0225 - Blüten mit dem Todeszeichen
Hotel zu stehen.
Als wir den Wagen auf den Parkplatz fuhren, der zum Hotel gehörte, entdeckte ich plötzlich Leutnant Flopiere. Er stieg gerade die breite Freitreppe zum Hauptportal des Hotels hinan.
Wir nahmen unsere Beine unter die Arme und holten Flopiere ein, als er mitten in der Halle war.
»Nanu?« staunte er. »Was tun Sie denn hier?«
»Dasselbe wollte ich Sie gerade fragen!« keuchte ich, noch atemlos von unserem Lauf.
Flopiere sah sich um, ob ihn niemand belauschte. Dann reckte er seinen kantigen Kopf vor.
»Ein Hotelgast ist ganz plötzlich verstorben«, raunte er. »Ich wollte mir die Sache mal ansehen. Es handelt sich um einen gewissen Bryan S. Wagner…«
***
Wagner hing schlaff in einer Ecke der Couch, die in seinem Zimmer stand. Sein rechter Arm lag gekrümmt mit dem Ellenbogen auf dem Oberschenkel, die Hand hing kraftlos zwischen den gespreizten Beinen hinab. Der linke Arm ruhte in einer unnatürlichen Haltung mit nach außen gedrehter Hand auf dem Polster der Couch.
Schon auf den ersten Blick sahen wir, daß jene Beschreibung, die uns der Zigarrenhändler gegeben hatte, auf Wagner zutraf. Er war also der Mann gewesen, der sowohl im Warenhaus als auch im Zigarrengeschäft mit gefälschten Hundertern bezahlt hatte.
Flopiere, Phil und ich standen hinter der Zimmertür, die der Leutnant ins Schloß gedrückt hatte, und sahen uns um.
»Bevor wir uns weiter mit der Sache beschäftigen, Flopiere«, sagte ich nachdenklich, »möchte ich Ihnen schon prophezeien, daß Wagner ermordet wurde.«
Der Leutnant wandte sich erstaunt zu uns.
»Ermordet? Wie kommen Sie darauf?«
»Wir sind der zweiten Falschgeldspur nachgegangen, auf die Sie uns gestern aufmerksam machten. Wagner war der zweite, der falsche Hunderter umsetzte. Da der erste, nämlich Bill Moore, ermordet wurde, darf man annehmen, daß dies hier auch kein natürlicher Tod war.«
»Es könnte doch zufällig…« murmelte Flopiere, ohne den Satz zu vollenden.
»Sicher«, sagte ich. »Aber daran glaube ich nicht. Ich habe noch nie an solche unwahrscheinlichen Zufälle geglaubt. Ich bin jetzt auch nicht mehr der Meinung, daß Moore aus einem anderen Grunde als den des Falschgeldes umgelegt wurde. Ich weiß zwar noch nicht, warum die Leute ermordet werden, die das Falschgeld unters Volk bringen, aber ich bin überzeugt, daß ihr Tod etwas mit dem Falschgeld zu tun hat. Rufen Sie ruhig die Mordkommission, Flopiere. Ich wette, daß sich mein Verdacht bestätigen wird.«
Der Leutnant zögerte ein paar Sekunden, dann nickte er.
»Es kann jedenfalls nichts schaden«, meinte er.
Wir verließen zusammen mit ihm das Zimmer. Während er telefonieren ging, begaben wir uns hinab zum Pförtner. An der Empfangsloge stand ein Mann mit angegrauten Schläfen, dem der Hotel-Geschäftsführer auf den ersten Blick anzusehen war. Wir zeigten ihm unauffällig unsere Ausweise.
Er reagierte sofort und ohne mit der Wimper zu zucken.
»Hier, bitte!« sagte er und öffnete eine Tür, die in ein Büro führte.
Wir folgten ihm in sein Office. Er bot uns Plätze an, wir setzten uns und wurden von ihm gefragt:
»Was kann ich für Sie tun, meine Herren? Ich darf vorausschicken, daß ich Ihnen für die diskrete Art dankbar bin, wie Sie mir Ihre Ausweise zeigten. Sie wissen, in einem Hotel ist man immer froh, wenn diö Polizei unauffällig in Erscheinung tritt.«
»Wir vermeiden selbst gern jedes unnötige Aufsehen«, erklärte Phil. »Es geht um den plötzlichen Tod eines Ihrer Gäste, Bryan S. Wagner. Es besteht Grund zu der Annahme, daß dieser Tod nicht auf natürlichem Wege eingetreten ist.«
Der Geschäftsführer wurde blaß. Er nagte einen Augenblick an seiner Unterlippe, räusperte sich und fragte:
»Soll das heißen, daß in unserem Hause ein Mord begangen wurde?«
»Jedenfalls besteht diese Möglichkeit«, nickte ich. »Wir haben ein paar Fragen. Die erste ist: Wenn jemand Mister Wagner besucht, muß dieser Jemand unbedingt vom Personal gesehen werden?«
»Sie meinen, ob jemand einen Gast besuchen könnte, ohne daß er dabei gesehen wird?«
»So kann man es auch formulieren.« Er lächelte vage.
»Nun, wenn jemand die Zimmernummer des Gastes weiß, den er besuchen will, kann es schon sein, daß sein Besuch unbemerkt vonstatten geht. Aber das ist sehr selten. In der Regel wird sich ein Besucher am Empfang anmelden, von dort aus wird telefonisch Rückfrage gehalten, ob der Gast den Besucher empfangen will, und danach wird der Besucher von einem Boy bis
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