0222 - Schlucht der stummen Götter
Person war. Ich bekam ein seltsames Gefühl und glaubte daran, daß sich irgend etwas über unseren Köpfen zusammenbraute.
Etwas Unheimliches, Grauenvolles…
Eine Gefahr, die keiner von uns kannte, womit wir nicht rechneten und die einen tödlichen Strudel erzeugen konnte. Das Dorf mitsamt seinen Menschen schien mir unter einem Druck zu stehen, der das drohende Unheil ankündigte.
»Der Konstabler hat sich auch nicht sehen lassen«, meinte Suko.
»Vielleicht konnte er auch nicht.«
Ich hob die Schultern. »Mal den Teufel nicht an die Wand«, gab ich zurück und orientierte mich in Richtung Eingangstür, die zur Post als auch in die Polizeistation führte.
Die Fensterrahmen waren braun angestrichen, ebenso die Tür, die wir unverschlossen fanden. Dahinter lag direkt die Poststation.
Einen Schalter sahen wir nicht, dafür eine Theke, die den Raum in zwei Hälften teilte und auf der Pakete und Postsendungen abgelegt werden konnten.
Der Stuhl hinter dem alten Schreibtisch war leer. An der Rückwand klebten einige vergilbte Werbeplakate der Post. Links stand ein leerer Containerwagen, in dem sich bei Hochbetrieb sonst die Pakete stapelten.
Einen Extraraum, den der Konstabler benutzte, wenn er als Polizist arbeitete, den gab es nicht. Dafür sahen wir rechts von uns, wo der Gang vor der Barriere weiterführte, eine kleine Tür.
Suko steuerte bereits darauf zu. Er drückte sie auf, und wir schauten in ein schmales Treppenhaus, wo eine steile Holzstiege in die obere Etage führte.
Es roch muffig und auch nach Angebranntem. Von dem Konstabler oder seiner Familie, falls er eine besaß, sahen wir keine Spur. Die Wohnräume lagen wahrscheinlich in der ersten Etage.
»Sehen wir dort mal nach«, schlug Suko vor und deutete mit dem Zeigefinger nach oben.
Ich hatte nichts dagegen. Suko ging als erster die Stufen hoch.
Eine vergilbte Tapete bedeckte die Wand rechts von uns, und als Suko plötzlich stehenblieb, hätte ich ihm fast in die Hacken getreten.
»Was ist los?« fragte ich.
»Schau dir mal die Wand an.« Der Chinese drückte sich bis dicht an das Holzgeländer, damit ich an ihm vorbeikonnte.
Jetzt sah ich auch die dunklen Flecken auf der Tapete. »Meinst du die?«
»Genau. Sieht aus wie Blut.«
Ich betrachtete sie näher. In der Tat, der Chinese hatte nicht gelogen. Das Blut war sogar noch feucht. Ich spürte es, als ich meine Fingerspitze gegen den Fleck drückte.
Drei Flecken sah ich. Sie bildeten fast eine senkrechte Reihe und waren zum Teil schon zerlaufen, so daß die beiden oberen schon ineinanderüberflossen. Das Blut kam nicht von ungefähr an die Wand.
Hier mußte etwas Schreckliches passiert sein, und wir konnten uns auf einiges gefaßt machen, dessen war ich mir sicher. Als ich mich zu Suko hin umdrehte, hielt mein Freund bereits seine Beretta in der Hand.
Auch ich zog die Pistole, als wir weitergingen und in der ersten Etage stehenblieben.
Wir befanden uns in einem kleinen viereckigen Flur, von dem drei Türen abzweigten.
Hinter der ersten lag eine Küche. Ich entdeckte auch noch einen Wohnraum, und mein Partner hatte die Tür zum Schlafzimmer aufgestoßen, das größer als die anderen Räume war und noch einen Durchbruch zu einem anderen Zimmer besaß.
Auf den alten, vom vielen Schrubben hell gewordenen Bodendielen sahen wir ebenfalls Blutstropfen. Wir gingen dieser makabren Spur nach und waren sicher, daß wir das Zentrum des Verbrechens finden würden.
Der Durchbruch wurde über die Hälfte von einem sackähnlichen Vorhang verdeckt.
Suko zog ihn ruckartig zur Seite.
Dahinter stand in einer Art Rumpelkammer ein Bett. Es war leer.
Kein Toter lag darauf, und uns fiel ein Stein vom Herzen. Trotzdem waren wir nicht zufrieden, die makabre Blutspur ließ sich nicht wegleugnen.
Suko entdeckte einen weiteren Blutstropfen. Und zwar direkt vor dem Fenster.
Mir kroch eine Gänsehaut über den Rücken, als sich mein Partner bückte und ich über seinen Rücken schauen konnte.
Auch am Rahmen befand sich Blut. Dann sah ich, daß der Griff nicht richtig herumgedreht worden war. Er stand noch schräg.
Ich griff an Suko vorbei und öffnete das Fenster. Ein Schwall warmer Luft drang in das Zimmer, was mich wunderte, denn vorhin noch war es wesentlich kühler gewesen.
Ich achtete jedoch nicht weiter darauf, sondern schaute aus dem Rechteck und senkte meinen Blick.
Wir hatten es erwartet, trotzdem schockte mich der Anblick.
Der Konstabler war tot. Er hing dicht an der Hauswand auf einer vorn
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