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0222 - Letzter Gruß für einen G-man

0222 - Letzter Gruß für einen G-man

Titel: 0222 - Letzter Gruß für einen G-man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Letzter Gruß für einen G-man
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war der Brieföffner, und ich habe ihn damit getötet.«
    Eine lange Minute blieb es ganz still. Niemand sprach. Dann legte sie die Unterarme auf den Tisch, die Stirn darauf und schluchzte.
    »Nehmen Sie es sich nicht so sehr zu Herzen. Mrs. Stanford. Es war Notwehr. Bis wir die Tür aufgebrochen hätten, wäre es zu spät gewesen, und dann wäre Ihr Mann einen noch viel schlimmeren Tod gestorben, den Tod auf dem Elektrischen Stuhl. Seien Sie froh, dass es so gekommen ist.«
    Die Krankenschwester, die bisher in der fernen Ecke gesessen hatte, kam herüber und gab lins verstohlen ein Zeichen. Wir verstanden sie und gingen auf Zehenspitzen. Wir hatten unsere Pflicht so rücksichtsvoll wie möglich erfüllt. Der Rest war Sache des Arztes und der Schwester.
    Es würde vielleicht noch einige Zeit dauern, aber dann würde auch Magde Stanford den Schock überwunden haben.
    Um fünf Uhr waren wir wieder im Office. Es gab absolut nichts Neues, und wir waren gar nicht böse darüber. Wir fuhren nach Hause, holten unser Badezeug und gondelten ausnahmsweise einmal in aller Ruhe hinüber nach Brooklyn und nach Conney Island. Am Brighton Beach war es herrlich warm.
    Wir schwammen und legten uns zwischendurch in den weißen Sand in die Sonne, plätscherten im seichten Wasser, spielten mit Kindern und scherzten mit jungen Mädchen. Für ein paar Stunden vergaßen wir, dass es Verbrechen, Gangster, Polizei und sogar ein Federal Bureau of Investigation gab.
    Als es um halb neun begann kühler zu werden, zogen wir uns an und gingen mit einem Riesenhunger ins Beach-Restaurant. Wir saßen in der Glasveranda und sahen verschiedenen wasser- und sonnenhungrigen Männlein und Weiblein zu.
    Das Essen schmeckte uns so gut wie schon lange nicht, woran wohl in der Hauptsache unser mächtiger Appetit schuld war. Dann bestellten wir uns Kaffee und Brandy und steckten uns einen Glimmstängel ins Gesicht. Kurz gesagt, es war ein wundervoller Abend, ein Abend, an dem ich mich sorgenfrei und behaglich fühlte.
    Am Tisch gegenüber ließ sich ein hübsches, braunlockiges Mädchen nieder, das ein buntes Jäckchen über den Strandanzug gestreift hatte und so braungebrannt war, als ob es schon wochenlang in der Sonne gelegen habe. Sie war so nett anzusehen, dass ich unwillkürlich lächelte.
    Auch sie hatte das bemerkt, aber ihre Reaktion war eine vollkommen unerwartete.
    Sie schreckte sichtlich zusammen und machte eine Bewegung, als ob sie auf -springen und die Flucht ergreifen wollte. In diesem Augenblick erkannte ich sie. Es war eines der Mädels das in Gesellschaft der zwei Männer im BARCLEY gewesen war. Ich nickte ihr freundlich zu und trat Phil gleichzeitig auf den Fuß. Der verstand und lachte hinüber.
    Ich sah den Ausdruck der Erleichterung über ihr Gesicht huschen, und dann lächelte sie, wenn auch noch etwas gezwungen, zurück.
    »Verzeihen Sie, aber sind Sie allein?«, fragte ich hinüber.
    »Ja. Denken sie nur, mein Freund hat mich versetzt.«
    »Wenn ich dieser Freund wäre, so würde ich das bestimmt nicht tun«, scherzte Phil, und nachdem noch ein paar Worte hin und her gegangen waren, fragten wir, ob wir den treulosen Kavalier, wenigstens vorübergehend, vertreten dürften.
    Eine Minute später saßen wir schon an ihrem Tisch und plauderten über dieses und jenes, wobei wir sorgfältig vermieden, auf den Abend im BARCLAY zurückzukommen.
    Plötzlich wurde ihr Gesicht ernst.
    »Ist das nicht schrecklich, die Sache mit May? Die Zeitungen schreiben, es sei ein Raubmord gewesen. Angeblich soll sie Geld und Schmucksachen im Haus gehabt haben.«
    »Die Zeitungen schreiben vieles«, meinte ich. »Man muss nur nicht alles glauben, Miss…«
    Ich wusste tatsächlich nicht wie sie hieß.
    »Nennen Sie mich Claire«, lächelte sie einen Augenblick, um dann sogleich wieder ernst zu werden. »Die Sache mit May geht mir nicht aus dem Kopf«, sagte sie. »Was ihr heute geschehen ist, kann mir morgen passieren.«
    »Das kommt ganz darauf an. Es gibt ein altes Sprichwort und das heißt: Wer in den Wald geht, den fressen die Wölfe.«
    »Und Sie meinen, May hätte das getan, was Sie ›in den Wald gehen‹ nennen?«, fragte sie und beugte sich zu mir herüber.
    »Ich bin sogar sicher, dass sie dergleichen tat. Vielleicht schätzte sie die Gefahr, in die sie sich begab, nicht richtig ein. Aber das ist der Fehler, den Frauen meistens begehen. Sie denken, was kann mir schon passieren? Es ist ja halb so schlimm. Und dann sind sie außerordentlich erstaunt,

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