0225 - Mord-Insekten
würde…
***
Zum Glück hatten wir noch mitbekommen, welche Richtung von Shawn Braddock eingeschlagen worden war. Er fuhr nach Westen, denn dort lag London — die City, das Menschengewühl, die Hektik, das Treiben einer schwülwarmen ausklingenden Sommernacht. Da wir zudem noch Freitag hatten, würde London kochen, denn am nächsten Tag konnten die vergnügungssüchtigen Nachtschwärmer ausschlafen. Zudem gab es nicht sehr oft solche Wochenenden, wo wirklich etwas los war und sich die Menschen einmal richtig austoben konnten.
Der Bentley zischte durch die Nacht.
Ich fuhr auf den schmalen Wegen viel zu schnell, aber es ging nicht anders. Ich dachte auch daran, meine. Magnetlampe mit dem Rotlicht zu benutzen, aber noch ging es ohne, zudem wollte ich nicht unbedingt die Pferde scheu machen.
Wie ein silberner Strich zischten wir durch die ländliche Gegend, wobei ich meinen Blick starr nach vorn gerichtet hielt und weit entfernt den helleren Schein über dem nachtdunklen Himmel liegen sah. Das Lichtermeer der Londoner City strahlte seinen Glanz bis in den Himmel.
Suko sprach mit der zuständigen Leitstelle. Exakt gab er seine Meldungen durch, leider konnte er keine genaue Beschreibung des Lastwagens liefern, dafür war es zu dunkel gewesen, er gab den Kollegen allerdings Tips, wo sie ihre Falle aufbauen konnten.
»Hoffentlich packen wir ihn!«
Ich wollte auf die Hauptstraße kommen, die bis nach London hineinführte, war allerdings nicht so recht überzeugt und sprach Suko darauf an.
Der Chinese schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, John, aber wenn ich Braddock wäre, würde ich die breiten Straßen vermeiden und Schleichwege benutzen. Davon gibt es ja genügend.«
Da hatte er auch wieder recht. Sicherheitshalber senkte ich die Geschwindigkeit, denn gleich kam die Kreuzung, an der ich mich entscheiden mußte.
»Und?«
Ich nickte. »Wir fahren über Land.«
Damit war auch mein Partner einverstanden, ich zog den Wagen nach rechts in einen schmalen Weg hinein, der sich zum Glück bald verbreiterte und hineinstieß in ein flaches, brettebenes Land, das von Landwirten kultiviert wurde, denn wir schauten über unendlich weite Kornfelder.
Dazwischen gab es auch Wege. Die meisten waren nicht asphaltiert.
Suko hatte den Sprechverkehr eingestellt. »Wenn er diese Strecke hier nimmt, dann könnten wir ihn unter Umständen sogar entdecken.«
»Vorausgesetzt er fährt mit Licht.«
»Das ist klar.«
Langsam rollten wir durch die Felder. Das Korn stand doch schon relativ hoch, wir konnten noch gerade so drüber schauen.
Auch ich löschte jetzt das Licht. »Gute Idee«, murmelte Suko.
»Und da hinten ist er!« Ich deutete nach rechts, wo sich in der Ferne die Felder verliefen und ein dunkler Streifen begann, der mich an einen Waldrand erinnerte.
Parallel dazu bewegten sich zwei Lichter.
»Ja, das ist er«, gab Suko mir recht. »Verflixt, John, wir haben ihn.«
»Moment, noch ist es nicht sicher.«
Beide behielten wir die Lichter im Auge, die sich weiterbewegten und plötzlich verschwunden waren.
»Jetzt fährt er ohne Beleuchtung«, meinte Suko. »Vielleicht hat er uns entdeckt.«
»Glaube ich nicht so, recht.« Ich beschleunigte ein wenig. »Der will auf Nummer Sicher gehen.« Zum Glück rollten wir noch über glatten Asphalt. Wenig später jedoch wurde er von einem normalen, von der Sonne ausgetrockneten Boden abgelöst, der nicht nur zahlreiche Rillen und Erhebungen aufwies, sondern auch Schlaglöcher, so daß wir durchgeschüttelt wurden. Dann kam ein glattes Stück, danach, als ein Kornfeld in eine Wiese überging, wurde es schwieriger.
In dem Augenblick bog auch der LKW ab. Er fuhr nach links. Wir konnten es deshalb so gut erkennen, da Braddock für einen Moment die Scheinwerfer hatte aufblitzen lassen, wahrscheinlich, um sich zu orientieren. Die langen Strahlen fächerten über das Feld und verliefen sich dann in der Dunkelheit.
Suko pfiff leise durch die Zähne. »Jetzt hätte ich doch fest geglaubt, daß er uns erwischt.«
Ich sagte nichts, sondern konzentrierte mich auf den Wagen und auf dessen Fahrtrichtung. Der LKW und wir bewegten uns genau im rechten Winkel aufeinander zu.
Wenn das so weiterging, würden wir irgendwann zusammenstoßen.
»Hoffentlich merkt er nichts«, flüsterte Suko, »und läßt auch seine verdammten Scheinwerfer aus.«
Das war auch meine Hoffnung, und beide zuckten wir zusammen, als sich das Autotelefon meldete.
Suko hob ab.
An seinem Gesichtsausdruck erkannte ich,
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