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0223 - Rückkehr des Pharao

0223 - Rückkehr des Pharao

Titel: 0223 - Rückkehr des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Hymnen zu Ehren des Sobek weiter gesungen hatten. Eine Feuerlanze schien aus Carstens Hand hervorzubrechen. Das vorderste Krokodil, das sich gerade anschickte, seine wie Perlmutt schimmernden Zähne in Zamorras Fleisch zu schlagen, wurde förmlich herumgeschleudert. Der Schwanz peitschte die Luft, der schnappende Kiefer verbiß sich in einem seiner Artgenossen. Im Nu waren die beiden Reptilien ein ineinander verschlungenes, kämpfendes Knäuel.
    Sechsmal spie Carstens »Engelmacher« Feuer. Sechsmal fand die Kugel ihr Ziel. Rasend vor Schmerz und brüllend vor Wut vergaßen die Getroffenen die sichere Beute. In ungezügelter Wildheit fielen sie über die anderen Krokodile her.
    Es fauchte, zischte und brüllte in allen Tonlagen. Kiefer krachten gegeneinander, krallenbewehrte Füße fuhren in das weiche Fleisch des Unterleibes. Hier kroch ein Krokodil zurück ins Wasser, dem einer der Artgenossen mit dem Schwanz ein Auge ausgeschlagen hatte, dort suchte eines der garstigen Reptilien das Weite, dem ein zuschnappender Kiefer ein Bein abgerissen hatte.
    In rasender Eile zog Carsten Möbius seine Jeansjacke aus. Mit einem leisen Platschen schlug sie gegen die Wand vor Zamorras Gefängnis.
    »Zieh dich schnell hoch, Zamorra!« keuchte Möbius. »Ich halte fest!«
    Mit einem Seufzer der Erleichterung sah der Parapsychologe die Rettung in erreichbare Nähe gerückt. Seine Hände konnten den Ärmel der Jacke gerade ergreifen.
    »Halt fest, Carsten, ich komme!« rief er. Und mit einem Schwung begann er, sich nach oben zu hangeln, während unter ihm der Tod wütete.
    Nur noch einen Meter, dann hatte er es geschafft.
    In diesem Moment ließ Carsten Möbius die Jacke los. Im Fallen hörte Zamorra, daß der Junge einen erschreckten Schrei ausstieß.
    Er hatte das Glück, sich abrollen zu können und so den Fall etwas zu dämpfen. Wie durch ein Wunder gelang es ihm, sich aus der Bahn eines wild um sich schlagenden Krokodilschwanzes zu werfen, der ihm sonst sämtliche Rippen gebrochen hätte.
    Schneller als der Gedanke war er wieder auf den Füßen.
    Sein nach oben gerichteter Blick sah, daß sich Carsten Möbius verzweifelt dagegen wehrte, zu ihm hinabgeschleudert zu werden.
    ***
    »Frevler! Gotteslästerer! Büße deine Tat im Rachen derer, die du angegriffen hast!«
    Wie die Krallen eines Raubvogels schlossen sich die Finger des alten Oberpriesters um Carstens Nacken und drückten zu. Der Junge stieß einen Schrei aus und versuchte, die zudrückenden Finger loszureißen. Die Jacke, an der Professor Zamorra hing, hatte er vor Schreck fahrenlassen.
    Nefru, der Hohepriester des Sobek, wollte diesen Tempelschänder zusammen mit dem Gottesmörder sterben lassen. Es war seine heilige Pflicht, den Gott zu rächen. Die Mörder mußten von den Kindern Sobeks gerächt werden. Entkamen sie, mochte das Volk im Glauben an den Gott wankend werden.
    Das bedeutete das Ausbleiben der Opferspenden für den Tempel. Der Oberpriester mußte eingreifen. Und so stürzte er sich auf Carsten Möbius, der sich verzweifelt nach hinten warf, um zu verhindern, daß er mit hinab zu den Krokodilen geschleudert wurde.
    Nefru brüllte vor Wut, als er sah, daß sein Überraschungsangriff fehlschlug. Dafür erholte sich Carsten Möbius von dem Schreck erstaunlich schnell.
    Sein schlanker Körper wirbelte herum. Und ohne ein Wort zu sagen, schlug er zu. Carstens Faust beschrieb einen Kreisbogen und zischte dann unaufhaltsam in das Gesicht des Hohepriesters.
    Nefru wurde zurückgeschleudert. Mit den Armen hilflos nach einem Halt rudernd, taumelte er einige Meter durch den Tempel. Dann glitten seine Füße aus. Schreiend stürzte er zu Boden.
    Mit dem Hinterkopf aber fiel er unglücklicherweise an eine Säule. Auf dem rötlichen Rosengranit schimmerten dunkelrote Blutstropfen wie Rubine, als Nefru ohne einen Laut von sich zu geben langsam zu Boden sank.
    »Das… das habe ich nicht gewollt!« stammelte Carsten Möbius, der hinzusprang und den Oberpriester auffing. Aber der Blick, der ihm entgegensprühte, quoll über vor Haß.
    Niemand brauchte dem langhaarigen Jungen zu sagen, daß er in das Gesicht eines Sterbenden blickte. Der Aufprall des Schädels gegen die Säule war zu stark gewesen.
    »Er wollte dich töten!« legte Professor Zamorra leicht die Hand auf Carstens Schulter. An einer Lanze hatte Prinz Thutmosis den Parapsychologen aus seinem Gefängnis gezogen. »Er selbst hätte dich kaltlächelnd den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen…!«
    »Laß uns gehen!«

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