0223 - Rückkehr des Pharao
An einem Seiteneingang des Palastes warteten zwei reichgeschmückte Sänften, die von fast schwarzhäutigen Sklaven aus Nubien getragen wurden.
Kaum hatten die beiden Männer Platz genommen, wurden die Sänften aufgenommen. In schnellem Lauf ging es durch die nachtdunklen Straßen von Theben.
***
Die Sklavin vor Michael Ullich blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. Dann fuhren ihre Hände geschickt über ein Fries, mit dem die Wand ausgeschmückt war und das den Pharao im Kampf gegen Feinde zeigte.
Bald hierhin, bald dorthin griff sie und schien dabei Stellen zu berühren, hinter denen sich eine geheime Mechanik verbarg.
Einige Herzschläge später schwang eine kleine Tür auf, die sogar Michael Ullichs spähenden Blicken verborgen geblieben war.
Heller Lichtschein drang aus der Öffnung. Die Sklavin winkte Michael Ullich, einzutreten.
Mißtrauisch wie ein grauer Wolf schlich der Junge näher. Vorsichtig spähte er durch die Öffnung.
Der Anblick nahm ihm schier den Atem. Er spürte nicht die weichen Hände der Sklavin, die ihn sanft vorwärts schob.
Und er merkte auch nicht, daß sich die kleine Pforte wieder leise hinter ihm schloß. So konnte er auch nicht wahrnehmen, daß rohe Kriegerfäuste die sich verzweifelt wehrende Sklavin ergriffen und wegschleppten…
Das Weib vor ihm war schön wie die geträumte Sünde selbst. Hatte ihm schon in der Audienzhalle das anmutige Gesicht der Nefritiri gefallen, hier verblaßte aller Prunk des Gemachs vor ihrer Schönheit.
Michael Ullich nahm nichts von der überladenen Pracht wahr, die diesem Raum ihr Gepräge gab. An vier starken Haltetauen, die mit Blumengirlanden durchflochten waren, schaukelte ein Bett, dessen Bezüge aus schwarzem Glanzstoff hergestellt worden waren.
Zu der sonst in Gold und Purpur gehaltenen Einrichtung des Gemaches bildete dieses schwarze Bett einen seltsamen Kontrast.
Aber die schwingende Lagerstatt wirkte auf Michael Ullich wie eine große Muschel, die sich vor ihm aufgetan hatte, um ihn die kostbarste Perle sehen zu lassen.
Nefritiri hatte einen Überwurf aus durchsichtigem Stoff an, der ihre Schönheit mehr enthüllte als verdeckte. Der fast milchweiße Körper auf dem schwarzen Untergrund ließ das Blut des Jungen in Wallung geraten.
Er hatte in diversen Discotheken seine Erfahrungen gesammelt und wußte, welche Wirkung er auf das weibliche Geschlecht ausübte. Und er war gewohnt, die Früchte, die er bekommen konnte, auch zu pflücken…
Nefritiri räkelte sich auf dem Bett wie eine Katze. Ihre winkende Handbewegung bedeuteten Michael Ullich, näherzukommen. Zögernd, Schritt für Schritt, ging Zamorras Freund und Begleiter auf das sanft hin- und herschwingende Bett zu.
Dann spürte er, wie ihn die weiche Hand Nefritiris auf die Lagerstatt zog. Ihre Lippen berührten eine prunkvoll gearbeitete Schale aus reinem Gold, in der rubinroter Wein glitzerte.
Keiner der beiden sagte ein Wort und dennoch verstand Michael Ullich das Verlangen der Ägypterin. Langsam, genießerisch schlürfte er den schweren Wein des Nillandes, während die Hände der Pharaonin über seinen Körper glitten und das T-Shirt nach oben streiften. Wie Samt fühlte Michael Ullich die Innenfläche ihrer Hände über seine Brust gleiten.
In Nefritiris Augen las er ungestilltes Verlangen. Er beugte sich über sie und beide tranken einen langen, anhaltenden Kuß. Michael Ullich spürte die Wärme des Frauenkörpers. Und dann merkte er, wie Nefritiris Hände weiterwanderten und über das weiche Leder seiner engen Jeans strichen.
Augenblicke später erlebte Nefritiri die erregendsten Augenblickte ihres Lebens…
***
Wie eine himmelansteigende Felswand ragte der Pylon, der den Eingang des Tempels bildete, vor Professor Zamorra auf. Sanft wurde die Sänfte abgesetzt. Sich gewaltsam den Anschein der Würde gebend, verließ Professor Zamorra die weichen Polster, mit denen die Trage bedeckt war.
Der Hohepriester winkte ihm, näherzukommen.
Wie auf ein unsichtbares Zeichen schwangen die mindestens fünf Meter hohen, mit Bronzebeschlägen verzierten Türen auf. Dunkel hoben sich dahinter hochragende Säulen im inneren Vorhof ab. Von innen kamen mehrere Männer in Priestergewändern, die lodernde Fackeln schwangen.
Das schwache Licht der Fackeln ließ Professor Zamorra nur erahnen, mit welcher Pracht der Tempel des Krokodilgottes ausgestattet war. Meterdicke Säulen, verziert mit Hieroglyphen aller Art, schienen sich in den nachtschwarzen Himmel hineinwinden zu
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