0223 - In den Krallen der roten Vampire
die einzelnen Leuchten, die einen schmalen Pfad markierten, der sich dicht an einer Felswand entlangzog, wobei rechts von ihm das Gelände steil zum Grund der Höhle abfiel und wir auch das Wasser eines Sees sahen.
Von den roten Vampiren entdeckten wir nichts, waren allerdings davon überzeugt, daß sie sich hier irgendwo versteckt hielten.
Suko war drei Schritte vorgegangen. Jetzt drehte er den Kopf und hob dabei die Schultern. »Keine Spur von dem Professor und auch nicht von den beiden Eickburgers.«
»Die Höhle ist groß«, sagte ich.
»Sicher.«
»Komm, laßt uns weitergehen«, schlug Will Mallmann vor. Wie Suko und ich hatte er seine Stimme ebenfalls gedämpft. Man sollte uns nicht zu früh bemerken.
Wir bewegten uns auf dem schmalen Pfad weiter. Die Lampen in den Helmen waren eingeschaltet. Ihre hellen Strahlen ließen zu, daß wir mehr erkennen konnten.
Uns fielen auch die Nischen auf, die sich links von uns in der Felswand befanden. Es waren düstere Eingänge, wahrscheinlich im Laufe der Zeit durch Druck und Gegendruck der Erdbewegungen entstanden.
Suko blieb stehen und leuchtete in eine hinein. Wir ließen ihn und fragten erst, als sich der Chinese zu uns umgedreht hatte.
»Wie tief ist der Spalt?«
Suko schüttelte den Kopf, wobei er mich anschaute. »Das konnte ich nicht erkennen. Der Strahl verlor sich.« Er räusperte sich. »Einen Menschen habe ich auf jeden Fall nicht gesehen.«
»Hier wird sich kaum jemand verstecken«, sagte der Kommissar.
Womit er sich irrte, aber das sollten wir erst später erfahren. Zunächst galt es, auf den Weg zu achten, der wirklich nicht einfach zu begehen war, denn die Feuchtigkeit machte ihn verflucht glatt. Bisher waren wir noch nicht ausgerutscht, und wir hofften auch, daß es so bleiben würde. Hatte er sich nach dem Einstieg noch ziemlich gerade gezeigt, so änderte sich das nun. Wir mußten Schlangenlinien gehen, wenn wir dem Pfad in die Tiefe folgen wollten. Dabei hielten wir uns dicht an der Felswand, denn an der anderen Seite fiel der Weg zur Kante hin manchmal schräg ab.
Will Mallmann stieß einen Zischlaut aus. Sofort blieben wir stehen und sahen den Kommissar, dessen ausgestreckter linker Arm in die Höhe deutete, wo sich mehrere gewaltige Schatten bewegten.
Uns kroch eine Gänsehaut über den Rücken, denn die Schatten kamen uns verflucht bekannt vor.
Es waren die roten Vampire!
Gleichzeitig hörten wir auch Stimmen. Wir konnten nicht verstehen, was gesprochen wurde, aber wir unterschieden die Stimme eines Mannes und die einer Frau.
»Das Ehepaar Eickburger«, wisperte Suko.
Ich nickte und behielt gleichzeitig die Schatten unter der Höhlendecke im Auge. Sie schienen mir unruhiger geworden zu sein. Irgend etwas bahnte sich da an, und ich riskierte es, einen Schritt vorzugehen, wobei ich bis dicht an den rechten Rand des schmalen Pfads vortrat, denn von dieser Stelle aus besaß ich einen besseren Sichtwinkel.
Und ich sah sie.
Es waren die Eickburgers!
Deutlich war das helle Haar der jungen Frau zu erkennen, aber ich sah noch mehr. Sie wehrte sich gegen ihren eigenen Mann. Wir hörten ihre spitzen Schreie und mußten untätig mit ansehen, wie sie zu Boden gedrückt wurde.
Genau konnten wir es natürlich nicht erkennen. Die nächste Lichtquelle war von den Kämpfenden zu weit entfernt, aber wir sahen, daß sich die Frau befreite, mit irgend etwas zuschlug und es ihr gelang wegzurennen.
»Die läuft zum See!« rief Will.
Nicht nur wir hatten das bemerkt, auch die zwei unheimlichen Fledermäuse, die sich von ihren Stammplätzen lösten und mit gewaltigen Flügelschlägen der Wasserfläche entgegenflogen.
Die Frau hatte den See erreicht, rannte durch das Wasser, und wir sahen es aufschäumen.
Dann versank sie.
Im gleichen Augenblick kreischte ihr Mann. »Wir kriegen dich, verdammt! Wir holen dich, wir wollen dein Blut!«
Schrecklich hallten seine Worte durch die Höhle. Es gab keinen von uns, den sie nicht erschüttert hätten. Ein gewaltiges, unheimliches Drama bahnte sich dort unten an, und wir konnten noch nicht eingreifen, denn wir waren zu weit entfernt.
Jeder von uns hatte seine Waffe gezogen. Aber mit den Berettas würden wir kaum etwas ausrichten. Die Entfernung war zu weit.
Unsere Kugeln hätten die Monstren nicht einmal gestreift. Zudem schienen sie zu wissen, daß es gefährlich war, sich dem Pfad zu nähern, denn sie blieben in respektvoller Entfernung.
Dann bewegte sich das Wasser, und der blonde Schopf – von uns nur
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