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0224 - Nur der Satan kennt Manhattan

0224 - Nur der Satan kennt Manhattan

Titel: 0224 - Nur der Satan kennt Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Satan kennt Manhattan (1 of 3)
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Neville.«
    Weder Phil noch Lyonei sagten etwas dazu. Aber vermutlich dachten wir alle drei dasselbe: Neville! Der Mann, der beim FBI anfing, als man den G-men noch nachsagte, sie würden erst schießen und dann ihre Warnungen rufen…
    Ich holte meine Zigaretten hervor und bot an. Wir bedienten uns. Aus dem geschlossenen Wagen drang dumpfes Stimmengemurmel, das nicht zu verstehen war. Ich trat von einem Fuß auf den anderen. Ein guter Teil alles dessen, was ich heute war und konnte, verdanke ich Neville. Als ich nichts als ein lausiges Greenhorn war, überwachte er in brummiger Väterlichkeit meine ersten Gehversuche als G-man. Er gab mir diesen Tipp und jenen Rat, er rieb mir Jod auf die Verletzungen, wenn unser Doc nicht schnell genug zu kriegen war. Es gab verdammt nicht viele Leute, an denen ich so hing wie am guten alten Neville.
    Irgendwann sah Phil auf seine Uhr.
    »Wie spät ist es denn?«, fragte ich.
    »Halb eins«, sagte mein Freund.
    Dann wurde es wieder still. Wir rauchten schweigend. Plötzlich ging die Tür des Wagens auf. Unser FBI-Arzt kam heraus. Er sah uns stehen und wollte sich an uns vorbeidrücken. Ich hielt ihn am Ärmel fest.
    »Wie sieht es aus, Doc?«, fragte ich.
    Meine Stimme klang heiser.
    »Wie soll es aussehen?«, erwiderte er mit sorglos-frischer Stimme. Nur schade, dass sie so verflucht gekünstelt klang. »Neville ist wieder völlig auf der Höhe! Der Kerl hat einen Schädel wie ein Bär!«
    Ich sah mich um. Aber es war niemand in der Nähe außer Phil und Lyonei.
    »Sie wissen verdammt genau, dass ich nicht die blöde Schramme an seinem Kinn meine, Doc«, sagte ich hart. »Wie sieht’s aus?«
    Der Arzt senkte den Kopf. Er schnäuzte sich umständlich.
    »Nicht sehr gut«, gab er schließlich zu. »Der Tote hatte, wie Sie vielleicht wissen, ein FBI-Dienstwappen in der Hand. Jedes dieser Abzeichen hat hinten eine eingeprägte Nummer. Und jedes ausgegebene Abzeichen wird mit Nummer und Name des Empfängers in eine Liste…«
    »Mensch, Doc, nun halten Sie keine Vorträge«, sagte Phil knurrig. »Wir sind selber G-men!«
    »Ach so, ja«, nickte der Arzt zerstreut. »Ich wollte ja auch nur sagen…« Wieder machte er eine Pause. Und dann sprudelte es aus ihm heraus: »Der Chef hat vom Wagen aus mit dem Distriktgebäude telefoniert. In aller Eile haben sie dort die alten Listen nachgesehen. Die Nummer des Abzeichens ist auf den Namen Buck Tinbrook eingetragen. Das ist ein G-man, der 1935 mit Neville zusammengearbeitet und im Dienst erschossen wurde. Als man seine Leiche fand, fehlte das Dienstabzeichen…«
    Ich schluckte. Die Zigarette fiel mir aus den Fingern. Und dann kroch mir etwas eiskalt den Rücken hinab.
    ***
    Es War nachts um halb drei. Im Arbeitszimmer von Mr. High hingen dicke Rauchschwaden in der Luft. Lyonei Winter rauchte nun schon seine fünfte Pfeife, Dick Mannerfield seine dritte Zigarre und Phil und ich die wer weiß wievielte Zigarette.
    »Noch eine große Kanne Kaffee, bitte. - Ja, in mein Zimmer.«
    Er legte den Hörer zurück und sah uns müde an. Eine Weile hing ein drückendes Schweigen über uns allen. Neville saß zu dieser Zeit in seiner Zelle des Untersuchungsgefängnisses. Es war eine Sache, die man sich einfach nicht ausmalen konnte: Neville in einer Zelle!
    »Haben wir alles richtig gemacht?«, ertönte nach einer Weile die Stimme des Chefs. Sie klang müde und ungewöhnlich kraftlos.
    »Ich weiß nicht«, murmelte Mannerfield. »Wir hätten Neville doch vielleicht bei uns behalten sollen…«
    »Er wird fürchterlich darunter zu leiden haben«, brummte Winter düster. »Neville, das ist doch so etwas wie ein Bär, der in der freien Wildbahn aufgewachsen ist. Und jetzt eingesperrt in eine Zelle…«
    »Verdammt, wir konnten es nicht anders machen!«, knurrte ich. »Außerdem hat er es selbst verlangt.«
    »Wenn die Zeitungen Wind davon bekommen hätten, dass Neville mit uns ins Distriktgebäude zurückgekehrt wäre, hätte uns kein Mensch geglaubt, dass er bei uns in den Zellentrakt gekommen wäre. Selbst die wohlwollendsten Zeitungen hätten uns das nicht abgenommen. Und das ist das letzte, was passieren darf: Dass in der Öffentlichkeit die Meinung auf kommen kann, wir wollten einen Mord vertuschen.«
    »Richtig«, nickte Mr. High. »In diesem Punkt konnten wir einfach nicht anders. Neville weiß das selbst. Ich hab es ihm erklärt. Ich habe ihm gesagt, was wir alle für ihn empfinden. Aber das konnten wir ihm nicht ersparen.«
    »Die Frage ist«,

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