0225 - Mord-Insekten
umschwirrt wurden, die immer andere Formen annahmen, von der Spirale bis zum rotierenden Kreis.
Es gab Alarmanlagen, die Einbrecher und Störenfriede von Häusern oder Grundstücken abhalten sollten. Die Methode, die er anwandte, war jedoch die beste.
Jetzt konnte seine Flucht nicht mehr aufgehalten werden. Beinahe provokativ langsam ging er wieder zurück, und er blieb plötzlich stehen, denn er hatte Stimmen gehört.
Auf einmal wurde sein Gesicht starr. Die Stimmen waren nicht mehr weit entfernt, sie befanden sich bereits in der Nähe des Tores, und alles deutete darauf hin, daß die Männer ihm einen Besuch abstatten wollten.
Hatte die Polizei geschaltet?
Wahrscheinlich. Braddock konnte sich gut vorstellen, daß die Typen von der Polizei waren. Sie würden sich wundern, sogar sehr wundern und auch schmerzlich, denn die Bienen nahmen auch keine Rücksicht auf Polizisten.
Geduckt huschte er in den Schatten eines Kirschbaumes, dessen Zweige trauerartig nach unten hingen.
Von dieser Stelle aus war es nicht mehr weit bis zum Haus, und er besaß eine gute Deckung.
Gespannt wartete er ab…
***
Ich konnte sie nicht zählen, aber daß es mehr als ein Dutzend waren, sah ich sofort.
Und es folgten noch mehr. In der Haut des Toten schien sich ein Nest zu befinden, das laufend neue Bienen produzierte, die ihren wilden Reigen innerhalb der Diele tanzten.
Für uns wurde es gefährlich.
So rasch wie möglich zogen wir uns zurück und rammten die Küchentür zu. Es war eine trügerische Sicherheit, aber erst einmal allerdings befanden wir uns durch Holz von den Bienen getrennt.
Ich schloß sogar noch ab.
Auch mir stand der Schweiß auf der Stirn, als ich mich umdrehte und Suko anschaute.
»Sieht mies aus, wie?« fragte mein Partner.
»Ja, verdammt.«
»Hast du schon gegen Bienen gekämpft?«
»Höchstens gegen zweibeinige«, murmelte ich und dachte darüber nach, wie wir aus dieser Situation herauskommen sollten.
»Die können uns töten, nicht?« durchdrang die zitternde Stimme der Frau die Stille.
Ich winkte ab. »So leicht stirbt man nicht, Mrs. Whiteside.«
»Das habe ich anders erlebt, da brauche ich nur an meinen Mann und meinen Sohn zu denken.«
Da hatte sie recht. Ich würde mich in Zukunft auch hüten, sie mit billigen Phrasen zu trösten. So lief das also nicht.
»Was können wir tun?« fragte Suko und schaute dabei auf das Küchenfenster. Er hatte den gleichen Gedanken gehabt wie ich.
»Zur Not bleibt uns eben nur das Fenster.«
»Aber wir liegen hoch«, warf Mrs. Whiteside ein. »Da können wir uns etwas brechen.«
»Lieber einen Armbruch, als Opfer dieser Bienen zu werden«, hielt ihr Suko entgegen. »Zudem haben wir so unsere Erfahrungen, was das Springen aus hochliegenden Fenstern angeht.«
»Seid doch mal ruhig!« Ich hatte Suko ermahnt, denn ich hielt mich dicht an der Tür auf, und mir war aufgefallen, daß vom Flur her seltsame Geräusche an meine Ohren drangen. Nicht allein das Summen der freigewordenen Bienen, nein, da war noch etwas anderes. Dazwischen gab es dumpfe Laute, von denen ich glaubte, sie als Schritte zu identifizieren. Aber wer sollte da kommen? Die alte Frau vielleicht? Mein Gott, das wäre schlimm gewesen. Wir hatten sie nicht warnen können, weil die Zeit nicht ausreichte, und wenn die Frau jetzt zu uns kam, dann lief sie haargenau in ihr Verderben.
Ich konzentrierte mich noch stärker und versuchte, das Summen der Bienen zu überhören. Das war zwar nicht möglich, aber ich erfuhr, daß es doch nicht die Frau war, die nach oben kam, denn die Schritte blieben gleichmäßig laut, sie kamen nicht näher, und sie entfernten sich auch nicht.
Derjenige, von dem sie stammten, mußte sich bereits in der Diele aufgehalten haben. Und da gab es nur einen.
Sam Whiteside!
Allerdings war er tot, und mir lief ein Schauer über den Rücken, als ich daran dachte.
»Was ist denn?« flüsterte Suko neben mir.
»Hast du nicht die Schritte auch gehört?«
»Ja, die Frau.«
»Von wegen.« Ich lachte leise und bitter auf. Dann erzählte ich Suko von meinem Verdacht.
»Das gibt es doch nicht!« hauchte er. »Ich würde gern daran glauben, nur hast du eine bessere Lösung für die Schritte?«
»Nein.«
»Zudem sind sie ziemlich unregelmäßig. Es hört sich an, als würde ein Erwachsener laufen lernen.«
»Und was tun wir?«
»Erst einmal hier bleiben. Oder traust du dir zu, die Bienen mit Kugeln aus deiner Beretta abzuschießen?«
»Nein, das nicht.«
»Was ist denn
Weitere Kostenlose Bücher