0222 - Im Schloß der Riesen
ihm.
Der Riese brach in die Knie!
»Nein«, keuchte er. »Nein… Sie dürfen dich nicht…«
Er stürzte nach vorn, kam auf die Ellenbogen.
»Ich muß sie aufhalten, vernichten… Lauf, mein Kleines! Rette dich! Und vergiß nie, daß ich dich liebe«, kreischte er und ließ das Mädchen los. Angelique stürzte, kam wieder auf die Beine, lief zur Seite.
Aus Erliks und Gregors Schwertern zuckten weiße Blitze. Der Riese brüllte, rollte sich herum und versuchte, sich aufzusetzen. Doch es gelang ihm nicht mehr.
Sein Arm kam hoch, wirbelte herum, schlug zu… Aber er verfehlte Gregor weit. Dann brach der Riese zusammen.
Noch war er nicht tot, aber er hatte das Bewußtsein verloren.
Er lag auf dem Rücken.
Baron Gregor trat zu ihm, griff zu und kletterte an ihm empor, bis er den Kopf erreicht hatte. Dann stieß er das silbern schimmernde Schwert in die Stirn des Riesen.
Gregor sprang sofort zurück und erreichte wieder den Boden. Er sah sich nach dem Mädchen mit den schon unterarmlangen Flügeln um.
»Wer immer du bist, Schönheit«, rief er ihr zu. »Komm! Wir müssen beraten, was zu tun ist.«
Erlik von Twerne machte kurzen Prozeß. Er trat zu dem jetzt schreckensstarr stehenden Mädchen, packte zu und legte es sich einfach über die Schulter. Dann stapfte er in Richtung des Schrankloches, wo nur noch Wilhelm von Helleb wartete.
***
Nicole befolgte die Anweisung und bekam ihren Abwärtsflug schnell unter Kontrolle. Über ihr sank Zamorra langsam in die Tiefe.
»He, ich wollte aber noch gar nicht nach unten«, protestierte sie, die Waffe noch immer in der Hand.
»Ich glaube, die Kleinen Riesen bekommen die Sache da oben ohne uns besser in den Griff«, rief Zamorra ihr zu. »Das Amulett rührt siçh schon wieder einmal nicht.«
Er sah nach oben. Wilhelm von Helleb dachte noch nicht daran zu folgen, und auch von Angelique Sarson war noch nichts zu sehen. Dafür erscholl aber, durch den Schrank geisterhaft verzerrt, Kampflärm.
»Kein Grund zur Aufregung«, rief Fürst Wilhelm nach unten. »Sie haben ihn! Gleich ist es vorbei!«
»Was sollen wir eigentlich hier unten?« rief Zamorra zurück. »Wohin führt dieser Schacht?«
»Versucht, einen Seitenausgang zu finden! Vielleicht ist der verfolgte Riese irgendwo unterwegs ausgestiegen. Wir kommen gleich nach. Wenn ihr einen Ausgang gefunden habt, wartet auf uns.«
»Einverstanden«, knurrte Zamorra, der sonst gern selbst die Regie übernahm. »Aber wie sollen wir hier eine Tür finden? Es ist doch alles stockdunkel in diesem Rattenloch.«
»Ich werde mal etwas ausprobieren«, verkündete Nicole.
Augenblicke später zuckte der grelle Strahl aus der Waffe und jagte durch den Schacht nach unten. Eine halbe Sekunde nur, aber es reichte. Schon ziemlich dicht unten ihnen flammte der Boden auf. Das Feuer erlosch schnell wieder, weil es dort nichts Brennbares gab, aber es verbreitete genügend Helligkeit, um für ein paar Momente Einzelheiten erkennen zu können.
»Was ist los?« schrie der Fürst von oben.
»Nichts«, gab Zamorra zurück. »Nicole beliebte nur Licht zu machen.«
»Noch zehn Meter«, verkündete sie jetzt. »Dann stehen wir auf Steinboden. Das scheint dann wohl der Keller zu sein. Ich habe etwas gesehen, das eine Tür sein könnte. Sie ist verschlossen.«
»Das wird uns wenig stören«, versetzte der Meister des Übersinnlichen. »Was ist da oben?«
»Wir kommen«, rief Wilhelm.
Eine Minute später berührten Zamorra und Nicole den Steinboden. Er war noch etwas warm vom Strahlbeschuß, aber man verbrannte sich nicht an ihm.
»Warten wir also auf unsere Freunde«, murmelte Zamorra. Er betastete wieder sein Amulett.
Plötzlich reagierte es wieder. Die Ruheperiode schien vorüberzusein. Die Silberscheibe, geschaffen aus der Kraft einer entarteten Sonne , wurde aktiv.
Sie vibrierte und erwärmte sich, untrügliches Zeichen für die Nähe dämonischer Wesen.
Hinter der Tür des schwerefreien Schachtes mußte sich ein Gegner befinden.
***
Zongor wußte, daß er der letzte war.
Er spürte Xothor nicht mehr. Seine Lebensimpulse waren erloschen. Es mußte ihm noch gelungen sein, mit Asmodis zu sprechen, aber dann hatte ihn der Tod ereilt.
Zongor, der Riese, verspürte Angst. Die Eindringlinge waren weitaus gefährlicher, als sie alle angenommen hatten. Yhor und Xothor hatte es schon erwischt, und nur Zongor lebte noch. Der letzte der Wächter.
Und auch er wußte, daß er den Angreifern nicht viel entgegenzusetzen hatte. Einmal hatte er
Weitere Kostenlose Bücher