0225 - Blüten mit dem Todeszeichen
zu der entsprechenden Zimmertür geleitet.«
»Okay. Wir möchten wissen, ob und wann Mister Wagner heute Besuch hatte.«
»Ich werde Ihnen den Tagesportier von der Empfangsloge hereinschicken. Entschuldigen Sie mich, bitte.«
Er ging hinaus. Wenig später kam der Portier herein. Es war ein Mann in den Fünfzigern, der einen intelligenten Eindruck machte. Wir sagten ihm, daß wir G-men seien und von ihm einige Auskünfte brauchten. Phil fuhr fort:
»Seit wann haben Sie heute Dienst gehabt?«
»Seit sieben Uhr früh, Sir.«
»Hat sich Mister Wagner im Laufe des Vormittags mal bei Ihnen gemeldet? Oder haben Sie ihn einmal in der Halle gesehen?«
»Nein, Sir.«
»Bekam Mister Wagner Besuch?«
»Ja, Sir. Um neun Uhr.«
»Männlichen oder weiblichen Besuch?«
»Männlichen Besuch, Sir. Ein Herr, der einen hellen Mantel und einen weißen Hut trug. Er fragte nach Wagners Zimmernummer.«
»Augenblick!« rief ich, denn mir war etwas aufgefallen. »Können Sie diesen Mann beschreiben? Wie sah er aus?«
»Im allgemeinen recht alltäglich, bis auf das fliehende Kinn.«
»Würde die Formulierung, daß er überhaupt kein Kinn besaß, Ihrer Meinung nach zutreffen?«
»So könnte man es sagen, Sir.«
»Gab es sonst noch ein auffälliges Kennzeichen an dem Mann?«
»Nein, Sir.«
»Was hatte er für Augen?«
»Grau, blau, grün oder etwas dazwischen. Auf keinen Fall braun.«
»Haare?«
»Das weiß ich nicht, Sir.«
»Sprach er einen Dialekt? Oder mit einem Akzent?«
»Nein, Sir. Allerdings hatte ich den Eindruck, daß er aus den Nordstaaten kam. Es hörte sich so an. Im Süden sprechen die Menschen anders.«
»Gut. Würden Sie ihn wiedererkennen?«
»Unter allen Umständen, Sir.«
»Erzählen Sie möglichst genau, was Sie mit ihm sprachen, und was er tat.«
»Well, er fragte nach der Zimmernummer von Mister Wagner. Ich erkundigte mich, ob er Mister Wagner sprechen wollte. Er sagte ja. Ich rief Mister Wagner an und meldete den Besucher.«
»Hat er seinen Namen genannt?«
»Nein. Er sagte, ich möchte Mister Wagner nur ausrichten, der Freund aus New York sei gekommen und hätte hundert neue Zigarren mitgebracht.« Hundert! Da war die Zahl, die auf die Fälschungen hinwies.
»Okay«, nickte ich. »Wie ging's weiter?«
»Mister Wagner bat mich, den Besuch hinaufzuschicken. Ich winkte einem Boy heran und befahl ihm, den Herrn hinaufzuführen.«
»Haben Sie gesehen, wann der Mann wieder herunterkam?«
»Das muß nach etwa einer Viertelstunde gewesen sein, vielleicht zwanzig Minuten, aber nicht länger.«
»Sprach er noch einmal mit Ihnen?«
»Nein, Sir.«
»Danke, das ist alles. Schicken Sie bitte den für Wagners Zimmer zuständigen Etagenkellner herein.«
»Ja, Sir.«
Als der Portier hinausgegangen war, wandte ich mich an meinen Freund.
»Dieser Kerl mit dem fehlenden Kinn ist derselbe Bursche, der das Sprengstoffpäckchen an uns aufgab!« erklärte ich meinem Freund. »Jetzt wissen wir zweierlei: Einmal, daß es einen Zusammenhang zwischen den Killern und dem Falschgeld gibt. Und zweitens, daß Moore und Wagner aus einem Grunde ermordet wurden, der ebenfalls mit dem Falschgeld zusammenhängt. Ich denke, daß die Geschichte anfängt, sich zu klären. Wir haben zwar erst die ersten Kaden in die Hand bekommen, aber wenn A?ir nur ein bißchen Glück haben, müssen wir damit weiterkommen. Zurrst muß eine Fahndung nach dem Kerl mit dem fehlenden Kinn eingeleitet werden. Vielleicht sprichst du schon mit Flopiere darüber, damit keine Zeit verloren wird, während ich mich mit dem Etagenkellner unterhalte.«
»Okay, Jerry«, sagte Phil. »Treffen wir uns in Wagners Zimmer, wenn du hier fertig bist?«
»Ja, das wird das Beste sein. Kümmere dich darum, ob bei Wagner noch Falschgeld gefunden wird.«
»Natürlich.«
Phil ging hinaus. Ein paar Sekunden später klopfte der Etagenkellner und kam herein. Ich erfuhr folgende Geschichte von ihm: Wagner hatte kurz nach neun geklingelt und zwei Whisky auf Eis ohne Soda bestellt. Der Etagenkellner servierte sie. Dabei sah er Wagners Besucher. Es war der Mann mit dem fehlenden Kinn. Wagner hatte ihn danach nicht wieder in Anspruch genommen. Etwa eine halbe Stunde vor unserem Eintreffen hatte das Stubenmädchen probeweise die nicht verschlossene Tür geöffnet, um nachzusehen, ob sie das Bett machen könnte. Dabei hatte sie Wagner auf der Couch sitzen sehen. Sie entschuldigte sich, weil sie eingetreten war, ohne daß er auf ihr Klopfen etwas erwidert hatte. Sie bekam
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