0225 - Das Lavamonster
starke Eisdecke. Es würde einige Zeit dauern, bis sie wieder abtaute, selbst in der nachmittäglichen Sommerhitze.
Im Sand die magischen Zeichen… zu Glas gebrannt, zerborsten! Aprea fragte sich, über welche Macht der von ihm geschaffene Dämon verfügte, daß er den entfesselten Kräften dennoch widerstehen konnte!
Aber er fragte es sich, ohne Furcht vor dem Lava-Dämon zu empfinden. Er wußte, daß er gegen ihn bestehen konnte. Sein Vorteil war sein hohes Alter, in dem er eine Unmenge an Wissen in sich aufnehmen konnte, und seine Unfähigkeit, etwas völlig zu vergessen.
Es war dem Dämon nicht gelungen, Aprea zu töten!
Der Schwarzmagier grinste höhnisch.
»Nicht mehr lange, und ich habe dich unter Kontrolle, mein Freund«, sagte er leise. »Ich muß nur das Buch wieder in meinen Besitz bringen.«
Das Buch befand sich also nach wie vor im Besitz des seltsamen ausländischen Dreigespanns. Mochte dieser und jener wissen, warum die Druidin ihr Gedächtnis so schnell zurückfand. Vielleicht aber besaß auch jener Professor Zamorra den Schlüssel zu der Gedankensperre…
Aprea sah in den Golf hinaus.
»Schon ohne das Buch konnte ich dich zwingen«, murmelte er. »Und mit dem entsprechenden Text, mit den Formeln, werde ich dich endgültig in meine Gewalt bringen.«
Er durfte allerdings nicht unvorbereitet auftauchen. Er mußte mit drei Gegnern rechnen. Sein Vorteil war, daß diese drei vom Kampf gegen den Lava-Dämon erschöpft waren.
Er erinnerte sich deutlich an das Hotelzimmer, in dem er mit Teri Rheken kämpfte. Der Beschreibung des Lava-Dämons nach war es das gleiche, in dem jetzt das Buch lag. Aprea würde also keine Schwierigkeiten haben, es wiederzufinden. Mit einem einzigen Sprung konnte er es erreichen.
Und dann…
Er konzentrierte sich. Er war noch immer stark genug, da er die Kraft für die Dämonenbeschwörung dem Meer entzog. Ein Blitzangriff, ein magischer Schlag gegen die drei Menschen… ein rascher Griff, und er war mit dem Buch wieder verschwunden.
So mußte es gehen.
Er konzentrierte sich darauf, gleich blitzartig handeln zu können, schaltete jeden anderen Gedanken aus.
Dann sagte er den Zauberspruch, der ihn in das Hotelzimmer brachte.
Schlagartig wechselte seine Umgebung.
***
Nicole lenkte den Cadillac. Der chaotische Innenstadtverkehr Neapels brachte Zamorra an den Rand des Nervenzusammenbruchs. Jeder brave deutsche Verkehrspolizist hätte wahrscheinlich schon nach zehn Minuten den Dienst quittiert. Rote Ampeln wurden grundsätzlich nicht beachtet. In zweispurigen Straßen wurde grundsätzlich in drei Reihen nebeneinander gefahren - in beiden Richtungen, versteht sich, und wenn der Platz wirklich einmal nicht reichte, mußten eben die Mülltonnen auf dem Gehweg dran glauben. Vorfahrt hat, wer sich am frechsten in die winzigsten Lücken drängt. Beulen im Blech stehen die Neapolitaner höchst aufgeschlossen gegenüber.
Trotzdem schaffte es Nicole, den riesigen Straßenkreuzer ohne Blechschaden und Kratzer im Lack aus der City zu bringen. Jedem Hupkonzert schloß sie sich freudig an, fluchte wie ein altgedienter Taxifahrer, beschimpfte jeden anderen Fahrer, der sich zu nahe heranwagte, und vergaß dabei auch nicht, jede Lücke auszunutzen.
Zamorra auf dem Beifahrersitz schloß vorsichtshalber die Augen und gab nur die Richtung an, die ihm das Amulett, einem Kompaß gleich, zeigte.
Endlich waren sie »draußen«.
»Lohnt sich die Autobahn?« fragte Nicole.
Zamorra überlegte. Die Impulse waren noch weit. »Ja«, sagte er.
»Man reiche mir deine Geldbörse«, verlangte Nicole. »Bekanntlich kostet die Autobahn viele Lire.«
Resignierend zückte Zamorra seinen Geldbeutel.
Wenig später jagten sie auf der Autostrada unterhalb des Vesuvs entlang.
»Der Wagen ist fantastisch«, freute sich Nicole. »Läuft ruhig und wie frisch aus der Fabrik und sieht auch noch nach was aus.«
»Und säuft dreißig Liter, Sprit auf hundert Kilometer«, seufzte Zamorra.
Nicole zuckte mit den Schultern. »Ein Auto, das nichts verbraucht, leistet auch nichts«, sagte sie. »Ich denke, ich werde es wirklich kaufen.«
Zamorra seufzte. »Du wirst des öfteren nach Deutschland zum Tanken fahren müssen, bei unseren Benzinpreisen«, bemerkte er.
»Egal«, entschied Nicole. »Das ist ein reinrassiger Show-Car! Stell dir mal den Anblick vor, den ich dir bieten werde… Im offenen Caddy an der Strandpromenade entlangrollend, im knappen Bikini…«
»Oder ohne denselben«, murmelte Zamorra
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