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0224 - Nur der Satan kennt Manhattan

0224 - Nur der Satan kennt Manhattan

Titel: 0224 - Nur der Satan kennt Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Satan kennt Manhattan (1 of 3)
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musste Miss Clifford ungewöhnlich viel Geld verdienen.
    Als sich nach einer Weile immer noch nichts gerührt hatte, klingelte Phil ein zweites Mal. Wir hörten deutlich das laute Summen der Klingel hinter der Tür. Trotzdem dauerte es eine hübsche Weile, bis die Tür einen Spalt auf ging, und das fragende Gesicht von Miss Clifford im Spalt erschien. Ihr blondes Haar war unter einer Badekappe verborgen, am Kinn und an den Ohren hingen ihr noch einige Wassertropfen.
    »Guten Morgen, Miss Clifford«, sagte ich. »Vielleicht erinnern Sie sich an mich. Ich bin der FBI-Beamte, der Sie damals in der Bank vernommen hat. Leider sind einige Rückfragen notwendig geworden.«
    »Ich bin gerade dabei zu duschen«, erwiderte sie. »Können Sie sich drei oder vier Minuten gedulden?«
    »Sicher«, sagte ich. »Lassen Sie sich Zeit.«
    »Ich werde mich beeilen«, versprach sie entgegenkommenderweise und schloss die Tür wieder.
    Wir marschierten im Flur auf und ab. In einer Ecke standen zwei schwere Ledersessel an einem Tisch, der reichlich alt aussah. Vielleicht war es ein wertvolles Stück, ich verstehe nichts von solchen Dingen.
    Ich weil! nicht mehr, wie lange wir gewartet haben, bis uns Miss Clifford einließ. Ihr Apartment war so eingerichtet, wie wir es schon vermutet hatten: elegant und teuer. Das Telefon hatte dieselbe Farbe wie die Tapeten. Wenn dieses Apartment unter hundert Dollar wöchentlich zu haben war, hätte es mich gewundert.
    »Bitte, Gentlemen«, sagte Miss Clifford etwas steif, »nehmen Sie doch Platz!«
    »Danke.«
    Wir setzten uns alle um einen Rauchtisch. Miss Clifford trug einen bunten Bademantel. Sie bat um Entschuldigung für diese Kleidung, aber sie hätte uns nicht länger warten lassen wollen. Phil sagte etwas, was ihre Entschuldigung annahm und zugleich ein halbes Kompliment war. Er versteht sich darauf, solche Redensarten zu drechseln. Nach diesem Geplänkel im Stil »Wie benimmt sich der Gentleman«, kam ich allmählich auf unser Anliegen.
    »Miss Clifford«, sagte ich »verschiedentlich sind Gerüchte laut geworden, dass Ihr Bruder seinerzeit einen Überfall auf ein Lohnbüro inszenierte, der mit dem Banküberfall von vorgestern gewisse Übereinstimmungen zeigte. Was halten Sie von derlei Gerüchten?«
    Isabell Clifford verzog verächtlich die Lippen.
    »Das ist doch dummes Gerede«, sagte sie wegwerfend. »Mein Bruder ist erst einen Tag nach dem Überfall entlassen worden. Wie soll er da den Überfall inszeniert haben oder gar selber mitgewirkt haben können?«
    »Natürlich«, nickte ich, »das ist ja auch unsere Überlegung. Trotzdem müssen wir solchen Gerüchten nachgehen. Wie ist eigentlich Ihre Beziehung zu Ihrem Bruder?«
    Isabell Clifford bot uns Zigaretten an. Wir bedienten uns. Phil reichte ihr Feuer, und wir rauchten schweigend. Hatte sie das nur getan, um Zeit zu gewinnen? Oder was war hier sonst los? Irgendetwas gefiel mir nicht an diesem ganzen Gespräch, aber ich hätte selber nicht sagen können, was es eigentlich war.
    »Als mein Bruder damals verurteilt wurde, war ich vier Jahre alt«, sagte die Frau schließlich. »Ich verstand also gar nicht, um was es eigentlich ging. Später hörte ich natürlich davon. Ich besorgte mir alle alten Zeitungen, die noch zu bekommen waren, und las jede Zeile, die über meinen Bruder und den Prozess veröffentlicht worden ist. Ich glaube, in dieser Zeit lernte ich das Gangstertum zu verabscheuen. Außerdem bekam ich ein Gefühl, als ob ich etwas gutmachen müsste. Ich weiß nicht, ob Sie mich verstehen…«
    »Doch«, nickte Phil. »Das ist eine ganz natürliche Angelegenheit. Die engsten Familienangehörigen eines Gangsters haben oft das Gefühl, sie müssten persönlich etwas von dem gutmachen, was der Verbrecher anderen angetan hat.«
    »Ja, so ungefähr«, nickte Miss Clifford, während sie angelegentlich auf ihre glimmende Zigarette sah. »Ich beschloss ursprünglich, zur Polizei zu gehen. Dort wurde ich aber wegen eines kleinen Herzfehlers nicht angenommen. Da wurde ich Privatdetektivin. Ich bin es noch. Und alles in allem gefällt mir mein Job.«
    Mich interessierte weniger ihr Job als vielmehr ihr Bruder, also brachte ich das Gespräch wieder in diese Richtung.
    »Wann haben Sie Ihren Bruder zum letzten Mal gesehen?«, fragte ich.
    »Vor ein paar Tagen. Ich habe meinen Bruder wöchentlich zweimal besucht, seit das genehmigt wurde. Früher besuchte ich ihn einmal in der Woche. Seit ich ungefähr zwanzig Jahre alt bin, tue ich das. Bevor

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