0225 - Mord-Insekten
ein.
Obwohl es eigentlich zwecklos war, versuchte ich, die Tür zu öffnen. Sie schwang nach innen. Darüber war ich so perplex, daß ich fast das Gleichgewicht verloren hätte und zu Boden gefallen wäre.
An der Wand hielt ich mich fest und riß dabei noch ein Bild zu Boden, dessen Glasscheibe zersplitterte und sich als ein Scherbenregen ausbreitete.
»Ich dachte, du hättest die erste Jugend schon hinter dir«, meinte Suko. »So stürmisch ist nicht mal ein Achtzehnjähriger, der gern möchte.«
»Manchmal kommt es eben durch«, erwiderte ich, zog die Beretta und schaute mich um.
Ein muffiges Haus. Alte Tapeten, dunkle Möbel. An der Garderobe hing ein verschlissener Mantel.
Wir sahen auch Türen. Eine davon schien mir in den Keller zu führen. Suko hatte das Licht angeknipst. Er ging jetzt an mir vorbei, um sich im Haus umzuschauen. Auch er hatte seine Waffe gezogen und hielt sie schußbereit in der Rechten.
»Ich gehe in den Keller.«
»Sag Bescheid, sobald du etwas siehst«, meinte Suko.
Die Kellertür war nicht ganz ins Schloß gefallen. Ich zog sie auf, machte Licht und schaute eine Steintreppe hinunter. Ein seltsamer Geruch umfing mich. Er wirkte auch irgendwie störend.
Ich versuchte, ihn zu identifizieren und glaubte, daß es nach Honig roch, vermischt mit dem Geruch von Blut.
Ich schüttelte mich. Der Keller schien nicht normal zu sein, denn so stank es normalerweise in den unteren Räumen eines Hauses nicht. Was war hier schon normal? Wahrscheinlich hatte unser spezieller Freund einige Experimente durchgeführt, die nicht gerade für die Augen der Öffentlichkeit bestimmt gewesen waren.
Wie dem auch sei, ich wollte nicht lange zögern, sondern mir die Sache mal aus der Nähe anschauen.
Schon jetzt konnte ich erkennen, daß Braddock seinen Keller umgebaut hatte. Welcher normale Mensch stellt schon Käfige auf, die bis zur Decke reichen.
Ich jedenfalls würde so etwas nicht machen. Verschlossen waren die Käfige nicht. Ihre Türen standen bis zum Anschlag offen.
Den Keller mußte ich untersuchen, dazu allerdings sollte es nicht kommen. Ich hörte Sukos Ruf. »John!«
Wenn mein Partner so schrie, dann hatte er etwas entdeckt, oder es war etwas passiert. Auf der Treppenstufe machte ich kehrt, nahm die restlichen mit einem gewaltigen Sprung, wischte um die Ecke und lief in das Haus hinein.
Von Suko sah ich nichts, dafür vernahm ich seine Schritte. Mein Freund und Kollege mußte sich innerhalb der anderen Räume befinden. Ich jagte durch ein Wohnzimmer, erreichte einen Durchlaß und hörte von draußen her das Brummen eines Motors.
Da wollte jemand fliehen.
Die Hintertür zu suchen fiel mir nicht ein. Es hätte zuviel Zeit gekostet. Ein ziemlich großes Fenster befand sich sehr günstig vor mir. Ich brauchte nur den Arm auszustrecken und konnte den Griff herumdrehen. Ein kräftiger Zug, und das gesamte Fenster schwang mir entgegen. Es befand sich noch in der Bewegung, als ich bereits auf der Bank hockte und mich abstieß.
Draußen landete ich weich, direkt neben einer schrägen Abfahrt, die ziemlich breit war und zu einer tiefer gelegenen Kellertür hinunterführte.
Zwei Schüsse peitschten.
Blitzschnell wandte ich mich nach rechts und sah Suko in Combat-Stellung vor der Auffahrt stehen, die Beretta im Anschlag. Er verschoß zwei Silberkugeln, doch den schnell fahrenden Wagen konnte er nicht mehr treffen. Wir erkannten nur noch, daß es ein LKW war, der hart in die Kurve gerissen wurde und mit seinem Heck schlingerte.
Vor Wut knirschte Suko mit den Zähnen. Auch wenn wir noch so schnell rannten, einholen würden wir den Wagen nicht mehr, so daß uns nichts anderes übrigblieb, als zurückzugehen.
»Wir nehmen den Bentley«, sagte Suko.
»Meinst du, daß wir es schaffen?«
»Was ist los mit dir?« fragte Suko verwundert. »Hast du einen moralischen bekommen?«
»Nein, ich bin nur ein wenig deprimiert. Aber das geht vorbei. Komm, wir packen ihn uns.«
Ich war tatsächlich seelisch abgeschlagen, denn ich dachte daran, daß dieser Mann eine Zeitbombe spazieren fuhr. Daß er mit einem LKW geflüchtet war, mußte einen Grund gehabt haben, und der konnte nur in der Ladung bestehen.
Wahrscheinlich hatte er seine gefährlichen Killerbienen mitgenommen und wollte sie auf die. Menschheit loslassen.
Wir erreichten unseren Bentley in Rekordzeit. Ich fuhr. Kaum hatte ich den Motor gestartet, als Suko schon nach dem Telefon griff. Ringfahndung. Wäre doch gelacht, wenn uns der andere entwischen
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