0224 - Nur der Satan kennt Manhattan

in wahnsinnigem Tempo kreisten und dabei dunkler wurden, sich violett färbten und endlich mit gähnender Schwärze sein ganzes Gehirn ausfüllten. Neville brach in die Knie und stürzte endgültig zu Boden, als er schon nichts mehr davon merkte.
    ***
    Die Patrolmen-Tony Cartiss und Dick Maloone verließen Punkt zehn das Revier, um ihre neue Runde anzutreten. Die wappenförmigen Dienstabzeichen glänzten auf ihren langärmeligen Hemden und an der Spitze ihrer hohen Schirmmützen. Am rechten Arm baumelten ihnen die Knüppel, das deutlichste Kennzeichen des Streifenbeamten. Zur Sommeruniform gehörte für die unverhofft kühlen Tage noch ein einreihig geknöpftes Jackett, aber die Nacht war so mild, dass sie beide darauf verzichtet hatten.
    Vom dritten Revier, das mit dem ersten zusammen im selben Gebäude, marschierten sie zunächst vor bis an die Ecke der Water Street. Dort bogen sie nach rechts und gingen im langsamen Gleichschritt die Straße hinauf.
    »Ziemlich ruhig heute Nacht«, sagte Cartiss. »Gestern hatten wir um zehn schon die ersten sechs Betrunkenen einsperren müssen. Heute Nacht noch keinen einzigen.«
    »Ja«, gähnte Maloone hinter der vorgehaltenen Hand. »Aber was nicht ist, kann ja noch werden.«
    Ihre Schritte hallten in monotonem Rhythmus von den Platten des Gehsteigs. Nur selten sagte der eine von ihnen etwas und erhielt eine knappe Antwort von seinem Begleiter. Sie kannten sich seit Jahren, es gab nicht mehr viel zu erzählen.
    Als sie oben an der Fulton Street angekommen waren, hörten sie das gellende Quietschen von Bremsen, das Kreischen gegeneinanderkrachenden Blechs und den entsetzten Schrei einer Frau.
    »Da hat es gekracht!«, rief Cartiss und trabte los. Maloone blieb dicht hinter seiner Seite.
    An der Ecke Fulton und Front Street waren zwei Personenwagen seitlich ineinandergerast. Es sah danach aus, als hätte der grüne Sedan die Vorfahrt nicht beachtet.
    »Ruf an!«, sagte Cartiss. »Ich seh’hier nach!«
    »Okay!«, erwiderte Maloone und machte auf dem Absatz kehrt. Sein Knüppel wippte am Gürtel im Rhythmus seines schnellen Laufs.
    Sie erledigten alles, was für Streifenbeamte in so einem Fäll zu erledigen war. Bis zum Eintreffen eines Wagens der Unfallabteilung sorgten sie dafür, dass die Zeugen in der Nähe blieben, die Wagen in ihrem Zustand belassen wurden und die Führer nicht aufeinander losgingen. Dass mindestens einer der Burschen im gelben Dodge Alkohol getrunken hatte, konnte man zehn Meter gegen den Wind riechen.
    Der Wagen von der Unfallabteilung war in wenigen Minuten zur Stelle. Cartiss und Maloone weihten die Kollegen ein und über das, was sie sich inzwischen von den Zeugen hatten erzählen lassen.
    »Im Übrigen«, sagte Cartiss abschließend, »sprechen die Wagen ihre eigene Sprache. Der Fall ist meiner Meinung nach sonnenklar. Der Sedan kümmerte sich den Teufel um Vorfahrt. Na, ihr werdet es ja sehen.«
    Cartiss und Maloone setzten ihre Streife fort, nachdem die beide im Schein der nächsten Straßenlaterne den Vorfall in Stichworten in ihren Notizbüchern vermerkt hatten. Sobald sie zum Revier zurückkamen, würden sie die ordnungsgemäße Meldung darüber zu machen haben, die, wiederum vom Lieutenant abgezeichnet, ins Revier-Meldebuch eingetragen und an den Captain weitergegeben werden musste.
    »Ich möchte das Geld haben, das die New Yorker Polizei in einem Jahr für Papierkram aller Art ausgibt«, brummte Maloone. »Mensch, was wird doch heutzutage für ein Papierkrieg geführt!«
    ***
    Sie waren von der Fulton Street her in die Front Street eingebogen und diese nach Süden gegangen, als sie plötzlich in der Ferne einen Schuss hörten. Verdutzt blieben sie einen Augenblick stehen.
    »Das war ein Schuss!«, sagte Maloone verdattert.
    »Ja!«, nickte Cartiss. »Ich habe es auch gehört! Jetzt aber los! Und nimm deine Kanone in die-Hand!«
    Sie stürmten vorwärts. Ihre Knüppel wippten. Im Laufen rissen sie die Pistolen heraus und entsicherten sie. Der Schuss war ganz eindeutig aus der Fletcher Street gekommen, also aus der nächsten Querstraße. Sie jagten bis vor an die Ecke.
    Cartiss kam als Erster an der Ecke an, trotz seines Alters lief er besser als der massige Maloone. Er stoppte sein Tempo, schob den Kopf vor bis an die Hausecke und lauschte in die Seitenstraße hinein.
    Alles war auf einmal totenstill. Cartiss sprang vor und lief in die Fletcher Street hinein. Maloone folgte ihm keuchend.
    Ziemlich weit hinten stießen sie auf eine Gruppe von