0223 - Rückkehr des Pharao
drängte Thutmosis. »Ich fürchte, die Priester planen Übles…! Ich kann es nicht beschreiben, aber in diesem Tempel ist eine unbegreifliche Gefahr… eine, die nicht von dem Gott noch von den Priestern ausgeht… ich kann es nicht beschreiben!«
Im gleichen Moment zuckte Professor Zamorra zusammen. Er hatte nicht das Gefühl - er hatte die Gewißheit.
Die glänzende Silberscheibe, das Amulett Leonardo de Montagnes, hatte sich leicht erwärmt.
Dämonen waren im Raum.
***
Seit undenklichen Zeiten schliefen sie in diesem Tempel des Sobek. Denn für unreine Geister ist es nicht besonders leicht, irgendwo unterzukommen. Die ganze Geisterwelt ist gewissen Gesetzen unterworfen. Und das, was hier im Tempel gestaltlose Träume spann, war vor drei Generationen in der Zeit des Echnaton durch Gebete der Priester aus dem Bewußtsein eines Menschen herausgetrieben worden. Wie das Christentum haben auch die Kulte der Heiden Beschwörungen gegen unreine Geister.
Und als sie weichen mußten nach dreitägigem Kampfe und dem geschundenen Körper des Besessenen Ruhe wurde, da waren die Geister des Bösen, Dämonen niedrigster Ordnung, sehr müde. Aber nur aus einem Tempel von Theben strömte das Gefühl der Bosheit aus, das die unreinen Geister so sehr schätzten.
Aus dem Tempel des Sobek. Dort, wo -die finsteren Blutriten wie in den Tagen der Altvorderen gefeiert wurden, dahin zog es die vertriebenen Dämonen. Jahr um Jahr hielten sie ihren Schlaf im Tempel. Von keinem Auge gesehen. Von keinem Ohr gehört. Niemand ahnte etwas vom Vorhandensein der Geschöpfe aus der Jenseitswelt.
Aber das, was dem haßerfülten Hirn des Nefru entsprang, weckte sie aus ihrem Schlaf. Denn der Priester hatte, den Tod vor Augen, im Geiste Worte gesprochen, die aus der Erinnerung der Menschen seit Äonen von Jahren verschwunden waren.
Nur hier, im Tempel des Sobek, wurde eine Stelle aus den Tagen aufbewahrt, als König Menes die beiden Reiche vereinigte. Und die Schwarzkunst aus den Tagen, bevor die Pyramiden aufgetürmt wurden, sie hatte noch nichts von ihrer Wirksamkeit verloren.
Machtvoll drangen die Worte durch Zeit und Raum und rissen die schlummernden Dämonen aus ihrer Lethargie.
»Rächt mich!« hörten die Dämonen den Befehl des alten Priesters. »Rächt mich… dann gehöre ich euch…!«
Dann erstarb die Stimme des Nefru vorläufig. Eine Ohnmacht hatte den alten Mann in ihren Bann geschlagen.
Aber die Geschöpfe des Bösen hatten den Auftrag vernommen. Die Gesichter der Neger verzogen sich zu schmerzhaften Grimassen, als die bösen Geister in die Nubier fuhren. Im Nu sahen sich Professor Zamorra und Carsten Möbius von stoßbereiten Speeren umgeben. Prinz Thutmosis brüllte einen schneidenden Befehl. Aber er mußte erschreckt feststellen, daß die Nubier darauf nicht reagierten. Im Gegenteil -sie kamen aus allen Ecken des Tempels, wohin sie die schreienden und gestikulierenden Priester gedrängt hatten, heran. Und die Spitzen ihrer Speere waren auf Zamorra gerichtet, der neben Carsten stand. Der Junge hatte den schlaffen Körper des Oberpriesters zu Boden sinken lassen. Mit schreckgeweiteten Augen sah er die Waffen langsam auf sich zuwandern.
Prinz Thutmosis handelte. Seine Hand ergriff einen der Neger und wirbelte ihn herum.
»Ich werde dich lehren, dem Befehle deines Herrn zu gehorchen, du Pavian!« knurrte der Ägypter und ließ die flache Hand mehrfach in das Gesicht des Negers klatschen. Aber der Nubier zeigte keine Reaktion. Nicht das kleinste Zucken im Gesicht zeigte an, ob er die Worte des Thutmosis verstanden hatte. Und mit keiner Wimper zuckte sein Gesicht bei den Schlägen.
War der Nubier immun gegen Schmerzen? Verwirrt ließ der Prinz den Leibwächter fahren, der, als sei nichts geschehen, wie seine Kameraden mit vorgestreckter Lanze auf Zamorra und Möbius losging.
»Mach die Augen zu und beiß die Zähne zusammen! Es wird schnell gehen!« murmelte Professor Zamorra, der sah, daß er den Gürtel der sie umgebenden Speere nicht durchbrechen konnte. Er war ohne Waffe, und die Macht des Amuletts schützte ihn nur vor den Kräften des Bösen.
Nur noch wenige Atemzüge, dann mußten die Bronzespitzen der Speere ihren Körper durchbohren.
»Jetzt«, dachte Zamorra, »ist es soweit - jetzt…!«
In diesem Augenblick geschah das Unglaubliche…
***
Es schien grünlich waberndes Feuer zu sein, was aus dem Amulett floß und Professor Zamorra und seinen Freund einzuschließen schien.
Und das Feuer sprang auf die
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