0227 - Stellas Rattenkeller
jetzt verschwinden?«
»Sicher.«
Die beiden nickten grüßend und gingen.
»Auch Leute mit wenig Humor«, meinte Suko. »Sollen wir auch gehen?«
»Gleich. Ich will nur noch das Haus durchsuchen.«
Das taten wir gemeinsam. Von irgendwelchen Ratten sahen wir nicht einen Schwanz. Auch nicht im Keller. Keine vierbeinigen Nager.
Ich schloß die Haustür ab. Für uns gab es in dieser Nacht nichts zu tun. Am anderen Tag wollten wir weitersehen. Jetzt freuten wir uns beide auf unser Bett.
In den folgenden Stunden träumte ich von Riesenratten, wie sie in der Schädelwelt lebten. Diesmal gewann ich nicht, und die Ratten schafften es, mich auf grausame Art und Weise umzubringen…
***
Es gibt viele schlimme Dinge, die einem im Sommer passieren können. Eine defekte Klimaanlage allerdings gehört so mit zu den schlimmsten überhaupt, und daß die Anlage defekt war, merkten wir, als Suko und ich unser gemeinsames Büro betraten.
Die Luft stand wie eine Wand.
Dabei hatten wir unser Büro noch gar nicht betreten, sondern erst das von Glenda, aber auch hier war es grausam. Ich war schon dabei, die Tür wieder zuzuziehen, als wir die Stimme unserer Sekretärin vernahmen.
»Kommt ruhig rein, ihr Drückeberger. Ich muß hier schließlich auch schwitzen und dabei noch Kaffee…«
»Nein, darauf verzichten wir!« rief ich anstatt eines Morgengrußes.
»Keine Müdigkeit vortäuschen. Hinein mit euch! Die Arbeit wartet.«
Wir schoben uns in das Vorzimmer. Ich sagte: »Unsere Perle hat heute wieder einen Ton am Leib, als wäre sie der Chef persönlich.«
Glenda schwang auf dem Drehstuhl zurück. »Das bin auch in Vertretung von Sir James.«
»Wieso…?«
»Er kommt nicht.« Glenda lächelte. Sie machte trotz der Hitze einen frischen Eindruck. Vielleicht lag es auch an dem bunten Sommerkleid, das luftig geschnitten war und keine eingenähten Schultern besaß, sondern nur zwei hauchdünne Trägerchen. Das Kleid war auch nicht so lang. Es schwang locker um Glendas Knie.
Ihre Beine konnten sich sehenlassen, wie auch das andere, das einen Mann so an einer Frau erfreut. Ich mußte bei ihrem Anblick unwillkürlich an die Nacht denken, die wir beide in einem wahren Rausch verbracht hatten. Es war einfach über uns gekommen, nachdem wir dem Satan mit vier Armen entwischt waren.
Gewissensbisse? Vielleicht hatte sie jeder ein wenig, aber wir sprachen nicht darüber, obwohl Glenda ein wenig rot wurde, als sie meinen Blick auf sich spürte. Bestimmt dachte sie das gleiche wie ich.
Suko unterbrach die etwas peinliche Pause, indem er fragte:
»Wieso? Hatte Sir James keine Lust?«
»Das nicht«, erwiderte Glenda schnell. »Er ist krank geworden. Eine Sommergrippe hat ihn aufs Lager geworfen.« Sie lächelte jetzt. »Wenn allerdings etwas Wichtiges anliegt, dann sollen wir ihm ruhig Bescheid geben…«
Ich winkte mit beiden Händen ab. »Um Himmels willen, nein, das geht nicht an. Wir müssen den Alten in Ruhe lassen. Der soll ruhig seine Grippe auskurieren, um alles andere kümmere ich mich schon.«
»Das habe ich mir gedacht«, meinte Glenda. »Ich habe euch die getippten Protokolle schon bereitgelegt.«
»Welche Protokolle?«
»Noch von den roten Vampiren. Die deutsche Polizei hat sich gemeldet. Ihr wißt ja, die Burschen sind besonders gründlich und wollen alles haarklein berichtet haben.«
»Aber das konnte Will Mallmann doch erledigen.«
Glenda hob die Schultern. »Was weiß ich?«
Ich seufzte und spürte jetzt schon den Schweiß auf der Stirn.
»Uns bleibt auch nichts erspart.«
Eine halbe Minute später hockten wir hinter den Schreibtischen.
Ich warf Suko die Akte aus Deutschland zu, er warf sie mir wieder zurück.
»Die nimmst du«, sagte ich bestimmt.
»Und weshalb?«
»Weil ich einen Anfall bekommen habe.«
»Was für einen Anfall?«
Mein Grinsen fiel breit aus. »Einen Anfall von Arbeitswut. Und wenn das eintritt, setze ich mich so lange in die Ecke und warte, bis der Anfall vorbei ist.«
Suko nickte. »So ist das also. Nur — was machst du, wenn ich den gleichen Anfall habe?«
»Dann warten wir eben beide, bis er vorüber ist.«
Suko verschränkte die Arme vor der Brust. »Okay, laß uns warten.«
Glenda kam mit dem Kaffee. Für Suko hatte sie Tee zubereitet.
»Bei der Hitze sind warme Getränke das beste«, erklärte sie.
»Stimmt das auch?« fragte ich mißtrauisch.
»Natürlich.«
»Mal sehen.« Glenda setzte den Kaffee ab, ich probierte ihn, und Suko trank von seinem Tee.
Beide lobten wir
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