0222 - Im Schloß der Riesen

Titel: 0222 - Im Schloß der Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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versuchte sie, ihre Blößen zu bedecken.
    »Wer… Wer sind Sie?« stieß sie hervor. »Wie kommen Sie hier herein?«
    Zamorra stellte sich und Nicole vor. »Und wer sind Sie?« erkundigte er sich.
    »Angelique Sarson«, sagte die Schwarzhaarige leise. »Sind Sie Menschen, wie ich es bin, oder ist das alles nur eine neue Teufelei?«
    »Wir sind ganz normale Menschen«, beruhigte Zamorra sie. Mit wenigen Worten erläuterte er seine und Nicoles Anwesenheit und deutete den Versuch an, gefangene Freunde zu befreien. »Und wie kommen Sie hierher?« fragte er.
    Angelique erzählte ebenfalls. Sie schloß mit dem Auftauchen der beiden monströsen Gestalten.
    »Das waren Freunde von uns«, sagte Nicole. »Sie sehen zwar entsetzlich aus, sind aber hilfreich und nett. Aber wissen Sie, wie es möglich ist, daß uns Flügel wachsen?«
    Angelique schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nur, daß ich hier hinaus muß«, sagte sie. »Je schneller, desto besser. Vielleicht kann ich drüben durch das Fenster fliehen.«
    Zamorra preßte die Lippen zusammen.
    »Sie wissen wohl, daß Sie in einer anderen Dimension gelandet sind?« bemerkte er. »Sie mag vielleicht nur in einem einzigen Punkt von unserer Welt verschieden sein - vielleicht ist dieser Punkt das Riesenhafte des Schlosses und seiner Bewohner -, aber dieser Unterschied macht unsere eigene Welt für Sie auf normalem Wege bereits unerreichbar. Sie können aus dem Gebäude fliehen, sind dann aber immer noch eine Gefangene.«
    »Das habe ich mir auch schon überlegt«, sagte Angelique und tastete wieder einmal zu ihrem Rücken, wo die Flügel bereits größere Ausmaße annahmen. Nicoles Flügel waren kleiner. Sie war später im Schloß aufgetaucht und unterlag dem verändernden Einfluß somit erst kürzere Zeit.
    »Es muß doch etwas dagegen zu tun sein«, sagte Angelique leise.
    »Später«, versuchte Nicole, sie zu trösten. »Vorläufig ist es wohl am besten, wenn Sie in unserer Nähe bleiben. Wir werden versuchen, die Kleinen Riesen wiederzufinden. Sie brauchen wirklich keine Angst vor ihnen zu haben.«
    Angelique stand auf. Sie bewegte sich unsicher und zurückhaltend. Zamorra führte es auf ihre Nacktheit zurück. Aber er sah im Moment keine Möglichkeit, das zu ändern. Seine Jacke paßte nicht über ihre Flügel, und seine Hose wollte er auch nicht zur Verfügung stellen.
    In diesem Moment begannen auf der Treppe wieder Schritte zu dröhnen. Jemand kam von oben, von wo auch Nicole und Zamorra sich heruntergehangelt hatten.
    Ein Riese!
    »Schnell«, stieß Zamorra hervor.
    »Dort hinein!« Er deutete auf die leicht offenstehende Tür.
    Die drei Menschen spurteten über die riesige Hallenfläche und verschwanden in dem Zimmer.
    Hatte der Riese sie nicht mehr gesehen?
    ***
    Wilhelm von Helleb stürzte in die Tiefe.
    Erst nach ein paar Sekunden bemerkte er, daß es eigentlich kein Sturz war, sondern mehr ein Schweben. Er breitete die Arme aus, ruderte damit in der Luft herum und kam tatsächlich fast zum Stillstand. Noch eine heftige Bewegung, und er schwebte reglos in der Luft.
    »Aha«, sagte er.
    Er sah nach oben und erkannte Erliks erschrockenes Gesicht in der Öffnung.
    »Das hier muß der Notausgang sein«, sagte er. »Ein Schacht, der in die Tiefe führt. Man stürzt nicht. Warte.«
    Er ruderte erneut und schaffte es, langsam wieder nach oben zu gleiten.
    »Hier ist die Schwerkraft aufgehoben«, erklärte er, als er vor der Öffnung wieder auftauchte und sich festhielt, um nicht nach oben zwischen die aufgehängten Kleidungsstücke zu gleiten. »Ein Schrank, der keinen Boden hat… So ein hinterhältiger Trick ist mir noch nie untergekommen.«
    »Und warum seid Ihr nach unten verschwunden, wenn es hier keine Schwerkraft gibt?« knurrte Erlik. Dann schlug er sich mit der Hand vor die Stirn. »Ach ja… Ihr ließet Euch hinabsinken, um auf den Boden zu treten, und bekamt dadurch den Abwärts-Impuls…«
    »So muß es sein«, sagte der Fürst. »Natürlich wird auch unser Freund, der Riese, hier in den Keller verschwunden sein. Ich bin gespannt, was da unten auf uns wartet.«
    »Vielleicht Thor und Thali«, hoffte Erlik.
    Da ertönten Stimmen.
    Erlik wandte sich um und gab dabei dem Fürsten ebenfalls den Blick in das Zimmer frei. Durch die schmale Türöffnung stürmten drei Gestalten: Zamorra, Nicole und jenes nackte Mädchen mit den Flügeln.
    »Oha«, murmelte Erlik, als er sah, daß Nicole ebenfalls halb nackt war. Und dann sagte er noch einmal »oha«, als er auch auf