0225 - Rendezvous im Weltall
angefochten worden.
Im Augenblick steuerte Koltzin das Schiff. Ringsum waren acht junge Männer damit beschäftigt, die Manöver terranischer Einheiten zu orten und die Ergebnisse auf dreidimensionale Karten einzutragen. Koltzin schätzte, daß sich im Umkreis von zwei Lichtjahren wenigstens zwanzig Imperiumsschiffe befanden. Er hoffte, aus den Manövern der Einheiten erkennen zu können, worum es hier ging.
Koltzin war ein alter Mann, knochig gebaut und ein wenig gebeugt, aber die Aussicht, einem terranischen Geheimnis auf die Spur zu kommen, erfüllte ihn mit derselben Erregung, wie er sie in jüngeren Jahren empfunden hatte. Starr wie eine Statue saß er im Sessel des Piloten, die rechte Hand um den Fahrthebel gekrampft, die linke zum Zugreifen bereit auf dem unteren Rand des Pults, und den Blick auf den Orterschirm gerichtet. Im länglichen Kommandostand der KOLTZ LXVI war es ruhig geworden. Die prickelnde Spannung hatte die Männer zum Schweigen gebracht.
Koltzin rührte keinen Muskel, als plötzlich ein schwaches, hohes Geräusch durch die Stille zirpte. Es klang wie der Laut eines Insekts, anschwellend und absinkend, sich in rascher Folge wiederholend. Koltzin wartete. Einer seiner Leute würde herausfinden, was es war.
Die aufgeregte Stimme Ketzels, des Funkers, meldete sich.
„Wir empfangen elektromagnetische Signale, Herr!" rief er.
„Anpeilen", befahl Koltzin. „Und schaltet die Massetaster an!"
Schalter klapperten. Der Kommandostand erwachte zum Leben.
Die dunkelgrünen Schirme der Materieorter leuchteten auf, und ein strahlendheller Lichtfleck warf ein wenig Helligkeit in das Halbdunkel über den Schaltungen.
„Ein fremdes Objekt, Herr!" wurde Koltzin informiert. „Dicht bei, nicht weiter als zwei Millionen Kilometer!"
Koltzin winkte mit der linken Hand. Das Reflexbild erschien auf seinem Orterschirm. Der Patriarch las die Daten ab. Es handelte sich um ein Objekt von der Größenordnung eines kleinen Raumschiffes. Die Entfernung stimmte. Die KOLTZ LXVI trieb schräg auf den Fremden zu und würde ihn in einem Abstand von ungefähr einer Million Kilometern passieren. Je länger Koltzin auf den Schirm sah, desto deutlicher hatte er den Eindruck, daß der Fremde sich genauso antriebslos bewegte wie sein eigenes Schiff.
Sein Mißtrauen erwachte. Im Sterngewimmel des Milchstraßen- Zentrums bewegte sich ein Schiff nur dann so langsam, wenn es einen zwingenden Grund hatte. Die KOLTZ LXVI zum Beispiel durfte ihre Triebwerke nicht benutzen, weil sie sich von den Terranern nicht aufgreifen lassen wollte. Hatte der Fremde dort drüben etwa ähnliche Gründe?
Koltzin ging noch einen Schritt weiter. War der Fremde das, wonach die Terraner suchten? Galt ihm die Ballung von Flotteneinheiten ringsum? Der Patriarch war sonst ein besonnener Mann, Aber hier bot sich ihm die Möglichkeit, den Terranern einen fetten Brocken dicht vor der Nase wegzuschnappen. Fett mußte er sein, sonst hielten sich nicht so viele Schiffe in dieser Gegend auf.
Die Begeisterung lief mit Koltzin davon.
„Ortung und Peilung stimmen überein, Herr", meldete der Orter.
„Die Funksignale kommen von dem fremden Objekt," Auch Ketzel wußte etwas Neues. „Bei den Signalen handelt es sich um das interstellare Notzeichen, Herr", rief er. „Es wird automatisch von einem Sender geringer Reichweite ausgestrahlt."
Das gab dem Bild eine neue Schattierung, fand Koltzin.
Anscheinend war das Schiff des Fremden beschädigt, vielleicht sogar manövrierunfähig. Vielleicht versuchte er gar nicht, sich zu verstecken, sondern hatte lediglich nicht die Möglichkeit, sich bemerkbar zu machen.
„Ruf zurück, Ketzel!" befahl der Patriarch. „Benutze die gleiche Sendeleistung wie ihr automatischer Sender. Wir wollen nicht abgehört werden."
Stille senkte sich von neuem über den Kommandostand. Dann begann Ketzel zu sprechen.
„Schiff des Patriarchen Koltzin an fremdes Fahrzeug." Er sprach Interkosmo. „Wir empfangen Ihr Signal. Können Sie uns hören?"
Koltzin dachte eine Sekunde lang darüber nach, ob es richtig war, seinen Namen zu nennen. Die Sache erschien ihm unbedenklich. Aus irgendeinem Grund glaubte er nicht, daß dort drüben überhaupt noch jemand am Leben war. Seine Vermutung schien sich als richtig zu erweisen. Ketzel wiederholte seinen Ruf zehnmal, ohne eine Antwort zu bekommen.
„Hör auf!" befahl Koltzin. „Da meldet sich niemand. Wir werden uns den Fremden aus der Nähe ansehen."
Er stand auf. Die Männer vergaßen
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