0223 - Rückkehr des Pharao
hatte großen Eindruck auf ihn gemacht.
Man mußte es nur sehr geschickt anfangen. Denn die Macht der Priester war groß, welchem der Götter sie auch dienten.
***
»An welche Götter glaubst du, Zamorra?« fragte Thutmosis den Parapsychologen, nachdem sie ein hochgebautes, mit zahlreichen Fresken und bunten Malereien ausgeschmücktes Zimmer betreten hatten. Michael Ullich und Carsten Möbius waren, wie Zamorra festgestellt hatte, in ähnlichen Zimmern untergebracht worden, die an Aufwand und Prunk mit der Kulisse jedes Hollywood-Filmes wetteifern konnten. Der Parapsychologe zweifelte nicht daran, daß sie von den Dienern und Sklaven aufs Beste versorgt wurden.
»Ich habe von vielen Göttern gehört, die außerhalb Ägyptens verehrt werden!« sagte Thutmosis noch einmal und ließ aus einer goldenen Kanne blutroten Wein in zwei Messingschalen rinnen. »Jenseits des Meeres auf den Inseln verehren sie Zeus. Die Völker von Kanaan rufen zu Baal und Astarte und in den Türmen von Babylon wird der Name des Marduk verehrt. An welche Götter glaubst du, Zamorra?«
Der Parapsychologe atmete tief durch. War er es jetzt, der durch seine Antwort den weiteren Verlauf der Geschichte bestimmte? Dennoch beschloß er, nach besten Kräften wahrheitsgemäß zu antworten.
»Für mich gibt es nur einen einzigen Gott, der die Größe und Macht aller Götter, denen die Menschen dienen, in sich vereint!« sagte er, mühsam nach den passenden Worten suchend. »Jeder, der einen der Unsterblichen verehrt, ruft ihn an, ohne seinen Namen zu kennen!«
»Du glaubst… du glaubst an Aton?« fuhr Thutmosis zurück. Denn obwohl der Tempel des Aton in Theben niedergerissen wurde, war der Name im Untergrund nie verstummt. Generationen vorher hatte der Ketzerpharao Echnaton diesen Aton, den er als die Sonne verehrte, über alle Götter Ägyptens setzen lassen. Nur noch Aton durfte als einziger Gott verehrt werden.
Aber Mißernten, Überschwemmungen und Kriege spielten den Priestern des Reichsgottes Ammon in die Hände. Und das Volk fiel von Aton ab. Der Nachfolger des Echnaton, ein zehnjähriger Knabe names Tut-anch-Aton änderte seinen Namen in Tut-anch-Amun und führte auf Betreiben der Priester die Kulte der alten Götter wieder ein. Nur wenige Jahre regierte der junge Pharao, dessen Grabfund so viel Aufsehen erregen sollte. Nach ihm hatte zwei Jahre der Priesterkönig Eje den Thron inne, ehe Haremhab, der fähigste Feldherr seiner Zeit, sich die Doppelkrone Ägyptens aufsetzte und dem Lande eine strenge, aber gerechte Herrschaft angedeihen ließ.
Und dieser Pharao Haremhab war der Begründer der Dynastie, deren größter Sproß Ramses der Zweite werden sollte.
»Es ist nicht Aton, an den ich glaube!« sagte Zamorra. »Aton, die Sonnenscheibe, war nur ein Symbol für ihn. Dieser Gott, den ich verehre, hat keinen Namen. Aber in seiner Hand hält er das Universum, das er geschaffen hat!«
»Ich möchte ihn gerne kennenlernen!« sagte Thutmosis. »Ich möchte wissen, wer er ist…«
»Eines Tages«, sagte Zamorra schwer, »wirst du ihn finden… oder er wird dich finden. Von diesem Tage an, da wirst du ein anderer sein. Doch nun, Prinz Thutmosis, genug davon. Die Priester möchten zornig werden und dann kann es sein, daß auch der Schatten des Pharao kein Schutz mehr für mich ist.«
Thutmosis nickte verstehend. So plauderten sie noch eine ganze Weile über Belangloses, und durch Zeichensprache erweiterte der Parapsychologe seinen Wortschatz in Altgriechisch beträchtlich.
Es mochten ungefähr drei Stunden vergangen sein, als sich Thutmosis zurückzog. Draußen hatte bereits die einbrechende Nacht ihre Schatten vorausgeworfen.
Wie ein gefällter Baum sank Professor Zamorra auf ein weiches Lager nieder. Schwer senkte sich der Schlaf über seine Augen.
Doch schon liefen im Palast die Vorbereitungen zu dem Verrat, der ihnen allen das Leben kosten sollte…
***
Michael Ullich war sofort hellwach. Das leise Patschen nackter Sohlen auf dem Steinfußboden hatte ihn aus seinem leisen Schlaf gerissen.
Aus den leicht geöffneten Augenlidern sah er, wie sich eine verschleierte Gestalt seinem Lager näherte. Er zwang sich, liegen zu bleiben und ruhig zu atmen. Wer immer die Person war, es sollte ihr übel bekommen, wenn sie ihn im Schlafe ermorden wollte.
Wie ein verwehender Nebelstreif huschte die Gestalt näher. In Ullichs Nasenlöcher zog der Duft verführerischen Parfüms. Eine Frau also. Nun, auch die Hand einer Frau konnte den Tod geben,
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