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0227 - Stellas Rattenkeller

0227 - Stellas Rattenkeller

Titel: 0227 - Stellas Rattenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ratten-Faible, wenn ich das mal so sagen darf.«
    »Er macht Ihnen also Schwierigkeiten«, stellte ich fest.
    Professor Gardener nickte heftig. »Davon kann unser Personal ein Lied singen.«
    »Können Sie uns Einzelheiten nennen?«
    Der Arzt lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ja, er spielt mit Ratten.«
    »Was?«
    »Natürlich nicht mit echten. Zur Therapie gehörte, daß wir ihm Ratten besorgt haben.«
    »Unwahrscheinlich«, stöhnte ich und schaute Suko an, der nur die Schultern hob.
    »Wir mußten das tun«, erklärte der Professor. »Und er hat sich sogar eine Rattenflöte gebastelt.«
    Auf einmal wurde ich hellhörig. Ich dachte an die seltsame, schrille Musik auf dem nächtlichen Friedhof. Die konnte gut von einer Rattenflöte stammen, und ich stellte fest, wie vom Magen her ein ungutes Gefühl in mir hochstieg.
    »Wie ist er an das Instrument gekommen?«
    »Das ist unklar. Aber darüber kann Ihnen Stella Murdock, seine Betreuerin, besser Auskunft geben.«
    »Ist sie im Hause?«
    Der Professor nickte. »Ich habe schon mit ihr über Rocky Koch gesprochen. Sie erwartet uns auch. Miß Murdock hat sich rührend um den Patienten gekümmert. Ich glaube, sie war die einzige, zu der Rocky Koch Vertrauen gefaßt hatte.«
    »Hat er sie in irgendwelche Pläne eingeweiht?«
    »Sicher. Koch hat immer Pläne. Er wollte alles mögliche, und vor allen Dingen sprach er nur von seinen Ratten. Davon war er einfach nicht abzubringen.«
    »Hat er auch Betreuer angegriffen?« hakte ich nach.
    »Nein, so weit ist es nicht gekommen. Wenn er seine Ratten hatte, war er zufrieden. Aber was rede ich. Am besten, Sie sehen es sich selbst an.« Der Professor erhob sich.
    Auch wir waren seiner Ansicht. Die Praxis hatte ich der Theorie noch immer vorgezogen.
    Der Arzt ging voraus. Wir schritten einen langen Flur bis zum Ende durch und öffneten dort eine stabile Eisentür. Dahinter lag bereits der Anbau.
    Es war wirklich ein Unterschied. Auf der einen Seite die hellen, freundlichen Gänge, auf der anderen, wo wir jetzt waren, die düsteren, grauen Mauern mit den Nischen, in denen auch die Türen lagen. Das Holz zeigte eine braune Farbe. Klinken gab es nicht, wohl Gucklöcher.
    Nicht zum erstenmal befand ich mich in einer Anstalt. Sie ist für mich ebenso bedrückend wie ein Leichenhaus. Die armen Teufel hinter den Türen konnten nichts dafür, daß sie das Schicksal so hart getroffen hatte, meine Bewunderung galt den Menschen, die sich um sie kümmerten.
    Irgendwie schienen die Kranken bemerkt zu haben, daß sich jemand näherte und über den Gang schritt. Sie waren sofort an den Türen. Manche von ihnen schrien, andere hämmerten gegen das Holz, und einmal empfing uns ein kreischendes Lachen.
    Hart preßte ich die Lippen zusammen, auch Suko sagte nichts.
    Der Professor bemerkte unsere Reaktion. »Es ist schon schlimm«, sagte er, »aber wir geben die Hoffnung nicht auf.«
    »Das sollte man auch nie«, antwortete ich. Auch in unserem Kampf gegen die Mächte der Finsternis mußten wir immer alles wagen und hatten doch so manchen Rückschlag erlitten.
    Vor der letzten Tür blieb Professor Gardener stehen. »Hier ist es«, erklärte er.
    Rocky Koch verhielt sich ruhig. Er schien auch nicht zu merken, daß der Arzt die sich in Augenhöhe befindliche Klappe zurückschob und einen kurzen Blick in den Raum warf.
    Danach trat er zur Seite und gab den Weg damit frei. »Bitte sehr, meine Herren.«
    Suko und ich schauten uns an. Der Chinese ließ mir den Vortritt.
    Ich trat dicht an die Tür heran, reckte ein wenig den Kopf und schaute durch das Glas.
    Was ich zu sehen bekam, war schrecklich…
    ***
    Cherryl Delano war dort gestorben, wo sie die meiste Zeit ihres Lebens verbracht hatte — im Bett.
    Das sollte nicht heißen, daß Cherryl immer müde gewesen war, man konnte im Bett auch seiner Arbeit nachgehen, und das war Cherryl ausgezeichnet gelungen. Von der kleinen Verkäuferin hatte sie sich zum Spitzen-Callgirl »hochgearbeitet«, das enorme Preise für eine Nacht verlangte und auch bekam.
    Cherryl galt als top und verschwiegen, deshalb arbeitete sie für die Regierung ebenso wie für große Industrieunternehmen. So mancher Scheich hatte schon ihren Körper kennengelernt, viele Diplomaten ebenfalls.
    Sie hieß nicht so, wie sie jetzt beerdigt wurde. Ihre wahren Namen hatte sie vergessen, er war auch unaussprechlich, denn ihre Großeltern stammten aus Polen. Aber Delano hatte ihr gefallen, und den Namen behielt sie bis

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