0223 - Sie würfelten um unser Leben
Baumgruppe und der Felsnase wiedergefunden hatte, und dann ging ich hinunter.
Es gelingt fast nie, völlig senkrecht hinabzutauchen. In irgendeine Schräge gerät man immer, und bei siebzig Fuß Wassertiefe kann die Abweichung einige Yards ausmachen.
Ich brauchte, als ich endlich unten angelangt war, fast eine halbe Stunde, um das versunkene Boot wiederzufinden; eine halbe Stunde, die den Verbrauch eines erheblichen Anteils des kostbaren Sauerstoffs bedeutete.
Dann fand ich die Alvira, und ich machte mich unverzüglich daran, das Innere des Kahns zu untersuchen.
Offen gestanden: Ich war auf einen ziemlich hässlichen Anblick gefasst, den Anblick nämlich, den der Körper eines ertrunkenen Mannes macht.
Aber ich irrte mich. Die Kajüte der Alvira war leer. Alle Dinge, die beweglich waren, und die eventuell vom Wasser hätten nach oben getragen werden können, waren daraus entfernt worden.
Ich riskierte einiges und drang in den niedrigen Maschinenraum ein, der bei einem Boot der Größenordnung der Alvira nur sehr klein ist, aber nötigenfalls noch Platz für den Körper eines toten Mannes lässt.
Auch hier fand ich nichts. Dieses dritte Tauchunternehmen erwies sich als überflüssig. Ich hätte es mir schenken können.
Ich verließ die Alvira und machte mich an den Aufstieg. Ich ging, mit den entsprechenden Pausen, schräg nach oben, um möglichst in der Nähe meines Bootes an die Luft zu kommen.
Als ich ungefähr noch zwanzig Fuß unter Wasser war, hörte ich Motorengeräusch. Geräusche pflanzen sich im Wa ser stärker fort als an der Luft, aber dieser Lärm war so stark, dass sich das Boot in ziemlicher Nähe befinden musste.
Mir schien es im Vorhinein fraglich, dass es sich um irgendein harmloses Touristenboot handelte. Bisher hatte ich Touristenboote an diesem Küstenstreifen nur in größerer Entfernung gesehen. Ich wartete etwas. Das Motorengeräusch entfernte sich, aber als ich glaubte, der Kahn verschwinde, schwoll das Geräusch wieder an und zwar zu einer solchen Stärke, dass ich annehmen musste, dass der Kahn unmittelbar über mir kreuzte.
Der Vorgang wiederholte sich. Ich zweifelte nicht mehr daran, dass sich dort oben irgendwelche Leute herumtrieben, die sich zumindest für mein leeres Boot interessierten.
Trotzdem musste ich hoch. Der Sauerstoffrest in den Flaschen reichte höchstens noch für ein paar Minuten.
Ich versuchte, an die Küste heranzukommen, und als die dunkle Wand vor mir aufragte, ging ich ganz nah heran und tauchte dann vorsichtig auf.
Ich schob die Tauchbrille aus dem Gesicht und orientierte mich. Das Boot, dessen Motorengeräusch ich gehört hatte, glitt in vielleicht dreihundert Yards Entfernung über das Wasser. Ich erkannte den abgesplitterten Mast und die beschädigte Kajüte. Am Bug ragte die hohe Gestalt von Charles Ralligan, am Heck stand ein zweiter Mann mit einem Fernglas vor den Augen, und das Steuerrad bediente eine Frau.
Jetzt wendete der Kahn und kam zurück. Ich zog den Kopf unter die Wasseroberfläche zurück, nahm den Sauerstoffschlauch zwischen die Zähne und drehte das Ventil auf.
Die Küste war steil, lehmig und glitschig, wenigstens an der Stelle, an der ich mich befand. Wenn es mir überhaupt gelang, hier an Land zu kommen, so dauerte es doch so lange, dass sie mich bemerken mussten. Andererseits verfügte ich nicht mehr über genügend Sauerstoff in den Flaschen, um eine größere Strecke unter Wasser schwimmen zu können, und schließlich hatte ich eine fast dreistündige Tieftauchtour hinter mir und befand mich nicht gerade in bester Form.
Mir schien es die einzige Chance zu sein, mein Boot zu erreichen. Wenn der Kahn mit seinem kläglichen Außenbordmotor auch nicht annähernd so schnell war wie Ralligans Windrose, so konnte ich es vielleicht doch schaffen, so viel Vorsprung zu gewinnen, dass ich die Repoint-Landzunge erreichen konnte, und hinter der Landzunge wimmelte das Meer von Touristen und ihren Schiffen. Ihre Anwesenheit machte es Ralligan unmöglich, irgendeinen Zauber mit tnir anzustellen. - Wenn es mir nicht gelang, die Landzunge zu erreichen, so blieb mir immer noch die Möglichkeit, mein Boot an irgendeiner geeigneten Stelle auf den Strand zu setzen und mich in die Büsche zu schlagen. Jedenfalls musste ich so bald wie möglich aus dem Wasser raus. Wenn mein Sauerstoffvorrat erst einmal zu Ende war und ich in jeder Minute einmal hoch musste, um Luft zu schnappen, würden sie mich bald gefunden haben.
Der Motorenlärm entfernte sich
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