0222 - Letzter Gruß für einen G-man
unschädlich zu machen. Und ich schwor mir, nicht zu ruhen und nicht zu rasten, bis ich den Kerl erwischt hatte.
***
In dieser Hinsicht war ich vollkommen einer Meinung mit Phil, den ich erst bei meiner Rückkehr zum ersten Male an diesem Tage sah. Er hatte gerade einen anderen Fall bearbeitet und gelöst. So konnten wir also wieder mit vereinten Kräften ans Werk gehen.
Es war höchste Zeit, endlich zum Essen zu gehen. Es war auch reiner Zufall, das Phil und ich bei KNICKERBOCKER parkten, wo es ausgezeichnete Steaks und Shops gibt.
Wir hatten gerade bestellt, als jemand mir von hinten auf die Schulter schlug und ausrief: »Jerry, dualtes Haus! Dass man dich auch einmal wiedersieht!«
Ich blickte mich um und sah in ein Gesicht, das mir vollkommen fremd vorkam. Erst als ich die Bewegung sah, mit der der Mann mit dem linken Auge zwinkerte und sich gleichzeitig die Lippen leckte, wusste ich, mit wem ich es zu tun hatte.
»Hallo, Bill. Welcher Wind hat dich nach New York verschlagen?«
»Verschlagen ist gut«, lachte er, »Ich lebe hier schon seit sieben Jahren und habe mich vorzüglich eingewöhnt.«
»Das kann man sehen«, grinste ich und musterte ihn von Kopf bis zu den Füßen. »Du siehst tatsächlich wie ein Gentleman aus.«
»Erinnere mich nicht an meine Jugendsünden«, lachte er. »Aber willst du mich nicht mit deinem Freund bekannt machen, und darf ich mich auf ein paar Minuten zu dir setzen?«
»Selbstverständlich, Bill. Dies ist mein Kollege Phil Decker und das ein Junge, der in Harpers-Village mit mir zusammen die Schulbank drückte und dem unser würdiger Lehrer immer prophezeite, er werde noch einmal im Zuchthaus enden.«
»Wie du siehst, Jerry, hat der gute Miller unrecht gehabt. Ich bin heute ein seriöser Geschäftsmann, dem niemand etwas Schlechtes nachsagen kann.«
»Jetzt erzähle mir nur noch, dass du verheiratet bist und drei Kinder hast. Dann bin ich bedient«, grinste ich.
»So weit habe ich es noch nicht gebracht. Vorläufig genügt mir meine Freundin, die ich dir gelegentlich einmal vorführen werde. Ich hoffe doch, dass wir uns jetzt öfter sehen.«
»Ganz bestimmt«, versprach ich, und ich meinte es wirklich so.
Zwar war Bill Cuylers immer das schwarze Schaf gewesen, aber welcher Junge macht keine dummen Streiche? Es kommt eben nur darauf an, ob er sich dabei erwischen lässt oder nicht. Damals hatte ich das Pech, meistens erwischt zu werden, und das war so ziemlich das einzige, was ich mit Bill gemeinsam hatte.
»Mit was verdienst du eigentlich deine Brötchen?«, fragte er. »Du siehst ja auch nicht gerade wie ein armer Mann aus und die Kiste, mit der du da vorhin vorgefahren bist, muss ein ganz schönes Stück Geld gekostet haben.«
»Du wirst lachen, ich bin Angestellter bei Uncle Sam.«
»Tatsächlich. Sitzt du etwa im Finanzministerium? Dann würde ich mir Mühe geben, mich besonders gut mit dir zu stellen.«
»Keineswegs. Rechnen ist, wie du doch wissen müsstest, immer meine schwache Seite gewesen.«
»Na, dann sag mir’s endlich.«
»Halt dich fest. Ich bin Angestellter des Federal Bureau of Investigation, im Volksmund FBI genannt.«
»Da schlag einer lang hin«, staunte Bill, und dann legte er plötzlich den Finger an die Nase. »Ich bin doch ein Riesenrindvieh. So oft habe ich in den Zeitungen von dem berühmten G-man Jerry Cotton gelesen, aber ich bin nicht im Entferntesten darauf gekommen, dass du das sein könntest. So viel Grips hätte ich dir niemals zugetraut.«
»Herzlichen Dank für die Blumen«, grinste ich. »Die dümmsten Kinder werden späterhin die klügsten Knaben. Es geht mir genau wie dir.«
»Da musst du mir gelegentlich einmal ein paar Schwänke aus deinem Beruf erzählen«, lächelte er. »Wie ist das zum Beispiel mit der Juwelenräuber-Gang, von der die Zeitungen ein solches Wesen machen. Ist das wirklich so schlimm oder nur Sensationsmache?«
»Ich kann dir keine Einzelheiten erzählen, selbst wenn ich wollte. Es gibt ja so etwas wie ein Dienstgeheimnis, aber ich kann dir sagen, es ist nicht nur so schlimm, sondern noch viel schlimmer. Wie du uns beide hier siehst, zerbrechen wir uns Tag und Nacht den Kopf darüber, wie wir die Gang endlich unschädlich machen können.«
»Na, dann zerbrecht ihn euch mal gründlich«, meinte er und stand auf. »Hier hast du meine Karte. Wenn du mich erreichen willst, so ruf mich an.«
»Ich brauche dir keine Karte mitzugeben. Die Nummer des FBI kennt jeder. Du brauchst dort nur nach mir zu
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