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0227 - Stellas Rattenkeller

0227 - Stellas Rattenkeller

Titel: 0227 - Stellas Rattenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufhalten?«
    »Stimmt auch wieder.«
    Auf Zehenspitzen gingen wir die wenigen Stufen wieder hinunter.
    Wir erreichten den Flur und suchten nach der Kellertür.
    Suko sah sie an der Rückseite. Eine simple Holztür, an der der Lack bereits abblätterte. Er zog sie auf und starrte ebenso wie ich in die Dunkelheit.
    »Die scheinen doch oben zu sein«, bemerkte ich.
    Suko gab keine Antwort. Mein Partner bewegte sich neben mir.
    Ich hörte ihn suchen, er fand einen Lichtschalter und drehte ihn um.
    Es wurde hell.
    Und zwar so hell, daß wir jede Einzelheit sehen konnten.
    Wir hatten mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem, was wir da präsentiert bekamen.
    Es war der blanke Horror!
    ***
    Da war erst einmal die Größe des Kellers! Wobei man von dem Begriff Keller schon gar nicht mehr sprechen konnte, der passende Ausdruck war Gewölbe. Dieser ehemalige Keller unter dem Haus öffnete nach Verlassen der Treppe zu einem wahren Riesenverlies mit Rundbogendurchgängen und einer gewölbten Decke. Nicht nur das elektrische Licht erhellte den Keller, auch eiserne Ständer mit brennenden Kerzen, die rechts und links einer Frau standen, die wir unter dem Namen Stella Murdock kannten.
    Doch wie hatte sie sich verändert!
    Den weißen Kittel trug sie nicht mehr, sondern ein langes, hellrotes Gewand mit über den Kopf geschlagener Kapuze, so daß von ihr nur das schmale Gesicht zu sehen war. Vielleicht lag es am Licht der Kerzen, vielleicht war es auch die Farbe der Haut, auf jeden Fall zeigte das Gesicht einen blassen, bläulichen Schimmer. Nur das kräftige Rot der Lippen fiel auf, und es sah so aus wie die Farbe des langen Umhangs. Keinen Ton wich es davon ab.
    Die Frau stand da und sagte kein einziges Wort. Sie spielte auch nicht auf dieser seltsamen Flöte, denn die schrille Musik war nicht mehr zu hören.
    Stille…
    Stella allein war natürlich nicht schlimm und keine Horror-Gestalt.
    Es gab etwas, was uns direkt abstieß.
    Die zahlreichen Ratten vor ihren Füßen, die Stella in einem wilden Reigen umtanzten. Dabei liefen sie auch über ein menschliches Skelett, dessen Knochenreste vor Stellas Füßen lagen. Ein Bein war sogar noch angezogen. Der Knochen stieg schräg nach oben.
    Eine Ratte hockte auf dem Schädel. Wir konnten genau erkennen, wie sie ihr Maul bewegte und die spitzen Nager gegen den gelblich schimmernden Schädel hieb, wobei noch ihre Zunge über den Kopf fuhr.
    Wer war der oder die Tote? Und weshalb sorgte Stella nicht dafür, daß das Skelett aus dem Keller geschafft wurde? Komische Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, aber ich mußte den Anblick dieser Ratten erst einmal verdauen.
    »Ich habe Sie erwartet!« begrüßte Stella uns. »Ich wußte, daß Sie nicht aufgeben würden. Nicht nachdem, was Rocky mir alles von Ihnen berichtet hat. Ihn haben Sie fertiggemacht, doch an mir werden Sie sich die Zähne ausbeißen.«
    Ich lachte auf. »Sicher, Stella, sicher. Vielleicht beißen wir uns an Ihnen die Zähne aus, aber wir haben ebenfalls hinzugelernt wie auch Sie, der Sie Rocky Kochs Erbe übernommen haben.«
    »Ja, das habe ich«, hielt sie mir entgegen, wobei ich mich abermals wunderte, daß ihre Stimme so dumpf klang, normalerweise mußte sie einen hallenden Klang besitzen.
    »Leider ist Rocky nicht mehr in der Lage, die Armee der Ratten zu führen, aber er hat mir in nächtelangen Gesprächen davon berichtet, wie wichtig diese Ratten für ihn waren. Sie haben ihn akzeptiert, er ging auf sie ein, er konnte sich in ihre Psyche versetzen, und er fand heraus, daß die Ratten die Menschen ebenso haßten wie er. Mich hat er auch überzeugt. Gemeinsam suchten wir nach einem Weg, die Ratten wieder an uns zu ketten. Und es gibt zahlreiche Nager in London, dessen können Sie gewiß sein. Uns kam die Idee mit der Flöte. Wir beide haben sie zusammen hergestellt. Wenn ich darauf pfeife, dann gehorchen mir die lieben Tierchen. Ich spiele genau die Melodien, die sie verrückt machen, wie in dem alten Märchen aus Germany. Und dann geraten sie in Ekstase. Sie fallen über die Menschen her und zerfetzen sie. So wollte Rocky es, so wollte ich es, denn auch ich bin von den Menschen enttäuscht worden.«
    »Man sieht's«, sagte ich, wobei ich auf das Skelett deutete.
    »Ja, meine Mutter gehörte auch dazu. Sie kam hinter mein sorgsam gehütetes Geheimnis.«
    Unsere Gesichter verzerrten sich. Das Grauen kroch unsichtbar über unseren Rücken.
    »Ihre Mutter?« stöhnte ich.
    »Ja, genau sie. Sie wollte mich nicht verstehen

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