0226 - Die Parasprinter
durchtrennt? Wir könnten sie sonst längst überführt haben."
Mercant wußte darauf keine Antwort. Es war nun einmal geschehen. Mit einer solchen Entwicklung hatte niemand rechnen können. Unter normalen Umständen wären die fünf Männer längst tot gewesen, zu Stein erstarrt unter dem Ansturm einer Krankheit, die wir Zentrumspest nannten.
Weshalb war es nicht geschehen? Alle Fachmediziner hatten behauptet, der Verlauf der Strahlungspest sei durch die körperlichen Belastungen beschleunigt, niemals aber aufgehalten worden.
Wieso lebten sie noch? In mir keimte erneut der Verdacht auf, dies könnten keine Menschen mehr sein; oder wenigstens keine ganz echten Menschen. Hatte man im fernen Alphanebel perfekte Androiden hergestellt? Androiden, die genauso aussahen wie unsere fünf Todgeweihten?
Meine Hypothese war von allen Fachwissenschaftlern, besonders aber von Biologen und Medizinern abgelehnt worden.
Was oder wer waren die fünf Agenten?
Die Tatsache, daß sie eindeutig gegen die Menschheit arbeiteten, interessierte mich nur am Rande. Die Hintergründe waren viel wichtiger.
Ich blickte wieder auf die Bildschirme. Tronar ging mit den Agenten zur Funkzentrale hinüber. Imar Arcus hielt sich den Leib und stöhnte. Dieser impulsive und auf seine körperliche Stärke vertrauende Mann hatte erneut versucht, Major Woolver tätlich anzugreifen. Es war ihm schlecht bekommen.
Die Hyperumformer liefen bereits. Der große Sender der Kaulquappe war betriebsklar. Ich hatte alle Kraftstationen auf das Hyperaggregat schalten lassen. Im galaktischen Zentrum bestand nur dann Aussicht auf einen verständlichen Funkkontakt, wenn man von vornherein mit der zehnfachen Energie als üblich arbeitete. Wir wollten mit der zulässigen Höchstleistung von hunderttausend Kilowatt funken. Mehr vertrug der relativ kleine Sender nicht.
„Wir hätten einen Kreuzer nehmen sollen", gab Perry zu bedenken. „Diese Station ist für intergalaktische Verhältnisse zu schwach. Hunderttausend Kilowatt bedeuten hier überhaupt nichts."
Ich sah ihn seufzend an. Natürlich wäre ein Kreuzer besser gewesen, aber ein solches Schiff ließ sich nicht mit einer Besatzung von nur fünfzehn Mann fliegen. Tronar Woolver hätte schlecht vorgeben können, hundertfünfzig Mann auf seiner Seite zu haben. Mit fünfzehn Personen wirkte es noch glaubhaft.
Rhodan winkte ärgerlich ab. Er wußte auch, daß er nur eine Redensart gebraucht hatte.
Tronars Stimme klang aus den Lautsprechern. Er wuchs immer intensiver in seine Rolle hinein.
„Senden Sie Ihren Kurzimpuls und wiederholen Sie ihn in Abständen von einer Minute, bis die Bestätigung einläuft. Wenn wir nicht gehört werden sollten, werden wir die Position so lange ändern, bis wir in den Empfangsbereich kommen. Also - fangen Sie an. Morsen Sie. Mit einem Sprechverkehr kommen Sie überhaupt nicht durch. Wir stehen im Zentrum. Worauf warten Sie noch? Ich habe keine Zeit zu verlieren."
„Wer sagt Ihnen denn, daß wir die Anruffrequenz des sagenhaften Schiffes kennen?" fuhr Hegete gehässig auf. „Es gibt Millionen von Hyperfunkfre...!"
„Reden Sie nicht und fangen Sie an", unterbrach ihn Woolver.
„Ich könnte Sie zum Beispiel in der gleichen Säure baden lassen, die auch Ihre Prothese zerfraß. Tut mir leid, aber das Material war sehr schlecht. Immerhin habe ich damit die Gewißheit gewonnen, daß Sie mit den sicherlich eingebauten Mikrogeräten keinen Unfug mehr anrichten können. Akonen sind vorsichtig. Also ...?"
Hegete hüpfte auf einem Bein zum Sender hinüber. Er fluchte unbeherrscht. Tronar lachte nur.
„Ist der Mann so hart, oder tut er nur so?" sprach mich Rhodan an. Ich drehte den Kopf.
„Das kommt auf die Umstände an. Imarter können die besten Freunde, aber auch die gnadenlosesten Feinde sein."
„Vorsicht, Sir. er funkt’" klang die Stimme eines Technikers aus dem Lautsprecher meines Armbandgerätes. Ich hielt unwillkürlich die Luft an.
Hegete Hegha, der Robotiker unter den Agenten, kannte sich mit einem Hypersender aus. Er tippte den Frequenzschlüssel in die Automatik, wartete auf das Vorschnellen des Anzeigers und drückte den Hauptschalter erst dann nach unten, als die grüne Lampe aufleuchtete. Das Frequenzband war schmal wie alle Hyperbänder. Geringfügige Abweichungen, die im normalen ultrakurzen Wellenbereich nicht einmal eine Tonverzerrung hervorgerufen hätten, machten einen Empfang auf Hyperwelle schon unmöglich. Ohne Automatjustierung wäre ein
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