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0227 - Stellas Rattenkeller

0227 - Stellas Rattenkeller

Titel: 0227 - Stellas Rattenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Begräbnisstätte.
    Die Sonne schien direkt in das offene Grab. Rechts daneben lagen die zahlreichen Kränze, und gegenüber stand der Prediger, der gut bezahlt worden war und jetzt wieder eine Rede startete.
    »Mach's halblang, du verhinderter Pastor«, sagte einer der Zuhälter. Andere begannen zu lachen.
    Die Eltern der Verstorbenen drehten sich um. Auf ihren Gesichtern zeichnete sich der Ärger ab. Sie litten durch den Tod ihrer Tochter, für die Kollegen schien das nur eine lästige Pflichtübung zu sein.
    Auch der kleine Jan drehte sich um. Er hatte seine Schwester kaum gekannt. Als er den dicken Bully sah, streckte Jan ihm die Zunge raus.
    Bully ballte seine Hand zur Faust und drohte dem Jungen.
    Jan grinste nur frech, zeigte dem Zuhälter einen Vogel, und das Spielchen wäre vielleicht noch weitergegangen, wenn der Junge nicht zufällig einen Blick auf den kleinen Kranzhügel geworfen hätte.
    Dort tat sich etwas. Die Kränze gerieten in Bewegung, als würden sie von unsichtbaren Händen angestoßen.
    »Da, was ist da los?« rief Jan.
    Seine Stimme übertönte die des Predigers.
    Der verstummte, aber alle anderen hörten auf den Jungen. Sie sahen auch die sich bewegenden Kränze, und im nächsten Augenblick sprangen die ersten Ratten darunter hervor…
    ***
    Ich war in der Tat schockiert, aber nicht nur über Rocky Koch allein, sondern auch über die Umgebung, in der er sich befand.
    Koch saß inmitten seiner Ratten!
    Im ersten Augenblick hatte ich das Gefühl, die Ratten wären lebendig und würden jeden Augenblick gegen die Tür springen, dann sah ich, daß es nachgebildete Tiere waren, vielleicht sogar mit dem Fell echter Ratten versehen waren.
    Koch hatte wohl bemerkt, daß sich jemand hinter der Tür befand und ihn beobachtete, denn er drehte sich gemächlich herum, wobei er allerdings auf dem Ellbogen gestützt blieb, den Kopf ein wenig anhob und seinen Blick auf die Tür richtete. Sehen konnte er mich höchstwahrscheinlich nicht, er verzog sein Gesicht, bleckte die Zähne und schien selbst eine Ratte nachzuahmen.
    Koch hatte sich verändert. Deutlich sah ich ihn noch vor mir, wie er damals vor der Burg stand, das Haar lang, pechschwarz, fast die Schultern berührend. Die Haare hatte man ihm geschnitten.
    So kurz, daß man schon den Namen Korea-Bürste oder Igel verwenden konnte. Das Gesicht zeigte rote Flecken, der Blick allerdings war nicht stumpf oder leer, sondern irgendwie prall, wobei ich glaube, daß Wahnsinn darin leuchtete.
    Er trug eine Art Drillich-Kleidung von blaugrauer Farbe und zuckte mit dem rechten Fuß.
    Die Ratten umgaben ihn.
    Widerliche Geschöpfe, auch ausgestopft, und eine packte er jetzt, krallte seine Finger in das Fell, hob den linken Arm an und schleuderte das Tier wuchtig und voller Wut gegen die Tür.
    Unwillkürlich zuckte ich zurück, drehte mich, wobei ich die Blicke der beiden anderen Männer auf mich gerichtet sah.
    »Ist das Ihr Rocky Koch?« erkundigte sich Professor Gardener.
    Ich nickte.
    »Nur so können wir ihn beruhigen.«
    »Es ist tragisch.«
    »Darf ich auch mal?« fragte Suko.
    Ich gab den Weg frei, und der Chinese drängte sich an mir vorbei, um ebenfalls einen Blick durch das Guckloch zu werfen.
    Professor Gardener meinte: »Sie glauben gar nicht, was wir hier alles für Patienten haben. Da gibt es einen, der zählt nur Geld. Spielgeld, aber das macht nichts. Hauptsache er spürte die Scheine und die Münzen zwischen seinen Fingern.«
    »Wann bekommt Koch denn seine Anfälle?« wollte ich wissen.
    »Meistens bei Anbruch der Dunkelheit. Da spricht er dann mit seinen Tieren und spielt auch mit ihnen. Es sind seine Kinder, und er erzählt ihnen etwas von einer schrecklichen Rache.«
    Suko trat wieder zurück. Er senkte den Kopf. Es war auch schwer, für das alles eine Erklärung zu finden. Man konnte es wirklich nur als ungeheure Tragik bezeichnen.
    Mir fiel das seltsame Musikinstrument wieder ein. »Wo befindet sich denn die Rattenflöte?«
    »Liegt die nicht in der Zelle?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Professor Gardener schaute noch einmal durch den Spion, drehte sich dann um und bewegte nickend seinen Kopf. »Sie haben recht, die Flöte liegt nicht mehr im Raum.«
    »Aber er hat sie noch?« meinte Suko.
    Gardener hob die Schultern. »Was weiß ich. Vielleicht hat er sie unter der Kleidung verborgen.« Der Arzt winkte ab. »Was spielt das für eine Rolle.«
    »Für uns schon«, hielt ich gegen. »Wir hätten uns die Flöte gern einmal angesehen.«
    »Da gibt

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