten ihm weiter nach, weil sie ihn nicht entkommen lassen wollten.
Wer konnte wissen, bei wem er Alarm zu schlagen versuchte… ?
Da gellte ein spitzer, heller Schrei auf.
Die beiden Helleber fuhren herum. Auf der anderen Korridorseite sank gerade jemand zusammen. Kein Riese, sondern ein Mensch in normaler Größe. Und sehr, sehr weiblich…
»Was ist das?« entfuhr es Wilhelm von Helleb.
»Zweifelsohne ein nacktes Mädchen«, stellte Erlik sachkundig fest. »Vielleicht eine Falle, eine Illusion! Kommt, Fürst!«
Er zog Wilhelm mit sich auf die noch offenstehende Tür zu, in weitem Bogen an
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