0226 - Dämonen-Billard
Da stieß auch der Jeep hinab. Der Fremde und Ibram Mughti waren eine Weile nicht zu sehen.
Zamorra und die anderen warteten gespannt, bis der Vorarbeiter mit dem anderen zurückkam.
Der andere war eine sie.
Ein Mädchen.
Ininga, die Tochter des dämonischen Magiers!
Mughti erkannte sie sofort, obwohl er sie noch nie gesehen hatte. Es befand sich etwas in ihm, das ihn mit ihr verband. Ein kurzes rotes Aufleuchten war in seinen Augen zu bemerken. Auch Iningas Augen glühten nur wenige Sekunden auf, dann erlosch das verräterische Feuer, und das Mädchen hatte Augen wie Kohlenstücke.
Sie sah mitleiderregend aus, trug einen weißen Burnus, der an vielen Stellen zerrissen war. In ihrem schönen Gesicht klebten Schweiß und Sand, die trockenen Lippen waren aufgesprungen.
Mughti grinste. »Keiner wird dich für das halten, was du wirklich bist.«
»Das ist meine Absicht« sagte Ininga, die die Fähigkeit besaß, einen Menschen mit der Kraft ihrer Gedanken zu töten, und sie konnte noch viele Dinge mehr tun. Schließlich war sie Reeso-hans Tochter.
Sie sprang vom Kamel. Mughti brauchte sie nichts vorzuspielen, und die anderen konnten sie nicht sehen.
»Armes Mädchen«, sagte Mughti amüsiert. »Du scheinst kurz vor dem totalen Zusammenbruch zu stehen. Komm, laß mich dich stützen.«
Er half ihr in den Jeep. Um das Kamel kümmerte er sich nicht. Es würde allein den Weg zum Fort finden.
»Wie weit seid ihr mit dem Graben?« wollte Ininga wissen.
Mughti verzog das Gesicht zu einem hinterlistigen Grinsen. »Oh, schon sehr weit. Leider graben wir nicht an der richtigen Stelle. Ich habe meine Männer umdirigiert, ohne daß es jemandem auffiel. Sie können sich bis zum Mittelpunkt der Erde hinabbuddeln, auf Reeso-hans irdische Hülle werden sie da, wo sie jetzt graben, nie stoßen.«
»Und was willst du im Fort?«
»Fahr endlich los«, erwiderte das Mädchen ungeduldig. Die Frage des Vorarbeiters beantwortete sie nicht.
Sie legte sich auf die Rücksitze und spielte die Erschöpfte. Jeder, der sie sah, mußte ihr das glauben. Völlig erledigt sah sie aus.
Das Kamel trottete hinter dem Jeep her. Zamorra und die anderen sahen den Wagen aus der Senke hochkommen. In der Grube arbeitete kein einziger Mann mehr. Alle warteten gespannt das Eintreffen des Vorarbeiters ab. Die Pneus wühlten feinen Sand hoch, der sich in der flirrenden Hitze verlor.
Bill Fleming wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er bewunderte Nicole Duval, die einen erstaunlich frischen Eindruck machte, obwohl sie - wie sie während des Frühstücks sagte - schlecht geschlafen hatte.
Der Jeep rollte vor Zamorra aus.
»Wasser!« stöhnte die Person, die auf den Rücksitzen lag und sich in Krämpfen wand. »Wasser!«
»Das ist ja ein Mädchen!« rief Mulligan überrascht aus.
»Ja, Sir, ein Mädchen«, bestätigte Ibram Mughti. »Sie ist am Verdursten.«
»Mein Gott… Bringen Sie sie rasch hinein.«
Mughti lud sich die höllische Fracht auf die Arme und trug sie ins Fort. Es war nicht nötig, daß sich alle um das Mädchen kümmerten. Delbert Kingsley machte Bill Fleming den Vorschlag, sich an den Grabarbeiten zu beteiligen. Bill war damit einverstanden. Er stülpte sich einen breitkrempigen Sonnenhut auf den Kopf und holte sich eine Schaufel.
Auch Mughti kehrte in die Grube zurück.
Bei dem Mädchen befanden sich Frederic Mulligan, Nicole Duval und Professor Zamorra. Ininga errichtete geschickt eine Sperre, die verhinderte, daß ihr Körper dämonische Impulse abstrahlte, die sie an Zamorras Amulett verraten hätten.
Der Talisman reagierte nicht, nahm nichts wahr. Für Zamorra mußte es sich um ein ganz gewöhnliches, harmloses Mädchen handeln. Aber das war Ininga bei weitem nicht. Doch niemand ahnte die Gefahr.
Nicole ging mit dem Mädchen sehr behutsam um. Sie flößte ihr langsam Wasser ein und reinigte ihr Gesicht mit einem nassen Tuch.
»Sie ist sehr hübsch«, stellte Professor Zamorra fest.
»Hoffentlich vergißt du nicht, daß du in festen Händen bist«, raunte ihm Nicole zu. »Ich kann sehr unangenehm werden, wenn man mich, übersieht.«
»Dummerchen«, sagte Zamorra lächelnd.
Iningas schwarzes Haar floß auf dem Lederkissen auseinander. Nicole bestrich die aufgesprungenen Lippen des Mädchens mit einer Salbe, die die Risse schließen und die Haut wieder geschmeidig machen würde.
»Wie kommt sie mutterseelenallein in die Wüste?« fragte Frederic Mulligan.
»Sie wird es uns später bestimmt erzählen«, sagte
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