0223 - In den Krallen der roten Vampire
rechts neben sich den fahlen Mündungsblitz und hörte auch das Krachen des Schusses. Suko hatte nicht nur gefeuert, sondern auch haargenau getroffen. Die geweihte Silberkugel war in den Schädel des Monstrums gedrungen und hatte ihn radikal zerstört.
In letzten Zuckungen bewegten sich die Schwingen, dann driftete die rote Riesenfledermaus ab, geriet über die Kante und rutschte in die Tiefe, wobei sie noch in der Luft sich aufzulösen begann.
»Rein in die Spalte!« schrie Will und wollte Suko mitziehen. Doch der Chinese schüttelte den Kopf. Er wollte und würde es hier auf dem Pfad austragen. Wenn es zu hart wurde, konnte er sich noch immer innerhalb der Spalte verstecken.
Der Chinese sah die Fledermaus nicht, sondern ahnte nur ihre Bewegungen. Sie stieg vom Grund der Höhle in die Höhe und hielt sich dabei sehr dicht an der Felswand, so daß Suko schon am Rand des Pfades hätte stehen müssen, um die Fledermaus zu erkennen.
Nur zeichneten sich die Bewegungen ihrer Flügel als huschendes Etwas auf einer Reihe von dicht nebeneinanderwachsenden Stalaktiten ab, die von der Decke hingen und an Orgelpfeifen erinnerten.
Suko war kalt bis ins Mark. Genau wartete er ab. Rechts hielt er die Beretta, links die ausgefahrene Dämonenpeitsche. Kugeln wollte er sparen, mit der Peitsche mußte er den gleichen Erfolg erringen.
Da erschien die Bestie.
Sie mußte auf den letzten Metern schneller geworden sein, denn sie hüpfte förmlich über die Kante, hatte das Maul schon aufgerissen, zeigte ihre spitzen Zähne, entdeckte Suko und mußte mit ansehen, wie der Chinese den linken Arm nach unten fallen ließ.
Er war ein Könner im Umgang mit der Peitsche. Wenn er einmal Maß genommen hatte, dann traf er auch.
Die Riesenfledermaus hatte keine Chance. Drei starke, schwarzmagisch aufgeladene Riemen trafen den relativ kleinen Kopf zwischen den gewaltigen Flügeln und zerrissen ihn. Dieser eine wuchtige Hieb nahm dem roten Vampir jegliches Leben.
Suko grinste hart, dann aber verging ihm das Lachen. Von der Decke her stürzte sich der nächste Blutsauger auf ihn. Das wurde gefährlich, denn der Chinese konnte auf dem schmalen Pfad nicht ausweichen. Wenn er noch eine günstige Verteidigungsposition bekommen wollte, mußte er sich gegen die Wand werfen.
Mit dem Rücken prallte er dagegen, sah die Fledermaus riesengroß vor sich aufwachsen, wollte schießen, doch als er seinen rechten Arm ausstreckte, erwischte ihn ausgerechnet dort ein Schlag mit der Schwinge. Und dahinter saß Kraft.
Selbst Suko, der sehr hart im Nehmen war, stöhnte auf. Ohne es zu wollen, ließ er seinen Arm sinken und riß den linken hoch, wobei er ihn anwinkelte, damit er ihn als Deckung vor sein Gesicht halten konnte. Einen Schlag auszuteilen, dazu kam er nicht mehr.
Nicht nur das wilde, blutgierige Kreischen der roten Fledermaus dröhnte in seinen Ohren, sondern auch ein Schuß. Er klang so laut, daß Suko das Gefühl hatte, sein Trommelfell wäre zerstört worden, denn der Schuß war dicht neben seinem Ohr abgegeben worden.
Der rote Vampir verlor die Hälfte seines Schädels. Sie wurde von der geweihten Silberkugel weggeschlagen. Das Riesentier besaß im Nu keine Kraft mehr, konnte sich nicht mehr halten, torkelte zurück, geriet über den Rand und verschwand.
Suko konnte aufatmen. Er wußte auch, wer ihm da das Leben gerettet hatte. Als er den Kopf drehte und in die Spalte schaute, da sah er nicht nur den Lauf der Beretta, sondern dahinter das zu einem harten Grinsen verzerrte Gesicht des Kommissars.
»Danke, Will!« keuchte Suko. »Vielleicht kann ich mich mal revan…« Selten in seinem Leben war der Chinese so überrascht worden wie in diesem Augenblick. Er sprach nicht mehr weiter, weil der Schreck zu tief saß.
Suko hatte geglaubt, Will Mallmann allein in der Felsspalte zu sehen, ein mörderischer Irrtum, denn wie ein Geist erschien hinter dem Kommissar ein bleiches, verwüstetes Gesicht und im selben Augenblick auch eine Klauenhand, die sich um den Hals des völlig überraschten Kommissars legte.
Vampiro-del-mar!
***
Der Aufprall!
Ich hatte ihn erwartet, rechnete damit, daß er mich zerreißen und danach in die ewige Dunkelheit ziehen mußte, doch das geschah nicht. Ich spürte ihn zwar, wurde auch nach vorn geworfen, streckte meine Arme aus und breitete sie gleichzeitig zur Seite, so daß ich einen besseren Halt auf dem schmalen Pfad fand.
So blieb ich liegen.
Unverletzt!
Ich konnte es im ersten Augenblick nicht fassen, versuchte,
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