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0222 - Im Schloß der Riesen

0222 - Im Schloß der Riesen

Titel: 0222 - Im Schloß der Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Hand aus. Doch diesmal zerrte keine Überschwere daran. Er trat wieder zurück, nahm einen Anlauf und sprang durch den Feuerkranz hindurch.
    Drüben stolperte und stürzte er, konnte sich mit den Händen abfangen und riß sie sich auf dem rauhen Steinboden des Kellergewölbes auf. Er unterdrückte die Verwünschung, tastete nach seinem Amulett und brachte es wieder an sich. Dann sah er sich um.
    Der Raum war so riesig wie alle anderen. Dämmerlicht erfüllte ihn, jetzt durch den Feuerschein erhellt. Aus sehr hoch liegenden Fenstern kam wenig Tageslicht herein.
    »Der nächste«, forderte Zamorra.
    Nicole sprang ebenfalls. Fast wäre sie mit den Flügeln hängengeblieben, aber sie schaffte es. Zamorra stoppte ihren Sturz, wirbelte sie herum und küßte sie nebenbei zärtlich, aber kurz auf die Wange.
    »Weiter!«
    »Ich will nicht mehr«, flüsterte Angelique. »Ich habe Angst!«
    »Willst du im Schacht verbrennen?« rief Nicole ihr zu. »Das Feuer breitet sich aus! Wir können nur vorwärts!«
    »Ich versuche, wieder nach oben zu kommen«, sagte Angelique zögernd. Sekunden später kam ein überraschtes Aufstöhnen.
    »Es geht nicht mehr!«
    »Natürlich geht es nicht mehr«, sagte Zamorra. »Die Magie ist erloschen. Kommt, oder wollt ihr da drinnen anwachsen?«
    Im nächsten Moment fegte eine Kanonenkugel aus der Öffnung. Dröhnend kam Erlik von Twerne auf, wirbelte herum und stellte sich in Auffangposition. »Werft!« rief er.
    Es kam, als hätten sie es hundertmal geübt. Ein schriller Schrei, dann flog ein geflügelter Mensch durch die Öffnung und direkt in Erliks Arme. Der Kleine Riese grinste und setzte Angelique neben sich ab.
    »So schnell geht’s manchmal im Leben«, sagte er.
    Fürst Wilhelm und Gregor folgten. Das Feuer breitete sich aus, hatte nunmehr die Tür in ihrer vollen Größe erfaßt und griff auf den Anstrich der Steinwände über, der seltsamerweise äußerst brennbar war. Die Hitze stieg, und der Rauch begann, sich auf die Atemwege zu legen.
    »Los, weiter«, verlangte Zamorra. »Wenn wir noch lange warten, müssen wir einen Zeitsprung wagen…«
    »Das hat noch Zeit. Wir müssen ein wenig mit unseren Kräften haushalten«, erklärte Wilhelm. »Da drüben sehe ich eine Tür. Laßt uns hindurchgehen.«
    »Wollen wir nicht versuchen, das Feuer zu löschen?« fragte Angelique erschüttert. »Am Ende brennt noch das ganze Schloß ab.«
    »Du kannst ja auf die Flammen spucken«, sagte Gregor bewußt grob. »Komm, es wird Zeit.«
    Die eigenartige Gruppe bewegte sich auf den Ausgang zu. Niemand ahnte, was unterdessen geschah…
    ***
    Zongor betrat den großen, grell erleuchteten Saal, in dem Asmodis’ Gefangene lebten. Er hatte ihn schon oft betreten, jeden Tag einmal, um den beiden Kleinen Riesen ihre Mahlzeiten zu bringen, aber der Anblick war jedesmal wieder ein Schlag.
    Auf einem silbrig schimmernden, großen Lager, einem Rundbett nicht unähnlich, lag eine annähernd menschliche, durch und durch schwarze Gestalt. Es waren keine Einzelheiten sichtbar, nur die stellenweise leicht verwaschenen Umrisse. Das schwarze Wesen sah aus wie ein Schatten.
    Aber er war nicht flach, wie Schatten es zu sein pflegen. Er war sehr massiv und körperhaft. Dennoch gab es nichts an ihm, das auf irgend welche Menschenähnlichkeiten hindeutete. Alles schien zu zerfließen. Auch der Kopf war eine schwarze, glatte Masse. Keine Nase sprang hervor, keine Ohren, keine Mundöffnung. Nicht einmal das Kinn war zu erkennen. Auch fehlten die Augen.
    Sie mußten wohl geschlossen sein. Als man Zongor und seinen beiden Brüdern den Meegh erstmals beschrieb, war von zuweilen rotglühenden Augen die Rede. Aber Zongor hatte diese noch nie gesehen.
    Der Meegh bewegte sich nicht, dieser Schatten, der selbst einen Schatten warf. Still lag er da, als sei er tot. Und doch lebte er, befand sich nur im magischen Schlaf!
    Neben ihm saß Thor vom Hügenstein, einer der beiden Kleinen Riesen. Es schien, als beachtete er den Meegh gar nicht. Und doch war sein wacher Geist auf diesen gerichtet, um ihn mit seiner Kraft im Schlaf zu halten.
    Thali, die Löwin, schlief. Zwischen ihrem Ruhelager und dem Meegh befand sich eine Halbwand. So war sie halbwegs abgeschirmt, aber auch im Schlaf arbeitete ihre Para-Kraft, wenn auch nicht so stark wie im Wachzustand. Aber es reichte gerade aus. Die beiden Helleber wechselten sich ab in der Kontrolle des Schattenhaften aus der anderen Welt.
    Und sie sehnten den Tag herbei, an dem sie es nicht mehr zu tun

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