0223 - Rückkehr des Pharao
wollen. Reliefs an den Lehmmauern, die den Vorhof begrenzten, kündeten von den Tagen, als die Götter noch auf der Erde wandelten.
Kaum vermochte der wache Sinn des Parapsychologen, diese grandiosen Eindrücke in sich aufzunehmen.
Noch mehrere Hallen und Höfe durchschritten sie, während sich immer mehr Priester in scharlachroten Gewändern dem Zug anschlossen. Ihre Hände schwenkten kleine Behältnisse, aus denen Weihrauch quoll. Ihre Lippen murmelten eigenartige Litaneien zu Ehren ihres Gottes.
Dennoch wurde Professor Zamorra das Gefühl nicht los, daß hier etwas nicht stimmte. Seine innere Stimme, in tausend Gefahren geschult, sagte ihm, daß hier eine tödliche Gefahr für ihn lauerte. Der Parapsychologe schalt sich einen Narren, daß er Thutmosis nicht verständigt hatte.
Die Tür, vor der der Zug nun Halt machte, war aus schwarzem Ebenholz. Und die Beschläge schienen aus purem Gold.
»Befiehl deinem Herzen Ehrfurcht, o weiser Zamorra!« raunte ihm der alte Hohepriester zu. »Denn du stehst vor dem Allerheiligsten. Hinter dieser Türe wohnt der Gott…«
Zamorra nickte leicht. Aber in seinem Innersten klingelten die Alarmglocken.
***
Thutmosis befand sich in heller Aufregung. Er hatte Zamorra noch einmal aufsuchen wollen und das Zeichen des Sobek auf dem Tisch vorgefunden.
Das konnte nur bedeuten, daß Professor Zamorra freiwillig oder unter Zwang zum Tempel gebracht worden war. Und Thutmosis wußte als königlicher Prinz besser als jeder andere, daß einem Mensehen in diesem Tempel Gefahr für Leib und Leben drohte.
Denn ewig hungrig war der Gott und unersättlich sein Magen. Thutmosis wußte, daß er schnell handeln mußte, wollte er Zamorra vor dem Ärgsten bewahren.
»Macht meinen Streitwagen fertig!« befahl er der auf seinen Ruf herbeistürzenden Wache. »Und laßt die nubischen Speerträger aufsitzen. Eilt euch, sonst tanzt meine Peitsche auf eurem Rücken!«
Auf dem Absatz herum wirbelte der Wächter davon. Laut brüllte er Befehle durch den Korridor.
Da wurde eine Tür aufgerissen. Heraus kam Carsten Möbius, noch verschlafen blinzelnd. Die aufgeregte Gestalt des Thutmosis deutete er sofort richtig.
»Zamorra ist in Gefahr?« wollte er wissen. Ob der Prinz ihn verstanden hatte, konnte er nicht sagen, aber der Ägypter ergriff seine Hand und zog ihn mit sich.
Die Größe und Unübersichtlichkeit des Palastes ließ Carstens Sinne fast schwindeln. Und dennoch waren davon nicht einmal die Grundmauern erhalten geblieben.
Thutmosis jedoch kannte sich bestens aus. In schnellem Tempo durchschritten die beiden Männer die Gänge und Höfe des Palastes. Sklaven rissen eines der Seitentore auf.
Gerade wurden zwei sich bäumende Rapphengste ins Joch eines leichten Streitwagens gezwängt. Nur die weißen Straußenfedern auf den Köpfen der Nubier und der Goldschmuck an ihren Armen und Hälsen ließ sich in der Dunkelheit erkennen. Das blakende Licht vieler Fackeln brach sich an den Spitzen ihrer Bronzespeere wider, das Weiße in den Augen der Neger glitzerte.
Die Garde der Nubier war dem Pharao und seinem Hause treu ergeben. Das war einer der Gründe, weshalb sie Thutmosis zu sich befohlen hatte.
Denn sie glaubten nicht an die Götter Ägyptens…
Seltsame Laute ausstoßend, schwangen sich die Neger auf die Rücken der Pferde. Mit einem Satz war Thutmosis, Carsten Möbius mit sich ziehend, auf die Plattform des Streitwagens gesprungen. Eine unmißverständliche Handbewegung bedeutete Carsten, sich gut festzuhalten und festen Stand zu wahren.
Prinz Thutmosis ergriff die Zügel und schwang die Peitsche. Wie ein Pfeil rasten die Pferde aus dem Stand vorwärts…
***
Der aus den geöffneten Türflügeln herausdringende Lichtschein blendete Zamorra für einen kurzen Augenblick. Erst allmählich gewöhnten sich seine Augen an die blendende Helligkeit.
Myriaden von Kerzen schienen im Allerheiligsten des Sobek zu brennen. Fast meterhoch schlugen Flammen aus bronzenen Kandelabern. Der betörende Duft verbrannten Weihrauchs aus Punt durchschwängerte die Luft.
Das Innere des Raumes strotzte nur so von Gold und edlen Steinen.
Der Hohepriester winkte Professor Zamorra heran.
»Folge mir zum Throne des Gottes und gehe ein in das Mysterium des Sobek!«, sagte er salbungsvoll. Seine ausladende Handbewegung wies nach vorn.
Aber da war nichts. Professor Zamorra wurde stutzig.
»Aber… der Altar… wo ist der Altar des Sobek?« wollte er wissen. Der Hohepriester lächelte unergründlich.
»Du stehst
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