0226 - Dämonen-Billard
und wir nehmen Sie gerne mit.«
»Ich danke Ihnen«, flüsterte das Mädchen ergriffen. »Ich kann Ihnen nicht sagen, wie froh ich bin, daß ich auf Sie gestoßen bin.«
Wenn vieles, was das Mädchen bisher gesagt hatte, auch gelogen war, jetzt hatte sie die Wahrheit gesagt. Sie war wirklich froh, in diesen Menschenkreis eingebrochen zu sein. Oh, sie waren ahnungslos wie die Schafe. Auch Professor Zamorra. Darüber freute sich Ininga geradezu diebisch. Wie leicht war es doch, Menschen hinters Licht zu führen. Sie waren ja so schrecklich einfältig…
***
Sie lagerten in einer magischen Wolke, die sie unsichtbar machte. Aber sie waren nicht weit von Fort El-Tarak entfernt, und es bedurfte nur eines knappen Befehls, dann schwangen sie sich in den Sattel und stürmten los. Doch Reeso-han gab diesen Befehl noch nicht, und so mußte sich die Geisterkarawane in Geduld fassen.
Hamad Marshad fiel das nicht schwer, aber Jumah Salem konnte sich kaum beherrschen. Er schäumte vor Wut. Es mißfiel ihm, wie ihn die Menschen behandelt hatten, und er wollte sich rächen. Er wollte die Männer, die ihn eingefangen hatten, hart bestrafen. Und auch Professor Zamorra, diesen gefährlichen Feind alles Bösen, wollte er nicht ungeschoren lassen.
Marshad schüttelte den Kopf. »Hast du dich immer noch nicht beruhigt?«
»Ich werde mich niemals beruhigen!« stieß Salem haßerfüllt hervor. »Wie die mich behandelt haben…«
»Trägst du nicht selbst ein wenig Schuld daran?«
»Ich? Wieso denn?« fragte Salem ärgerlich.
»Du hast sie nicht ernst genommen. Du dachtest, sie könnten dir nichts anhaben. Die Rechnung für deinen Leichtsinn bekamst du umgehend präsentiert: Man hat dich mit einem Kruzifix niedergeschlagen.«
»Ich kaufe mir den Kerl, der das getan hat, das verspreche ich dir. Ein zweitesmal hat er keine Gelegenheit mehr, mich mit dem Goldkreuz zu attackieren.«
Marshad saß auf einer handgeknüpften Decke. Er wies neben sich. »Setz dich zu mir, Jumah.«
»Ich kann nicht. Ich kann nicht sitzen.«
»Wie lange willst du noch vor mir hin und her laufen?«
»So lange, bis du mir erlaubst, mit diesen Leuten abzurechnen!« knirschte Salem aggressiv.
»Du weißt, daß ich dir diese Erlaubnis nicht erteilen darf. Ich würde Reeso-han damit verärgern. Ich darf nichts tim, was gegçn seine Interessen geht.«
»Hat er denn kein Verständnis für meine Lage?«
»Er nimmt auf uns keine Rücksicht, Jumah, das sollte dir doch bekannt sein. Wir sind nur sein Werkzeug. Er wird sich unser bedienen, wenn er es für richtig hält. Eigenmächtigkeiten duldet er nicht. Du kannst dir nicht ausmalen, wie hart er dich bestrafen würde, wenn du seinem Willen zuwiderhandelst. Ewige Qualen würdest du erleiden. Deshalb rate ich dir, Vernunft anzunehmen und abzuwarten. Vielleicht kriegst du deine Chance noch, dich zu rächen. Ich werde deiner Rache, das verspreche ich dir, bestimmt nicht im Wege stehen, wenn uns Reeso-han dazu die Erlaubnis erteilt. In diesem Fall würde ich dich sogar tatkräftigst unterstützen.«
»Kann man mit Reeso-han denn nicht reden?« fragte Jumah.
»Willst du dem mächtigen Magier seine Entscheidungen vorwegnehmen? Finde dich damit ab, daß er unser Gebieter ist. Ungehorsam wird grausam bestraft. Desgleichen Aufsässigkeit. Also laß den Dingen ihren Lauf und begnüge dich vorläufig damit, daß eines feststeht: Lebend kommt keiner von denen mehr von Fort El-Tarak weg.«
***
Sie hatten hart gearbeitet. Professor Zamorra hatte ein Tempo vorgelegt, das Bill Fleming kaum mithalten konnte.
»Mann, bin ich fertig«, stöhnte Bill am Abend. »Mein Rücken schmerzt teuflisch. Ich spüre jeden einzelnen Knochen meiner Wirbelsäule. Geht’s dir nicht ebenso?«
Der Professor grinste amüsiert. »Nein. Ich würde jetzt am liebsten noch einen Vier-Kilometer-Lauf absolvieren.«
»Angeber. Warum versagst du ihn dir?«
»Damit du nicht vor Neid über meine Superkondition erblaßt.«
»Oh, auf mich brauchst du keine Rücksicht zu nehmen. Renn ruhig los. Aber das eine sage ich dir: Wenn du dich in der Wüste verläufst, erwarte nicht von mir, daß ich dich suche.«
Martina Marinda hatte sich erstaunlich gut erholt. Sie sah verführerisch aus, und sie schien an Professor Zamorra Gefallen gefunden zu haben. Nicole stellte das mißmutig fest. Das hast du nun davon, dachte sie ärgerlich. Da bemühst du dich in aufopfernder Weise um sie, und zum Dank dafür versucht sie dir dann den Mann wegzunehmen.
Wollte Martina
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