Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0226 - Tokatas Erbe

0226 - Tokatas Erbe

Titel: 0226 - Tokatas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hatte von einem verzweifelten Hilferuf gesprochen, der ihn erreicht hatte. Nadine Berger, die Wölfin, mußte ihn ausgestoßen haben. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Zwischen ihr und Johnny gab es meiner Ansicht nach ein unsichtbares Band, das die beiden verband. Konnte sich die Wölfin auf den Jungen einstellen? War sie in der Lage, seine Stimmungen und seine Gefühle zu spüren? Alles deutete darauf hin, und ich sah es auch so. Für mich gab es keine andere Alternative.
    Ich hörte ein summendes Geräusch, und wenig später erschien vor mir das Ende einer ausfahrbaren Leiter. Zwei Männer der Feuerwehr standen auf den obersten Sprossen. Sie hatten ihre Blicke überall, sahen mich am Pfeiler stehen und winkten. Ich schüttelte den Kopf, wobei ich noch nach oben deutete.
    »Holen Sie zuerst den Jungen! Er sitzt über mir in einem Wagen.«
    »Nein, der Strom wird gleich wieder laufen, dann fahren die Wagen automatisch nach unten.«
    Damit hatte der Mann natürlich recht. Aber ich wollte Johnny nicht allein lassen und drang darauf, daß die Männer der Feuerwehr mich mitnahmen. Erst wollten sie nicht. Als ich ihnen erklärte, wer ich war, hatten sie ein Einsehen. Ich balancierte auf die Leiter zu. Mir zitterten weiterhin die Knie, als ich über die Schiene schritt und mich der in der Sonne blitzenden Alu-Leiter näherte.
    Die Arme hatte ich ausgebreitet, so daß ich besser das Gleichgewicht halten konnte. Man streckte mir Hände entgegen. Dankbar ergriff ich sie und fand schließlich den Halt auf den Sprossen. Zunächst begann das große Aufatmen. Mitleidige Blicke trafen mich, ich hörte auch einen leisen Vorwurf.
    »Warum sind Sie nicht in Ihrem Wagen geblieben?«
    »Das ist die Frage«, erwiderte ich ausweichend und schaute zu, wie sich die Leiter in die Höhe schob.
    Immer näher kamen wir der Schiene, wo der kleine Johnny im Wagen wartete. Als sich Leiter und Schiene auf einer Höhe befanden, verließ ich die Sprossen und kletterte zu meinem Patenkind. Johnny schaute mich aus großen Augen an.
    »Ist jetzt alles vorbei, Onkel John?«
    »Mein, mein Kleiner, wir haben es hinter uns.«
    »Und wann können wir fahren?«
    Die Antwort bekam er nicht von mir, sondern von einem der Feuerwehrmänner.
    »Wenn wir alles nachgeschaut haben, laufen auch wieder die Wagen.«
    Johnny nickte.
    Ich kletterte steifbeinig in das Gefährt und schaute mich um, so gut es ging. Überall standen die Wagen. Sie waren durchweg mit zwei Personen besetzt. Die erste Angst war von den Fahrgästen überwunden worden. Ich hörte kein Weinen oder Schreien. Nur brannte die Sonne auf unsere Köpfe. Sie trocknete aber auch den Schweiß, der aus unseren Poren drang.
    Ich unterhielt mich mit Johnny und erklärte ihm, daß wir uns alle freuten, wenn wir wieder unten waren. Die Zeit wurde lang. Noch eine Viertelstunde dauerte es, bis die Männer der Feuerwehr alles durchgecheckt hatten und die Strecke quasi freigaben. Es gab einen Ruck, als wir anfuhren.
    »Na ja«, sagte ich und lachte.
    »Jetzt brauchst du keine Angst mehr zu haben, Johnny.«
    »Und du, Onkel John?«
    »Ich auch nicht…«
    ***
    Der Reihe nach rollten die kleinen Wagen aus. Jeder, der auf der langen Schiene langsamer wurde, den begrüßten die Zuschauer mit großem Beifall. Auch bei uns geschah dies.
    Ich hatte bereits von oben gesehen, daß sich zahlreiche Menschen dort versammelten, wo sich auch die Auslaufschiene und das Kassenhäuschen befanden. Sie winkten und riefen die Namen der Fahrgäste, und als wir schließlich standen, da war es eine blondhaarige Frau, die sich mit allen Kräften durch die Masse der Neugierigen schob, ihre Ellbogen einsetzte und immer wieder den Namen ihres Sohnes schrie.
    Sheila kam.
    Johnny sprang auf, als er seine Mutter sah. Seine Augen strahlten plötzlich.
    »Das war toll, Mummy. Ich habe ein richtiges Abenteuer erlebt. Wenn ich das meinen Freunden erzähle, die werden mir bestimmt nicht glauben, Mummy.«
    Sheila hörte nicht auf das, was ihr Sohn sagte. Dafür schaute sie mich an. In ihrem Blick las ich einen solchen starken Vorwurf, daß ich direkt Angst bekam. Sicherlich schob Sheila mir wieder die Schuld in die Schuhe. Dabei konnte ich ihr nicht einmal einen Vorwurf machen, obwohl ich mich nicht schuldig fühlte. Es waren einfach die Umstände, die mich in diese Situation hineingezwungen hatten.
    Mit steifen Beinen verließ auch ich den kleinen Wagen. Der war für großgebaute Menschen nicht geschaffen. Ich vernahm um mich herum den

Weitere Kostenlose Bücher