0222 - Schlucht der stummen Götter
zeigte, mußten wir vorbeischauen, um die Post sehen zu können. Aber das interessierte uns plötzlich nicht mehr.
Wir sahen etwas völlig anderes.
Vor dem Haus stand unser Bentley!
***
»Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt«, flüsterte Suko und wischte sich über die Stirn. »Träume ich, oder steht da ein Doppelgänger?«
»Nein, das ist er.« Auch ich war überrascht. Damit hätte ich nun im Traum nicht gerechnet, daß wir unseren Wagen so leicht wiederfinden würden.
Seltsam…
»Warum ist er da abgestellt worden?« fragte Suko. »Verdammt, die tun nichts ohne Grund.«
Ich ahnte Schlimmes, denn ich dachte an all die Menschen, die in Darkwater lebten. Ob das Skelett versuchen wollte, sie unter seine Knute zu bekommen?
Auf jeden Fall stieg die Spannung in beiden von uns an, denn ohne Grund war das blaue Skelett nicht nach Darkwater gefahren.
Es verfolgte meines Erachtens einen bestimmten Plan. Als ich mit Suko darüber sprach, gab mir der Freund recht.
»Aber sehen wir uns erst einmal den Silbergrauen an«, schlug ich vor und eilte auf das Fahrzeug zu. Sehr wohl war mir nicht bei der Sache. Der Wagen stand zwar völlig harmlos am Rand des Platzes, aber ich traute dem Braten nicht so recht. Schließlich war er von einem dämonischen Wesen auf eine spektakuläre Art und Weise entführt worden, da konnte man nicht vorsichtig genug sein.
Suko hatte sich an meiner Seite gehalten. Beide umschritten wir das Fahrzeug, suchten nach irgendwelchen Beschädigungen, doch da war nichts zu entdecken.
Der Bentley sah völlig normal aus.
»Abgeschlossen ist er nicht!« stellte der Chinese fest. Er blieb an der Fahrertür stehen und öffnete.
Ich nahm mir den hinteren Wagenschlag vor. Als ich ihn aufzog, mich bückte und in den Wagen blickte, bemerkte ich ebenfalls keine Gefahr. Und doch lauerte sie.
Blitzschnell schlug sie im nächsten Augenblick zu.
Ich hätte einen Blick auf den Boden zwischen Vorder- und Rücksitz werfen sollen, dann hätte mich mein Gegner bestimmt nicht überraschen können.
So aber schaffte er es und griff gedankenschnell zu. Bevor ich noch eine Abwehrbewegung schaffen konnte, packte die knöcherne Klaue meinen rechten Arm, hielt sich fest, stemmte sich sogar ab, und ich schaute in das zu einem Grinsen verzogene Frauengesicht der Karen White…
***
Er hatte die Schlucht verlassen und befand sich auf dem Weg zu seinem neuen Ziel.
Wieder einmal würde es zu einem Kampf kommen. Die Zeiten hatten sich zwar geändert, auch die Waffen waren andere geworden und die Menschen lebten nicht mehr so wie früher. Ihre Auseinandersetzungen aber trugen sie noch immer mit den gleichen Mitteln aus wie vor Tausenden von Jahren.
Mit Gewalt!
Nur die Methoden hatten sich dabei geändert.
Dies störte den Eisernen Engel, und Trauer durchflutete ihn. Er wollte keinen Krieg, denn er sehnte sich so sehr nach dem Frieden.
Schon damals hatte er alles versucht, um den Krieg zu vermeiden.
Zwischen dem Schwarzen Tod und seinen Helfern sowie Myxin und den schwarzen Vampiren hatte er noch, kurz bevor Atlantis unterging, vermitteln wollen. Leider ohne Erfolg. Die beiden kämpfenden Parteien wollten den Frieden nicht, der Haß war zu groß, er hatte sich angestaut, war zu einer Flamme geworden, und so konnte es nur den Krieg geben. Einen Krieg, der nie entschieden wurde. Er hatte nur Tausende von Opfern gefordert, als ein gesamter Kontinent im Meer versank und von den Wellen verschlungen wurde.
Eine Welt war damals zerstört worden, eine große Kultur. Andere Kulturen waren wie Phönix aus der Asche erblüht, aber sie hatten eigentlich nie die Reife der atlantischen erreichen können. Vieles blieb Stückwerk.
Auch in der modernen Gegenwart besaßen die Menschen nicht das Wissen, das die alten Zauberer und Magier in Atlantis ihren Schülern vermitteln konnten. Sie wußten zwar nichts über moderne Computertechniken oder Wirtschaftsführung, aber sie kannten die Menschen, deren Geist und die Magie.
Wie mächtig, gütig und verständnisvoll sie waren, das zeigten die Gesichter der Götter in der Schlucht. Leider hatten sie zu sehr auf das Gute vertraut und sich von der anderen, der dämonischen Seite überraschen lassen.
Die Quittung hatten sie bekommen.
Der Eiserne Engel hatte das Gefühl, die Unendlichkeit zu durchstoßen. Zeit und Raum waren zu Nebensächlichkeiten geworden, irdische Gesetze der Physik galten hier nicht mehr, und er stieß immer weiter hinein in das Nichts.
Er gehörte zu den wenigen
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