0222 - Im Schloß der Riesen
schon die Flucht ergriffen, weil der Para-Angriff ihm zu stark zusetzte. Beim nächsten Zusammentreffen würde es nicht anders sein.
Aber Zongor wußte auch, was davon abhing, daß keiner der Eindringlinge davonkam. Er wußte es jetzt deutlicher als je zuvor. Asmodis würde ihm nicht helfen. Zongor mußte es allein durchstehen.
Im Kellergewölbe des Schlosses lag ein Meegh im magischen Tiefschlaf. Er wurde von den Para-Kräften der zwei ebenfalls gefangenen Kleinen Riesen im Bann gehalten. Es war ein Wechselspiel der Kräfte, das nur deshalb funktionierte, weil Asmodis es sehr genau berechnet hatte. Aber es war ein sehr labiles Gleichgewicht. Schon die kleinste Störung konnte zur Katastrophe führen.
Der Meegh, jenes schattenhafte Wesen aus einer anderen Dimension, war mehr als nur gefährlich. In ihm wohnte ein furchtbares magisches Potential, schlimmer als eine Atombombe. Zongor wußte nicht, unter welchen Umständen diese dämönische Kreatur in Asmodis’ Gefangenschaft geraten war, aber es mußte ein furchtbarer Kampf gewesen sein. Einem Gerücht nach sollte der Dämon Pluton dabei umgekommen sein, einer der engsten Vertrauten und Berater Asmodis’.
Die Meeghs bedrohten die Welt. Sie beabsichtigten nicht nur, sich die Sterblichen zu unterwerfen oder zu töten, sondern auch die Schwarze Familie der Dämonen aus ihrer Machtstellung zu verdrängen. Dies konnte und wollte Asmodis nicht zulassen. Deshalb hatte er diesen Meegh in seine Gewalt gebracht, um ihn zu studieren. Niemand wußte, wie diese Ungeheuer aus einer fremden Dimension wirklich aussahen, was ihre Struktur war. Dies wollte Asmodis herausfinden.
Niemand vermochte den Meegh allerdings zu bannen und in Schach zu halten außer jenen Kleinen Riesen mit ihren dämonenvernichtenden Fähigkeiten. Sie konnten den Meegh nicht töten, aber im Zwangsschlaf halten. Und sie mußten ihre Kräfte völlig auf ihn konzentrieren, konnten nicht an ihre eigene Befreiung und den Kampf gegen Asmodis’ Diener denken. Denn sobald sie von dem Meegh abließen, würde dieser erwachen. Und was dann geschah…
Zongor wollte lieber nicht daran denken.
Und doch dachte er daran. Denn jetzt waren plötzlich weitere Kleine Riesen hier. Daß es ihnen gelingen würde, auch Zongor auszuschalten, stand für diesen außer Frage. Und danach würden sie in gemeinsamer Anstrengung nicht nur den Meegh vernichten können, sondern auch die beiden anderen Kleinen Riesen befreien und mit sich führen. Und ein zweites Mal würden sie sich nicht entführen lassen.
Damit wären Asmodis’ Pläne nachhaltig durchkreuzt.
Zongor überlegte. Er mußte das alles noch einmal sehr genau überdenken, bevor er einen endgültigen Entschluß faßte. Und dazu brauchte er Zeit. Aber er zweifelte nicht daran, daß sein geringer Vorsprung schon bald wieder zusammenschmelzen würde.
So begann er damit, eine magische Falle zu konstruieren, die die Eindringlinge zumindest für ein paar Minuten beschäftigen würde…
***
Zamorra wartete, bis auch die anderen unten auf der Schächtsohle ankamen. In der Dunkelheit glommen die Augen der Helleber wie winzige Leuchtkäfer.
»Meine Flügel wachsen immer weiter«, sagte Angelique Sarson niedergeschlagen. »Ich glaube, ich kann sie sogar schon bewegen.«
»Das war zu erwarten«, gab Nicole zurück. »Es ist klar, daß uns da nicht nur schlaffe Hautlappen wachsen, sondern auch Muskeln. Laß mal sehen, Leidensgenossin.« Sie schob sich in der Dunkelheit bis dorthin, wo sie Angelique vermutete, und betastete deren Rücken.
»Ja«, sagte sie. »Da sind starke Knorpelstränge, die sich wohl zu Knochen weiterentwickeln werden, um die Flügel zu halten. Muskelstränge kommen hinzu, und über kurz oder lang werden wir tatsächlich fliegen können.«
»Ich will das nicht«, flüsterte Angelique entsetzt. »Die Flügel müssen weg! Ich will sie nicht!«
»Meinst du, mir gefallen sie?« erwiderte Nicole gespielt locker. »Sie sehen zwar sehr dekorativ aus, und ich könnte mir vorstellen, daß wir als Fotomodelle mehr als nur gefragt wären und innerhalb weniger Monate zu Milliardärinnen würden… Aber, hm, wirklich gebrauchen kann ich die Dinger auch nicht. Und bei der Liebe dürften sie auch extrem stören.« Sie lachte leise.
Aber Angelique, die ein weniger dickes Fell als Nicole hatte, stimmte in dieses Lachen nicht ein.
»Kopf hoch, Mädchen«, sagte Nicole. »Wenn wir dieses Abenteuer hinter uns haben, werden wir eine Möglichkeit finden, die Flügel bequem,
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