0222 - Letzter Gruß für einen G-man
haben Sie das Ding denn her?«, fragte ich.
»Ich erklärte Ihnen ja schon, es ist ein altes Familienerbstück, das ich nur aus Not verkaufe.«
»Mein lieber Junge«, feixte ich. »Da sind Sie ausgerechnet an die Unrechte Adresse gekommen.«
Ich griff in die Hosentasche und ließ ihn den blauen FBI-Stem sehen.
»Zuerst geben Sie das Ding einmal her, und dann werden wir uns weiter unterhalten. Machen Sie kein Theater, sonst müssten wir grob werden.«
Es hätte nicht viel gefehlt, und der Jüngling wäre ohnmächtig vom Stuhl gefallen. Dann versuchte er den Ring schnell wieder einzustecken, aber ich hatte ihn bereits am Handgelenk gepackt. »Wo haben Sie das Ding gestohlen?« Jetzt wurde ich deutlich. »Entweder Sie sagen es mir freiwillig oder wir nehmen sie mit und setzen Sie unter die berühmte fünftausendkerzige Lampe und lassen Sie schwitzen.«
Er drehte und wand sich. Er beteuerte, die Wahrheit gesagt zu haben, mit den heiligsten Schwüren. Er vergoss sogar Tränen, aber es half nichts. Da wir so nicht weiterkamen, zahlten wir, nahmen ihn in die Mitte und brachten ihn zu meinem Wagen. Unterwegs versuchte er auszukneifen, und so mussten wir ihm Armbänder anlegen.
***
Im Office verhörten wir ihn.
Es dauerte gar nicht lange, bis er zusammenbrach und gestand. »Ich bin Diamantenschleifer«, sagte er. »Ich arbeite in einem Laden, in dem geschmuggelte Ware geschliffen wird, und da habe ich mir den Stein unter den Nagel gerissen.«
»Hat denn das niemand gemerkt?«, wunderte ich mich.
»Bei mir gemerkt? Ne, so was gibt es nicht. Wenn Sie wüssten, wieviel in Amsterdam bei den Schleifereien gestohlen wird, ohne dass es jemals einer merkt, so würden Sie staunen.«
»Und bei welcher Schleiferei haben Sie den gemopst?«
»Das sage ich Ihnen nicht«, entgegnete er dickköpfpig. »Sie können es erfahren, wenn Sie mir schriftlich geben, dass ich nicht zur Verantwortung gezogen werde.«
»Sie sagten, es handele sich um geschmuggelte Ware?«, fragte ich noch einmal.
»Ja, und so ist es auch.«
Dieser Eall fiel eigentlich nicht in unseren Bereich. Es war eine Sache der Geheimpolizei des Finanzministeriums, und die konnte ich jetzt zur Nachtzeit nicht erreichen. Ich ließ den Burschen auf Nummer Sicher bringen schloss den Ring ins Safe, und dann gingen wir alle beide nach Hause und schliefen bis zum nächsten Morgen.
Um neun Uhr war ich im Office und rief die zuständige Stelle der Zollfahndung an. Fünfzehn Minuten später erschien ein Beamter. Mr. West, dem wir berichteten.
»Der Kerl ist gar nicht so dumm«, meinte er. »Er weiß ganz genau, dass wir auch einmal durch die Finger sehen, wenn uns ein guter Tip gegeben wird. Zweifellos werden anhaltend Steine aus allen möglichen Quellen in die Staaten geschmuggelt. Wenn wir eine Schleiferei, die solche Steine verarbeitet, ausheben können, so erfahren wir auch, wer der illegale Importeur ist, und das ist schon etwas wert.«
Ich glaubte, es verantworten zu können, dem Burschen den Diebstahl des Steines nachzusehen und ihn laufenzulassen, wenn seine Angaben geeignet sind, einer Schmugglerorganisation auf die Spur zu kommen.
Wir ließen also unseren Freund mit dem Silberblick holen. Und jetzt entspann sich eine so freundschaftliche Unterhaltung zwischen dem kleinen Gauner und dem Beamten der Zollfahndung, dass ich fast herausgeplatzt wäre. Die beiden schlossen einen regelrechten Vertrag.
Wenn seine Angaben stimmen, und wenn es sich um die Schleiferei illegal importierter Steine handelte, so würde man ihn nicht nur laufenlassen, sondern darüber hinaus versprach ihm Mr. West auch noch eine Belohnung. Nur den Ring musste er auf alle Fälle abgeben.
Die Adresse war Suffolkstreet Nummer 62, und der Boss des Unternehmens hieß angeblich Guy Skiff. Suffolkstreet lag im finstersten East End. Und so zogen wir es vor, zur Verstärkung noch zwei unserer Kameraden mitzunehmen. Es war jedenfalls sicherer so.
Das Haus war ein alter dreistöckiger Bau. Mr. Silberblick, der, wie er behauptete, Jack Grimsby hieß, winkte uns geheimnisvoll in einen Torweg und führte uns über zwei Hinterhöfe, bis er vor einer merkwürdig soliden Holztür stehenblieb.
Während er in einem sicherlich verabredeten Rhythmus klopfte, hatten wir bereits die Pistolen gezogen. Unser Führer trat zur Seite. Die Tür öffnete sich nur einen Spalt breit, aber wir hatten sie im Nu auf gedrückt. Als der riesenhafte Neger, der einen mächtigen Knüppel in der Hand hielt, in die Pistolenläufe
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